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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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aus. »Auf jeden Fall sind wir einen großen Schritt weitergekommen«, sagte er. »Jetzt suchen wir schon zwei Personen. Eine kennen wir sogar mit Namen. Das muß als Fortschritt bezeichnet werden.«
    »Drei«, sagte Giuseppe. »Eigentlich suchen wir wohl drei Personen.«
    Keiner widersprach ihm.
    Stefan zog seine Jacke an und verließ das Bürgerhaus. Der Schnee unter seinen Füßen war weich, er dämpfte alle Geräusche. Immer noch segelten einzelne Schneeflocken auf den Boden. Unterwegs blieb er ein paarmal stehen und wandte sich um. Aber es war kein Schatten zu sehen. Die Ortschaft schlief. Veronica Molins Fenster war dunkel. Er fragte sich erneut, ob ihr Bruder und sie in Östersund übernachteten. Die Beerdigung sollte am nächsten Tag um elf Uhr stattfinden. Sie hatten Zeit genug, nach Sveg zurückzukehren, wenn sie es vorgezogen hatten, in Östersund zu bleiben. Er schloß die Eingangstür des Hotels auf. Obwohl es schon so spät war, saßen die beiden Männer vom vorigen Abend wieder da und spielten Karten. Sie nickten ihm zu, als er vorüberging. Jetzt konnte er Elena nicht mehr anrufen. Sie schlief. Während er an Magnus Holmström dachte, zog er sich aus, duschte und ging ins Bett. »Schüchtern«, hatte Pelle Niklasson gesagt. Den Eindruck konnte er sicherlich erwecken, wenn er sich Mühe gab, aber Stefan hatte etwas anderes gesehen. Einen vollkommen eiskalten, gefährlichen jungen Mann. Er hegte keinerlei Zweifel, daß Magnus Holmström versucht hatte, Fernando Hereira zu töten. Die Frage war nur, ob er auch Abraham Andersson getötet hatte. Warum Elsa Berggren die Schuld dafür auf sich genommen hatte, war immer noch unklar. Es konnte natürlich sein, daß sie schuldig war, aber Stefan weigerte sich, an diese Möglichkeit zu glauben. Es war durchaus möglich, daß Magnus Holmström ihr erzählt hatte, was nicht in den Zeitungen stand. Unter anderem das mit der Wäscheleine.
    Das Muster, dachte Stefan. Jetzt ist es deutlicher. Nicht vollständig, und viele Teile fehlen noch, aber trotzdem ist eine Art Tiefenschärfe entstanden. Er machte das Licht aus, dachte an die bevorstehende Beerdigung. Danach würde Veronica Molin in eine Welt zurückkehren, von der er nichts wußte.
    Ein Telefonklingeln zog ihn an die Oberfläche zurück. Völlig verschlafen tastete er nach seinem Handy, das in der Jackentasche lag.
    Es war Giuseppe. »Hab ich dich geweckt?«
    »Ja.«
    »Ich hab auch gezögert, ob ich anrufen sollte, aber ich dachte, du würdest es wissen wollen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Herbert Molins Haus steht in Flammen. Erik und ich sind auf dem Weg dahin. Der Alarm kam vor einer Viertelstunde. Ein Schneepflug ist vorbeigefahren, und der Fahrer hat den Feuerschein im Wald gesehen.«
    Stefan rieb sich die Augen.
    »Bist du noch da?« fragte Giuseppe.
    »Ja.«
    »Zumindest brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, daß jemand zu Schaden kommt. Es ist ein zerschossenes und unbewohntes Haus, das da abbrennt.«
    Der Empfang wurde schlechter, Giuseppes Stimme verschwand. Das Gespräch wurde unterbrochen. Dann rief er noch einmal an. »Ich wollte nur, daß du es weißt.«
    »Meinst du, der Brand bedeutet etwas?«
    »Das einzige, was ich mir denken kann, ist, daß jemand Herbert Molins Tagebuch gekannt hat und nicht wußte, daß du es schon gefunden hast.«
    »Du glaubst also, daß es Brandstiftung war?«
    »Ich glaube gar nichts. Das Haus war schon zum größten Teil zerstört. Der Brand kann natürliche Ursachen gehabt haben. Laut Erik haben sie hier in Sveg einen guten Feuerwehrhauptmann. Olof Lundin. Es soll noch nie vorgekommen sein, daß er eine Brandursache nicht feststellen konnte. Ich lasse wieder von mir hören.«
    Stefan legte das Handy auf den Tisch. Das Licht, das durch das Fenster hereinfiel, wurde vom Schnee reflektiert. Er dachte daran, was Giuseppe gesagt hatte. Seine Gedanken wanderten. Er legte sich zurecht, um wieder einzuschlafen.
    Es kam ihm vor, als befände er sich bereits bei der Anhöhe, die zum Krankenhaus hinaufführte. Er ging gerade an der Bäckäng-Schule vorüber. Es regnete. Oder vielleicht war es Schneeregen. Er hatte die falschen Schuhe angezogen, sich angezogen für das, was ihn erwartete. Die schwarzen Schuhe, die er im Jahr zuvor gekauft und fast nie getragen hatte. Er hätte Stiefel anziehen sollen. Zumindest die braunen Schuhe mit den dicken Gummisohlen. Die Nässe drang schon ein.
    Er konnte nicht einschlafen. Es war zu hell im Zimmer. Er stand auf und ließ das Rollo

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