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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gefragt, aber sie war nicht mehr da. Die Kellnerin hat gesagt, sie hätte sie nicht gesehen.«
    »Und genau darum geht es. Wo ist sie geblieben?«
    Giuseppe hörte auf, mit dem Stuhl zu schaukeln. »Meinst du, dieser Mann hat die Rechnung genommen, nachdem wir gegangen sind?«
    »Ich meine gar nichts. Ich denke laut. Die Frage ist, was du geschrieben hast.«
    Giuseppe dachte nach, während er sprach. »Namen, glaube
    ich. Ja, jetzt bin ich sicher. Wir haben doch dagesessen und über die drei geredet. Herbert Molin, Abraham Andersson und Elsa Berggren. Wir haben versucht, einen Zusammenhang zwischen ihnen herzustellen.«
    Giuseppe setzte sich mit einem Ruck auf. »Ich habe die Namen aufgeschrieben und zwischen ihnen Pfeile gezogen. Es wurde ein Dreieck. Außerdem habe ich ein Hakenkreuz neben Abraham Andersson gemalt.«
    »Sonst nichts?«
    »An mehr erinnere ich mich nicht.«
    »Ich kann mich natürlich irren«, sagte Stefan, »aber als du die Rechnung zusammengeknüllt hast, meine ich, hinter dem Hakenkreuz ein großes Fragezeichen gesehen zu haben.«
    »Das kann stimmen.«
    Giuseppe stand auf und lehnte sich an die Wand. »Ich höre«, sagte er. »Ich beginne, deinen Gedankengang zu verstehen.«
    »Der Mann sitzt im Speisesaal im Hotel. Er bekommt mit, daß wir Polizisten sein können. Als wir aufstehen und gehen, nimmt er die Rechnung, die du zusammengeknüllt in den Aschenbecher gelegt hast. Jetzt tritt eine Anzahl unterschiedlicher Voraussetzungen ein. Wenn er die Rechnung nimmt, tut er es, weil er interessiert ist. Und interessiert ist er nur, wenn er auf irgendeine Weise in die Sache verwickelt ist.«
    Giuseppe hob die Hand. »Auf welche Weise?«
    »Das führt uns zu der zweiten Voraussetzung. Wenn es derselbe Mann ist, der Elsa Berggren heute nacht besucht hat und der versucht hat, mich umzubringen, dann müssen wir zumindest eine wichtige Frage stellen.«
    »Welche?«
    »Die Frage nach seiner Frage. >Wer hat Abraham Andersson getötet?««
    Giuseppe schüttelte irritiert den Kopf. »Jetzt kann ich dir nicht mehr folgen.«
    »Ich meine, daß uns diese Frage zu einer weiteren Frage führt. Der wichtigsten, die er nicht gestellt hat.«
    Giuseppe verstand. Er schien auszuatmen. »Wer Herbert Molin ermordet hat?«
    »Genau. Soll ich weitermachen?«
    Giuseppe nickte.
    »Man kann verschiedene Schlußfolgerungen ziehen. Die wahrscheinlichste ist die, daß er nicht nach Herbert Molin gefragt hat, weil er die Antwort bereits kannte. Das bedeutet mit ziemlicher Sicherheit, daß er selbst Herbert Molin getötet hat.«
    Giuseppe hob beide Hände. »Jetzt gehst du zu schnell vor. Wir Jämtländer brauchen ein bißchen länger. Wir werden also nach zwei Tätern suchen, so weit sind wir schon gekommen. Die Frage ist, ob wir auch nach zwei verschiedenen Motiven suchen sollen.«
    »Das ist nicht ausgeschlossen.«
    »Es fällt mir schwer zu glauben, daß das stimmen kann. Wir befinden uns an einem Ort, an dem Gewaltverbrechen dieser Art sehr selten sind. Und jetzt haben wir gleich zwei davon. Ohne daß es sich um denselben Täter handeln soll. Du mußt doch einsehen, daß meine ganze Erfahrung dagegen aufbegehrt.«
    »Einmal ist immer das erste Mal. Ich glaube, es ist an der Zeit, neue Gedanken zu formulieren.«
    »Dann denk sie laut.«
    »Jemand taucht hier in den Wäldern auf und bringt Herbert Molin um. Es ist gut geplant. Ein paar Tage später stirbt Abraham Andersson. Er wird von einer ganz anderen Person getötet. Aus irgendeinem uns unbekannten Grund will derjenige, der Molin getötet hat, wissen, was passiert ist. Er hat am See gezeltet. Er ist abgefahren, nachdem er Molins toten Körper an den Waldrand geschleppt hat, aber er kommt zurück. Er muß erfahren, was mit Abraham Andersson geschehen ist. Was das Motiv dafür war, daß er ermordet wurde. In einem Aschenbecher findet er einen Zettel, den ein Polizist weggeworfen hat. Was sieht er darauf? Nicht zwei Namen, sondern drei.«
    »Elsa Berggren?«
    Stefan nickte. »Er denkt sich, daß sie die Antwort weiß, und er bedrängt sie. Sie stürzt sich auf ihn, als er sie bedroht. Auf seiner Flucht laufe ich ihm durch Zufall in den Weg. Den Rest kennst du.«
    Giuseppe öffnete ein Fenster und ließ es angelehnt. »Und wer ist dieser Mann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es läßt sich eine weitere Vermutung anstellen, die uns möglicherweise direkt die Antwort darauf geben kann, ob ich recht habe.«
    Giuseppe wartete schweigend auf die Fortsetzung.
    »Wir glauben zu wissen,

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