Die Rückkehr des Verführers
Frau. „Das bedeutet mir mehr, als ich sagen kann.“
Tom nickte ihnen zu, bevor er wieder ging, und Macy verspürte tiefe Dankbarkeit für die Erkenntnis, dass sie nicht allein gewesen war, auch wenn sie es in den letzten drei Jahren manches Mal befürchtet hatte.
Chris saß so gekonnt auf, als wäre er in einem Sattel geboren worden. Macy beobachtete ihn dabei, wie er das Pferd einige Runden im Hof traben ließ, bevor er zu ihr zurückkehrte, nachdem Butterblume von Anne gebracht worden war.
Macy setzte den Helm auf und saß auf. Eigentlich hätte sie für diesen kurzen Ausritt keinen Kopfschutz benötigt, aber ihre Ärzte hatten darauf bestanden, als sie so kurz nach dem Unfall wieder mit dem Reiten begonnen hatte, und seitdem hatte sie sich daran gewöhnt. Die Schutzkleidung war zu einem Teil ihrer Routine geworden, und sie war nicht gewillt, das zu ändern.
„Ich folge dir“, sagte Chris.
Macy warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, als sie vom Hof ritten.
Chris folgte ihr durch den kleinen Wald hinter dem Reitstall, und als der Pfad breit genug war, ritt er an ihre Seite. „Wie oft kommst du hierher?“, fragte er mit seiner sexy tiefen Stimme, und Macy wünschte, er würde weitersprechen, weil ihr der Klang so gut gefiel.
„Dreimal die Woche. Eine ganze Weile ist es das Einzige gewesen, was ich machen konnte. Tom und Anne haben mich niemals neugierig angestarrt. Und als ich noch eine Gehhilfe gebraucht habe, haben sie mir sogar in den Sattel geholfen.“
„Ist das denn nicht gefährlich gewesen?“, hakte er besorgt nach.
„Was?“, gab sie zurück. In den Ausritten während ihrer Genesungsphase hatte sie an manchem Tag erst die Kraft gefunden, nicht in Hoffnungslosigkeit zu versinken.
„Allein auszureiten, wenn du eigentlich noch nicht alleine laufen konntest“, erwiderte er.
Sie schüttelte den Kopf und dachte daran zurück, wie schwach sie sich zu Anfang gefühlt hatte, zumal ihr gesamter rechter Oberschenkel wegen des fehlenden Muskels höllisch geschmerzt hatte. Aber sie hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, wieder zu reiten, weswegen sie entschlossen an ihrem Vorhaben festgehalten hatte. „Tom ist mir immer im Abstand von fünfzig Metern oder so gefolgt.“
„Warum ist er dann nicht gleich mit dir geritten?“, wollte Chris wissen.
„Weil ich gerne allein sein wollte“, erklärte sie und zog an den Zügeln, sodass Butterblume stehen blieb. Chris zügelte seinen Rotbraunen neben Macys Pferd. Macy erinnerte sich noch zu gut an diese ersten Ausritte, an denen sie unentwegt geweint hatte. Es war ein überwältigendes Gefühl gewesen, wieder in der freien Natur zu sein und etwas zu tun, was ihr vertraut war.
Chris legte seine Hand auf ihre. „Tut mir leid, dass du das alles allein hast durchstehen müssen.“
„Ich musste einfach. Entweder konnte ich mir selbst beweisen, dass ich es schaffe oder ich hätte bis zum Ende meines Lebens in Abgeschiedenheit auf Daddys Ranch leben müssen.“
„Aber jetzt bist du nicht mehr länger abhängig von ihm, schließlich bist du wieder völlig gesund. Wann ziehst du aus?“, fragte Chris.
„In ein paar Wochen. Du darfst nicht denken, dass ich schwach bin und ohne Hilfe nichts hinbekomme. Die Ärzte sind dagegen gewesen, dass ich alleine wohne, als sie mich zum ersten Mal aus dem Krankenhaus entlassen haben … und Daddy hat mich nicht aus den Augen lassen wollen. Schließlich wäre ich beinahe gestorben.“
Chris beugte sich zu ihr herüber und zog sie an sich, bevor er ihr einen leidenschaftlichen Kuss gab. Dann ließ er sich wieder in den Sattel sinken und trieb sein Pferd zu einem leichten Trab an. Macy wartete einen Moment, bevor sie ihm mit Butterblume folgte.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Chris nicht gern hörte, was ihr beinahe widerfahren wäre. Natürlich war es all ihren Freunden so gegangen, aber bei Chris hatte sie das erste Mal das Gefühl, dass er sie aufrichtig vermisst hätte, wäre sie bei dem Unfall ums Leben gekommen.
Ihr wurde mit einem Mal bewusst, dass sie sehr gern eine feste Beziehung mit Chris eingehen würde. Dieses Gefühl verleitete sie sogar ein wenig dazu, von einer Zukunft mit ihm zu träumen und möglicherweise Kinder mit ihm haben zu wollen. Und das alles hatte sie Chris zu verdanken.
Chris mochte sich gar nicht vorstellen, was Macy alles hätte widerfahren können. Als er Royal verlassen hatte, hatte er die Vergangenheit abgeschüttelt wie Staub von seinen Stiefeln. Doch wenn
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