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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Besucherstuhl. Erik Johansson hatte die triste Einrichtung mit einer Teufelsmaske an der Wand aufgelockert.
    »Die habe ich mal in New Orleans gekauft. Ich war betrunken und habe sicher viel zuviel dafür bezahlt. Ich dachte, sie könnte hier hängen. Als Erinnerung an all die bösen Mächte, die der Polizei das Leben schwermachen.«
    »Bist du hier heute allein?« fragte Stefan.
    »Ja«, antwortete Erik Johansson heiter. »Wir sollten eigentlich zu viert oder fünft sein. Aber die Leute sind entweder krankgeschrieben, oder sie haben Fortbildungsurlaub oder bekommen Kinder. Und Vertretungen gibt es ja nicht.«
    »Geht das denn?«
    »Überhaupt nicht. Aber die Leute, die hier über Tag anrufen, brauchen sich wenigstens nicht mit einem Anrufbeantworter herumzuärgern.«
    »Und abends rufen sie dich privat an? So wie Elsa Berg-gren?«
    »Richtig. Das ist eine provisorische Notrufnummer, die viele hier in der Stadt kennen«, antwortete Erik Johansson.
    »Stadt?«
    »Ich nenne Sveg eine Stadt. Auf diese Weise wird es ein bißchen größer.«
    Das Telefon klingelte. Stefan betrachtete die Maske und fragte sich, was es wohl für Neuigkeiten waren, die Johansson ihm angekündigt hatte. Das Telefongespräch drehte sich um jemanden, der einen Traktorreifen auf einer Straße gefunden hatte. Erik Johansson schien ein Mann mit großer Geduld zu sein. Schließlich legte er auf.
    »Elsa Berggren hat heute morgen angerufen. Ich habe versucht, dich im Hotel zu erreichen.«
    »Und was wollte sie?«
    »Dich zum Kaffee einladen.«
    »Das klingt komisch.«
    »Nicht komischer, als dazustehen und ihr Haus anzustarren.«
    Erik Johansson erhob sich. »Sie ist jetzt zu Hause«, sagte er. »Fahr sofort hin. Sie wollte nachher Besorgungen machen. Und komm gern wieder her und erzähl mir, ob sie dir etwas Interessantes gesagt hat. Aber nicht heute nachmittag oder heute abend. Da muß ich nach Funäsdalen. Ich habe dort eine dienstliche Angelegenheit zu erledigen und spiele anschließend mit ein paar Kumpels Poker. Obwohl wir mitten in einer Mordermittlung stecken, muß man versuchen, möglichst normal zu leben.«
    Erik Johansson verschwand zu seinem wartenden Kaffee. Stefan ging hinaus und schaute den Bären an.
    Dann fuhr er nach Ulvkälla und parkte vor dem weißen Haus. Als er den Wagen wendete, sah er Björn Wigren draußen auf der Straße stehen und nach jemandem Ausschau halten, den er mit einer Tasse Kaffee in die Küche locken konnte.
    Sie öffnete die Tür, bevor er geklingelt hatte. Stefan wußte nicht, was er erwartet hatte. Kaum die gutgekleidete Dame, die vor ihm stand. Sie hatte schwarzgefärbte lange Haare und war um die Augen stark geschminkt.
    »Ich dachte, es wäre ebensogut, herzukommen«, sagte sie, »als dort draußen auf der Straße zu stehen.«
    Stefan betrat den Flur. Jetzt war er weiter gekommen als Björn Wigren in vierzig Jahren. Sie führte ihn in das Wohnzimmer, das nach hinten und zum Garten hinausging. In der Entfernung konnte Stefan die bewaldeten Hügel sehen, die sich zur Orsafinnmark hin erhoben.
    Der Raum war kostspielig eingerichtet. Im Gegensatz zu Björn Wigren gab es keine Zigeunerfrauen mit entblößten Brüsten an den Wänden. Statt dessen hingen dort Ölgemälde, und Stefan dachte, daß Elsa Berggren einen guten Geschmack hatte. Sie entschuldigte sich und verschwand in der Küche. Er setzte sich aufs Sofa und wartete.
    Dann stand er auf. In einem Bücherregal sah er eine Reihe eingerahmter Fotos. Eines der Bilder zeigte zwei Mädchen auf einer Parkbank. Wahrscheinlich vor Jahrzehnten aufgenommen. Im Hintergrund war ein Haus zu sehen, an dem ein Schild hing. Stefan beugte sich vor, um zu lesen, was dort stand. Es schien nicht Schwedisch zu sein. Aber das Schild war zu verschwommen, um es wirklich zu erkennen. Dann hörte er sie mit einem Tablett klappern. Er setzte sich wieder aufs Sofa. Sie deckte auf und schenkte ihm Kaffee ein.
    »Ein Mann steht da und starrt mein Haus an«, sagte sie. »Ich wundere mich natürlich. Und gleichzeitig werde ich unruhig. Nach dem, was Herbert passiert ist, ist hier nichts mehr wie vorher.«
    »Ich will Ihnen erklären, warum ich dort gestanden habe«, sagte Stefan. »Herbert Molin war mein Kollege. Ich bin auch Polizist.«
    »Erik hat es mir erzählt.«
    »Ich bin krankgeschrieben worden und hatte Zeit. Deswegen bin ich hergefahren. Zufällig habe ich mit Hans Marklund gesprochen, dem Makler in Krokom. Er hat mir erzählt, daß Sie das Haus für Herbert gekauft

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