Die Rückkehr des Verführers
Macy vor drei Jahren gestorben wäre … Normalerweise hatte er alles im Griff, doch so wurde er daran erinnert, dass er eben nicht alles im Leben unter Kontrolle hatte.
„Chris!“, rief Macy.
Er zügelte sein Pferd, und der Anblick von Macy verstärkte seinen Wunsch, sie in seine Arme zu ziehen. Aber er musste erst wieder Herr über seine Gedanken werden, denn im Augenblick fühlte er sich verletzlich. Das letzte Mal war es ihm beim Tod seines Vaters so ergangen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Was für eine furchtbare Vorstellung, dass du hättest sterben können“, sagte er kopfschüttelnd. „Und dann hätte ich keine Gelegenheit gehabt, dich wiederzusehen.“
Sie schluckte und lenkte ihr Pferd neben seins. Im Licht der frühen Morgensonne wirkte sie so gesund, dass es nur schwer vorstellbar war, wie schwer es ihr in den vergangenen Jahren gefallen sein musste, wieder ein normales Leben zu führen.
„Das geht mir genauso. Ich habe den Eindruck, dass es zwischen uns beiden noch etwas Unerledigtes gibt“, gestand sie.
„Das kannst du laut sagen“, bekräftigte er. Wie gern hätte er sie jetzt in den Armen gehalten und alles getan, um ihr Sicherheit zu bieten! Allerdings war das ein törichter Gedanke, denn hier draußen drohte ihr keinerlei Gefahr. „Lass uns zum Stall zurückkehren. Leistest du mir beim Frühstück Gesellschaft?“
„Deine Mom hat sich doch so viel Mühe gegeben. Da sollte ich wohl dein Angebot annehmen.“
Sie brachten die Pferde zum Stall zurück und gingen dann zu ihren Wagen. „Soll ich dir nachfahren?“, fragte Macy.
„Nein, lass uns den Porsche nehmen. Ich kenne ein nettes Plätzchen nicht weit von hier.“
„Hast du nicht eigentlich einen Geländewagen?“
„Den Porsche habe ich mir aus Dallas nachbringen lassen. Ich mag schnelle Autos.“
„Ich habe dafür nicht viel übrig“, bemerkte sie.
„Ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht“, beteuerte er. „Vertraust du mir?“
„Ja. Okay, ich fahre mit dir. Aber ich habe nicht lange Zeit. Ich muss ins Büro.“
„Da du mit dem Boss gut bekannt bist, wird er dich bestimmt nicht gleich feuern, wenn du dich mal verspätest“, erwiderte Chris verärgert, weil ihr Vater anscheinend immer noch die zentrale Rolle in ihrem Leben zu spielen schien. Dabei wünschte Chris doch, der wichtigste Mann in Macys Leben zu sein, ihr Fels in der Brandung. Verdammt, er wollte mehr von Macy als gelegentliche Treffen und Erinnerungen austauschen – er wollte sie .
Das war eine unbestreitbare Tatsache. Allerdings konnte er nicht fassen, dass er immer noch versuchte, sie zu beeindrucken – denn allein aus diesem Grund war er mit dem Porsche gekommen. Ihm war es vor allem wichtig gewesen, dass Macy ihn in diesem Auto sah – alle anderen Menschen aus Royal waren ihm gleichgültig.
„Das stimmt zwar, aber ich will keine Sonderbehandlung. Mein Dad lässt mir sehr viel Freiheit in dem Job, weil ich immer noch nicht ganz auf dem Damm bin. Warte mal! Ich hatte tatsächlich gerade vergessen, dass ich meine letzte OP hinter mir habe. Weißt du, was das bedeutet?“ Ein Lächeln schien ihr hübsches Gesicht noch mehr zum Strahlen zu bringen.
„Nein? Was denn?“, ging er auf ihr Spiel ein.
„Dass ich nie wieder zum Arzt gehen und mich beraten lassen muss“, antwortete sie. „Das ist vielleicht eine Erleichterung.“
„Das freut mich wirklich.“
„Und mich erst. Ich kann gar nicht glauben, dass ich nicht vorher daran gedacht habe.“
Chris zog sie in die Arme und hielt sie fest. Dabei spürte er ihren sanften Atem an seinem Hals und dankte Gott dafür, dass sie am Leben und wieder völlig gesund war. In ihren dunkelsten Tagen war er nicht an ihrer Seite gewesen, aber er würde von nun an alles dafür tun, damit sie Spaß am Leben hatte.
Fest hielt sie ihn umschlungen, und er erwiderte diese Umarmung, als würde sein Leben davon abhängen. Dabei versuchte er, all das in diese Berührung zu legen, da ihm die richtigen Worte nicht einfallen wollten.
„Wo wollen wir denn frühstücken?“, erkundigte sie sich.
Nur zögernd ließ er sie los und ging zum Porsche, um ihr die Beifahrertür aufzuhalten. Misstrauisch sah sie erst in den Wagen, bevor sie schließlich langsam herüberkam. Ihm fiel auf, dass sie leicht hinkte.
„Ist mit deinem Bein alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
„Nur ein kleine Muskelverletzung. Nach dem Reiten spüre ich es immer besonders stark“, erklärte sie. „Aber du
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