Die Rückkehr des Verführers
Daddys Ranch.“
„Mmmh, hmm.“
Dieser knappen Äußerung nach war er wohl noch nicht zum Reden bereit, und Macy fragte sich, warum er sich immer vor ihr unter Beweis stellen wollte.
Im Grunde verstand sie, was er meinte. Das Reiten hatte ihr einst dasselbe bedeutet, denn auf diese Weise hatte sie sich selbst bewiesen, nicht so schwer verletzt zu sein, wie es den Anschein hatte.
„Ob wir wohl jemals aufhören, uns etwas beweisen zu wollen?“, fragte sie. „Jeden Tag streite ich mit meinem Dad, weil er mich immer noch wie eine Zwölfjährige behandelt. Ich weiß ja, dass ich einen schlimmen Unfall gehabt habe, aber mittlerweile bin ich völlig geheilt. Es ist an der Zeit, dass er mich endlich wie eine Erwachsene behandelt.“
Chris schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Es scheint immer ein neues erstrebenswertes Ziel am Horizont zu geben, etwas, das ich unbedingt auch noch erreichen muss. Aber gleichgültig, was ich erreiche, es genügt nicht, um die Leere in mir auszufüllen.“
Sie griff nach seiner Hand. Ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, dass dieser erfolgreiche und selbstbewusste Mann dieselben Befürchtungen hegen könnte wie sie. Ihr gefiel es, dass sie in dieser Hinsicht etwas gemeinsam hatten.
„Mir geht es genauso. Erst ist es darum gegangen, einfach nur zu überleben, dann wollte ich wieder gesund werden. Anschließend habe ich daraufhin gearbeitet, mein Aussehen wiederherzustellen … und jetzt mein Selbstvertrauen. Kennst du das Gefühl?“
„Ja“, erwiderte er und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, neben ihm Platz zu nehmen. Dann lehnte er sich gegen den Baumstamm, und als Macy sich setzte, zog er sie an sich, sodass sie zwischen seinen Beinen saß und mit dem Rücken an seiner Brust lehnte.
Er legte die Arme um sie und legte den Kopf an ihre Schulter. Macy schmiegte sich in seine wohltuende Umarmung.
„Das Haupthaus werde ich wohl genau hier bauen“, erklärte er.
„Du willst das Grundstück also wirklich kaufen?“ Sie wandte sich um, um ihn anzusehen, denn sie wollte sich nicht zu sehr an Chris gewöhnen. Schließlich würde er nicht in Royal bleiben, selbst, wenn er hier Land kaufte – sein Leben würde sich immer in Dallas abspielen.
„Ja. Ich baue ein kleines Haus hier für meine Mom.“ Er deutete nach links. „Ich weiß, dass sie ihre Unabhängigkeit schätzt, aber ich will sie näher bei mir haben, wenn ich in der Stadt bin.“
Macy berührte es zutiefst, dass Chris sich so sehr um seine Mutter sorgte. Gerade bei Familien, deren Mitglieder über das ganze Land verstreut lebten, war das nicht gang und gäbe, und Macy gefiel dieser Charakterzug an Chris.
„Warum kaufst du nicht ein Haus in Pine Valley?“, fragte sie, während sie den Picknickkorb öffnete und die Frischhaltedosen herausholte. Das gehobenere Wohnviertel erschien ihr irgendwie passender für Chris.
„Weil ich mein Traumhaus bauen will.“ Er schenkte aus einer Thermoskanne Kaffee ein. Der Imbiss, den Maggie für sie zubereitet hatte, duftete verführerisch, als Macy ihn auspackte.
„Und wie soll dein Traumhaus aussehen?“
„Da fallen mir eine Menge Sachen ein. Wenn ich die Pläne gezeichnet habe, zeige ich sie dir gerne. Vielleicht heute Abend beim Dinner.“
Manchmal war er wirklich ziemlich von sich selbst eingenommen, dachte sie und fragte sich, ob sie es ihm vielleicht ein wenig zu einfach machte. Allerdings wollte sie sehr gern mit ihm zu Abend essen, denn sie mochte diesen Mann, den sie allmählich wieder kennenlernte.
„Essen wir denn heute zusammen zu Abend?“, fragte sie.
„Ich würde sehr gerne. Nicht im Club, sondern vielleicht an einem privateren Ort, wo ich mir nicht wie auf dem Präsentierteller vorkomme.“
„Das würde mir gefallen“, entgegnete sie lächelnd. „Mein Dad ist heute Abend in Midland zu seiner wöchentlichen Pokerrunde. Wie wär’s, wenn ich für uns koche?“
Chris verschränkte die Arme vor der Brust. „Diese Heimlichtuerei erinnert mich aber sehr an früher.“
„Ja, ich weiß, aber so habe ich das gar nicht gemeint. Mein Haus ist einfach noch nicht vorzeigbar.“
„Aber warum treffen wir uns trotzdem nicht bei dir?“, schlug er vor. „Dann können wir zu Abend essen und Pläne schmieden, wie wir es vorzeigbar machen.“
Der Gedanke gefiel ihr. „Nächsten Samstag habe ich die Leute von der Umzugsfirma bestellt, um meine Sachen zu holen.“
„Stellst du jemanden für die Arbeiten rund ums Haus ein?“, wollte er wissen.
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