Die Rückkehr des Tanzlehrers
für einen Eindruck von ihm?«
»Was meinen Sie damit? Eindruck?«
»Erledigt er seine Arbeit, hat er besondere Gewohnheiten, ist er auf irgendeine Weise extrem? Wann hat er zuletzt gearbeitet?«
»Er ist ziemlich schüchtern. Redet nicht viel. Ich weiß nicht richtig, was ich von ihm halten soll. Er hat seit vorigem Montag frei.«
»Aha. Warten Sie jetzt bitte dort, bis Sie jemand von der Polizei aus Stockholm anruft.«
Als Erik Johansson den Hörer auflegte, hatte Giuseppe schon das Polizeipräsidium in Stockholm angerufen. Stefan war damit beschäftigt, die Telefonnummer ausfindig zu machen, aber unter der angegebenen Adresse gab es der Auskunft zufolge niemanden, der Holmström hieß. Danach suchte er nach einem Mobiltelefon, das auf den Namen Magnus Holmström und unter dessen Personennummer angemeldet war. Auch dies ohne Resultat.
Nach zwanzig Minuten verstummten die Telefone gleichzeitig. Erik Johansson setzte Kaffee auf. Es schneite weiter, aber die Flocken fielen jetzt weniger dicht. Stefan sah aus dem Fenster. Der Boden war weiß. Giuseppe war auf die Toilette gegangen. Es dauerte fünfzehn Minuten, bis er zurückkam.
»Mein Bauch macht das alles nicht mit«, sagte er finster. »Er ist völlig verstopft. Ich bin seit vorgestern nicht ordentlich auf der Toilette gewesen.«
Sie tranken Kaffee und warteten. Kurz nach eins meldete sich ein diensttuender Polizeioberer aus Stockholm und berichtete, daß sie Magnus Holmström nicht angetroffen hatten, als sie zu der Wohnung seiner Mutter in Bandhagen gefahren waren und geklingelt hatten. Die Mutter, die Margot hieß, hatte erzählt, daß sie ihren Sohn seit mehreren Monaten nicht gesehen hatte. Er kam dann und wann, wenn sie bei der Arbeit war, und holte die Post ab. Wo er wohnte, wußte sie nicht. Die Suche würde im Laufe der Nacht fortgesetzt werden.
Giuseppe rief Staatsanwalt Lövander in Östersund an. Erik Johansson setzte sich an seinen Computer und fing an zu schreiben. Stefan dachte plötzlich an Veronica Molin und ihren Laptop, in dem sich ihr ganzes Leben befand. Er fragte sich, ob ihr Bruder und sie bei diesem Wetter noch nach Sveg gefahren oder ob sie die Nacht in Östersund geblieben waren. Giuseppe beendete das Gespräch mit dem Staatsanwalt.
»Jetzt läuft die Kiste«, sagte er. »Lövander hat begriffen, was da im Gange ist. Nun geht noch eine weitere landesweite Fahndung raus. Nicht nur nach einem roten Ford Escort, sondern auch nach einer Person, die Magnus Holmström heißt, vermutlich bewaffnet ist und als gefährlich eingestuft werden muß.«
»Man sollte seine Mutter fragen, ob sie seine politischen Ansichten kennt«, sagte Stefan. »Was für Post er so bekommt. Vielleicht hat er einen Computer in ihrer Wohnung, in dem er E-Mails empfängt.«
»Er muß irgendwo wohnen«, meinte Giuseppe. »Es ist zwar seltsam, daß er sich seine Post an die Adresse seiner Mutter schicken läßt, aber wahrscheinlich ist das unter Jugendlichen normal, die von Kumpel zu Kumpel, von Bude zu Bude ziehen. Er hat wahrscheinlich eine Hotmail-Adresse.«
»Alles läßt darauf schließen, daß er die Öffentlichkeit scheut«, schob Erik Johansson ein. »Weiß einer von euch, wie man hier auf den Bildschirm größere Buchstaben kriegt?«
Giuseppe zeigte es ihm.
»Man sollte ihn vielleicht auf Öland suchen«, sagte Stefan.
»Trotz allem habe ich ihn da getroffen. Und der Wagen ist in Söderköping aufgetankt worden.«
Giuseppe schlug sich ärgerlich mit der Handfläche gegen die Stirn. »Ich bin einfach zu müde«, brüllte er. »Daran hätte ich von Anfang an denken müssen.«
Er riß ein Telefon an sich und wählte erneut. Es dauerte unendlich lange, bis er schließlich den Kollegen in Stockholm am Apparat hatte, mit dem er zuvor gesprochen hatte. Während er wartete, bekam er von Stefan die Wegbeschreibung zu Wet-terstedts Haus auf Öland.
Es war halb zwei, als Giuseppe den Hörer auflegte. Erik Johansson schrieb immer noch. Draußen schneite es nicht mehr.
Giuseppe sah auf das Thermometer. »Minus drei Grad. Dann bleibt er liegen. Zumindest bis morgen.«
Er blickte Stefan an. »Ich habe das Gefühl, daß heute nacht nicht mehr viel passieren wird. Jetzt beginnt das große Treiben. Morgen früh wird ein Taucher an der Brücke nach der Waffe suchen. Bis dahin können wir, glaube ich, nichts Besseres tun, als zu schlafen. Ich übernachte bei Erik. Noch eine Nacht im Hotel würde mir heute den Rest geben.«
Erik Johansson schaltete den Computer
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