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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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verheiratet. Ich hätte fast einen Schock bekommen, als er plötzlich anrief und sagte, er sei in Schottland. Das war das einzige Mal in meinem Leben, daß ich meinen Mann belogen habe. Ich sagte ihm, daß ich Überstunden machte, wenn ich Herbert traf. Und Herbert versuchte, mich dazu zu überreden, mit ihm nach Schweden zu kommen.«
    Sie hatten das eine Ende des Schlachtfelds erreicht. Sie kehrte um und folgte einem Weg, der sich neben einer niedrigen Steinmauer dahinschlängelte.
    Erst als sie wieder zu ihrem Ausgangspunkt, dem Tor in der Mauer, zurückgekommen waren, sah sie Stefan wieder an.
    »Ich pflege um diese Zeit Tee zu trinken. Dann gehe ich wieder hinaus. Leisten Sie mir Gesellschaft?«
    »Gern.«
    »Herbert trank immer nur Kaffee. Allein so etwas. Wie hätte ich mit einem Mann leben können, der Tee verachtete?«
    Sie gingen in die Cafeteria. An einem Tisch saßen ein paar jüngere Männer in Kilts und unterhielten sich gedämpft.
    Margaret wählte einen Tisch am Fenster, von wo ihr Blick über das Schlachtfeld ging, bis nach Inverness und zum Meer. »Ich mochte ihn nicht«, sagte sie plötzlich mit fester Stimme. »Er klammerte sich an mich, obwohl ich ihm von Anfang an sagte, daß seine Reise sinnlos war. Ich hatte schon einen Mann. Und mit dem hatte ich genug Maleschen, weil er viel zuviel trank. Aber er war der Vater meines Sohnes, und das war mir das Wichtigste. Ich sagte Herbert, er solle sich zusammenreißen und nach Schweden zurückfahren. Ich dachte, er hätte das akzeptiert und wäre abgefahren, doch dann rief er wieder bei der Polizeiwache an. Weil ich fürchtete, daß er es fertigbrächte, bei mir zu Hause aufzutauchen, sagte ich zu, mich wieder mit ihm zu treffen. Und da erzählte er.«
    »Daß er Nazi sei?«
    »Gewesen sei. Ihm war schon klar, daß ich die Brutalität Hitlers während des Luftkriegs hier in Großbritannien kennengelernt hatte. Er behauptete, er bereue alles.«
    »Haben Sie ihm geglaubt?«
    »Ich weiß nicht. Ich wollte nur, daß er wieder verschwindet.«
    »Aber Sie haben weiter Spaziergänge mit ihm gemacht?«
    »Er begann mich als Beichtmutter zu benutzen. Er beteuerte, es sei alles eine jugendliche Verirrung gewesen. Ich weiß noch, daß ich manchmal fürchtete, er würde vor mir auf die Knie fallen, während wir spazierengingen. Eigentlich war das alles entsetzlich. Er wollte, daß ich ihm verzeihen sollte. Als wäre ich ein Pfarrer oder ein Sprachrohr all derer, die in der Hitlerzeit gelitten haben.«
    »Und was sagten Sie zu ihm?«
    »Daß ich ihm zuhören könnte. Aber daß sein Gewissen mich nichts anginge.«
    Die Männer im Kilt standen auf und verließen die Cafeteria. Der Regen war jetzt stärker geworden, das Wasser klatschte an die Scheibe.
    Sie sah ihn an. »Aber das stimmte also nicht?«
    »Was?«
    »Daß er es bereute?«
    »Ich bin davon überzeugt, daß er bis zu seinem Tod Nazi war. Er hatte Angst, er war entsetzt über das, was in Deutschland geschehen war. Aber seinem Glauben hat er wohl nie abgeschworen. Er hat ihn sogar seiner Tochter weitergegeben. Die auch tot ist.«
    »Was war mit ihr?«
    »Sie kam bei einer Schießerei mit der Polizei ums Leben. Es fehlte nicht viel, und sie hätte mich getötet.«
    »Ich bin eine alte Frau«, sagte sie. »Ich habe Zeit. Oder keine Zeit. Aber diese Geschichte will ich von Anfang an hören. Zum erstenmal beginnt Herbert Molin mich zu interessieren.«
    Als Stefan schon in der Maschine zurück nach London saß, wo Elena auf ihn wartete, dachte er, daß er selbst erst da, in der Museumscafeteria von Culloden, als er Margaret Simmons die Geschichte erzählte, wirklich begriff, was in jenen Herbstwochen in Härjedalen geschehen war. Jetzt sah er alles neu, die blutigen Tangoschritte, die Spuren des Zelts am schwarzen Wasser. Vor allem sah er sich selbst, den, der er damals gewesen war, einen ruhelosen Menschen, der sich wie ein zuckender Schatten am Rande einer seltsamen Mordermittlung bewegte. Als er Margaret jetzt die Geschichte erzählte, kam es ihm so vor, als sei er selbst ein Stein im Spiel geworden, er war es und er war es doch nicht, jener andere, mit dem er nichts mehr zu tun haben mochte.
    Als er schließlich geendet hatte, saßen sie lange schweigend und schauten durchs Fenster auf den langsam nachlassenden Regen. Sie stellte keine Fragen zu dem, was er erzählt hatte, saß nur da und strich mit einem ihrer mageren Finger über ihre Nase. Es waren nicht viele Besucher in Culloden an diesem Tag. Die Mädchen

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