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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zusammenhing.
    Erkannte seinen katastrophalen Irrtum.
    Es war ein paar Minuten nach sieben. Es war noch dunkel. Stefan lief. Ein paarmal glitt er im Schnee aus und wäre fast gestürzt. Was jetzt vollkommen einsichtig war, vollkommen einfach und deutlich, hätte er längst einsehen sollen. Aber er war zu träge gewesen. Oder die Angst vor dem, was ihn in einigen Tagen im Krankenhaus erwartete, war zu groß gewesen. Ich hätte verstehen müssen, als Veronica Molin anrief und mich bat zurückzukommen, dachte er. Warum bin ich nicht mißtrauisch geworden? All die Fragen, die schon damals selbstverständlich waren, stelle ich erst jetzt.
    Er gelangte zur Brücke. Es war immer noch dunkel. Kein Giuseppe, kein Taucher. Wie lange würde Herbert Molins Haus brennen? Er griff nach seinem Handy und wählte Giuseppes Nummer. Noch immer dieselbe Frauenstimme, die ihn bat, es später zu versuchen. Beinah hätte er das Telefon dem Gewehr hinterhergeworfen, das vor ein paar Tagen auf dem Grund des Flusses versenkt worden war.
    Dann sah er, daß ihm ein Mann entgegenkam. Im Licht einer Straßenlaterne erkannte er ihn. An einem der ersten Tage in Sveg hatte er in der Küche des Mannes Kaffee getrunken. In seiner Erinnerung suchte er nach dem Namen. Es war der, der in seinem ganzen Leben keine längere Reise als bis nach Hede unternommen hatte. Dann kam er darauf. Björn Wigren. Der Mann hatte Stefan ebenfalls wiedererkannt.
    »Sind Sie noch hier?« fragte er verwundert. »Ich dachte, Sie wären längst abgereist. Elsa hat keinen Mord begangen, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Stefan fragte sich, woher Björn Wigren wissen konnte, daß sie festgenommen und nach Östersund gebracht worden war. Aber die Frage spielte im Moment keine Rolle. Hingegen konnte ihm Björn Wigren vielleicht helfen.
    »Wir können uns später über Elsa Berggren unterhalten«, sagte er. »Jetzt brauche ich Ihre Hilfe.«
    Stefan suchte in seinen Taschen nach Papier und Bleistift, ohne etwas zu finden. »Haben Sie etwas zu schreiben?«
    »Nein, aber ich kann nach Hause gehen und was holen, wenn es wichtig ist. Worum geht es denn?«
    Seine Neugier ist schrecklich, dachte Stefan und sah sich um. Sie standen am Brückenende. »Kommen Sie mit, hier entlang.«
    Sie gingen zu der Stelle, an der die Straße und die Brücke aufeinanderstießen. Dort war eine Schneewehe, und der Schnee war völlig unberührt. Stefan ging in die Hocke und schrieb mit dem Finger in den Schnee. Elsas Haus. Veronica. Gefährlich. Stefan.
    Dann erhob er sich wieder. »Können Sie lesen, was da steht?«
    Björn Wigren las laut. »Was bedeutet das?« fragte er.
    »Das bedeutet, daß Sie hierbleiben und warten sollen, bis ein paar Polizisten und ein Taucher kommen. Der Polizist ist wahrscheinlich Giuseppe Larsson. Es kann auch Rundström sein. Oder Erik Johansson, den kennen Sie ja. Sie sollen Ihnen dies hier zeigen. Haben Sie verstanden?«
    »Was bedeutet das?«
    »Nichts, was Sie im Moment etwas angeht, aber für die Polizisten ist es wichtig. Sie bleiben hier, bis die kommen.«
    Stefan strengte sich an, seiner Stimme Autorität zu verleihen. »Sie bleiben hier«, wiederholte er. »Haben Sie verstanden?«
    »Ja, aber ich bin schließlich neugierig. Hat es was mit Elsa zu tun?«
    »Das erfahren Sie noch früh genug. Wichtig ist jetzt nur, daß Sie begreifen, wie entscheidend das hier ist. Sie erweisen der Polizei einen großen Dienst.«
    »Ich bleibe hier. Ich war nur auf meinem Morgenspaziergang.«
    Stefan ließ Björn Wigren stehen und ging weiter über die Brücke, während er versuchte, den Polizeinotruf zu wählen. Immer noch die Frauenstimme. Er fluchte und steckte das Handy in die Tasche. Jetzt konnte er nicht länger warten. Er bog nach links ab und blieb vor Elsa Berggrens Haus stehen. Versuchte, vollkommen ruhig zu sein. Es gibt nur eine Möglichkeit, sagte er sich; ich muß so überzeugend wie möglich auftreten. Den Eindruck erwecken, von nichts etwas zu wissen. Veronica Molin muß mich weiter für den Idioten halten, als den sie mich bisher aus guten Gründen schon betrachtet hat.
    Er dachte an die Nacht, in der er neben ihr geschlafen hatte. Wahrscheinlich war sie aufgestanden, als er schlief, und hatte sein Zimmer im Obergeschoß durchsucht. Das war der Grund dafür gewesen, ihn in ihr Bett zu lassen. Nicht einmal das hatte er durchschaut. Er war eitel und eingebildet gewesen. Außerdem hatte er Elena hintergangen. Veronica hatte sich seine Schwäche zunutze gemacht.
    Er sah

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