Die Rückkehr des Verführers
sagte Brad. „Sie sieht jetzt aber richtig gut aus.“
„Ja, wir haben gefeiert, dass ihr endlich die letzten Verbände abgenommen wurden“, erzählte Chris. „Und ich finde auch, dass sie sehr attraktiv ist.
„Das sind ja großartige Neuigkeiten. Ich habe zwar den Kontakt zu ihr verloren, aber du vermutlich nicht, oder?“, erkundigte sich Brad.
Niemand wusste, dass Macys Vater damals der Grund für ihre Trennung gewesen war. Chris hatte nicht gewollt, dass an der Uni darüber getratscht wurde, weswegen er behauptet hatte, sie hätten sich auseinandergelebt.
„Nein, eigentlich nicht. Ich bin ihr zufällig im Krankenhaus begegnet“, antwortete er.
Brad nickte. „Du hast deine Mom besucht, richtig? Geht es ihr besser?“
„Die Ärzte wissen immer noch nicht, was mit ihrem Herzen nicht stimmt. Einer von ihnen hat mir geraten, sie öfter zu besuchen, weil die Attacken immer häufiger auftreten.“
„Vielleicht solltest du das wirklich.“
Chris zuckte mit den Schultern. „Ich habe immer mehr gewollt, als Royal mir bieten konnte“, erklärte er. Allerdings bot Royal ihm auch wieder Macy – und an ihr war er sehr interessiert. „Diese Stadt ist einfach nicht so weltoffen wie Dallas.“
Royal war mit dem Ölgeschäft reich geworden. Hier wurden immer noch eine Menge alter texanischer Traditionen hochgehalten. Wahrscheinlich musste man hier geboren sein, um das zu verstehen, dachte Chris kopfschüttelnd.
„Danke, dass du dir heute für mich Zeit genommen hast, Chris“, sagte Brad.
„Gern geschehen. Heute Abend kann ich wohl schon eine grobe Einschätzung abgeben, was der Umbau des Clubgebäudes kostet. Die Kalkulationen für die Neubauten dauern allerdings noch eine Weile.“
„Das ist gar kein Problem.“
Nachdem sie ihr Bier ausgetrunken hatten, ging Chris und sah Abby im Türdurchgang stehen. Er lächelte, als sie zufälligerweise in seine Richtung sah, und sie winkte ihm zu, bevor er das Gebäude verließ. Er fragte sich, ob sie sich auch so fehl am Platze in dem Club vorkam. Seine Beziehung mit Macy wies gewisse Ähnlichkeiten mit Abbys Verhältnis zum Club auf. Abby wollte gern glauben, dass die Welt sich verändert hatte, und Chris – seitdem er vermögend war – hoffte, dass Macys Vater sich nicht mehr in ihre Beziehung einmischte.
Auf dem Weg zu seinem Wagen klingelte sein Mobiltelefon. „Richardson“, meldete er sich.
„Chris? Ich bin’s. Macy.“
„Hallo. Was kann ich für dich tun?“
„Also … hast du vielleicht morgen früh Lust auf einen Ausritt?“
„Auf eurer Ranch?“
„Nein, bei Tom’s Stables. Weißt du, wo das ist?“
„Ja, weiß ich. Okay, und wann?“
„Um sechs.“
„Das ist zwar ziemlich früh, aber ich komme“, sagte er zu.
„Bis morgen dann.“
Sie legte auf, bevor er sich von ihr verabschieden konnte, und er steckte das Telefon zurück in die Tasche. Seit Jahren hatte er nicht mehr auf einem Pferd gesessen, aber er würde Macy garantiert nicht absagen. Denn endlich tat sie das, was er sich in der Highschool immer von ihr erträumt hatte – sie ergriff die Initiative in ihrer Beziehung.
Um fünf Uhr morgens wachte Macy auf und zog ihre Reithose, eine passende Hemdbluse und eine Reitjacke an. Reiten war eins der wenigen Dinge gewesen, die sie auch während ihrer langen Genesungsphase durchgehend betrieben hatte. Sie fuhr durch die Straßen von Royal, auf denen um diese Zeit kaum Verkehr herrschte. An diesem Augustmorgen war es zwar warm, aber noch nicht heiß.
Als sie einparkte, sah sie Chris, der an der Kühlerhaube seines Porsche lehnte. Es war ein sehr auffälliger Wagen, und sie vermutete, dass das der Grund dafür war, dass er sich heute dafür entschieden hatte. Er stellte die Zeichen seines Erfolges zur Schau, und Macy bedauerte aus ganzem Herzen, damals auf ihren Dad gehört und Chris verlassen zu haben. Wären sie zusammengeblieben, würde ihr Leben jetzt sicherlich anders aussehen – und sie wäre möglicherweise immer noch die Frau an seiner Seite.
„Guten Morgen“, begrüßte sie ihn, nachdem sie aus ihrem Wagen gestiegen war. Früher hatte sie ein spritziges BMW-Cabrio gefahren, doch jetzt war sie auf einen Cadillac – ein robustes und vor allem sicheres Auto – umgestiegen, den ihr Vater ihr geschenkt hatte.
„Guten Morgen. Ich bin schon seit Jahren nicht mehr geritten“, gestand Chris, als er zu ihr trat. „Du wirkst, als würdest du zu einem Wettkampf im Dressurreiten fahren.“
„Stimmt doch gar
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