Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Aber geringere Wesen sind begierig darauf. Sollte Thomas Covenants Sohn oder der Egger in den Besitz deines Rings gelangen, würde er genügend wilde Magie anwenden, um Kasteness' Hunger zu stillen.
Andererseits ist mein Großvater zornig auf mich. Er verabscheut meinen Wunsch, dir zu dienen. Deshalb hat er mich zur Strafe und als Falle hierher beordert. Meine Anwesenheit garantiert deinen Tod – und seinen Triumph. Solltest du jedoch ein Mittel finden, mich umzustimmen, sodass ich mich veranlasst sehe, ihn zu verraten, wirst du selbst ihm seinen Triumph verschaffen.«
Plötzlich erzitterte der ganze Hügel, und Linden stellte sich breitbeinig hin, um im Gleichgewicht zu bleiben, als hinter dem Ostrand des Plateaus eine feurige Lohe aufstieg. Bösartigkeit überflutete ihre Sinne, als die Skurj aus der Erde brachen. Von ihrem Standort aus verdeckte der Felsrand die Ungeheuer, aber sie nahm wahr, dass es viele waren. Jedes Brüllen verschlimmerte die anderen, bis die Luft selbst vor Schmerzen zu schreien schien.
Sie blendete das Gebrüll mit bewusster Anstrengung aus. Sie durfte jetzt nicht ängstlich werden. Sie würde es nicht werden. Deshalb redete sie sich ein, die Riesinnen würden es irgendwie schaffen, die Ungeheuer abzuwehren.
»Kasteness bleibt also auf jeden Fall Sieger«, fauchte sie Esmer an. »Na schön, das habe ich kapiert. Aber du hast mir noch nicht erzählt, warum du hier bist. Wieso tust du, was er verlangt, wenn er doch nicht verlieren kann? Was kümmert dich der Ausgang dieses Kampfes?«
Esmer ließ den Kopf hängen. Sein Verhalten änderte sich so unvorhersehbar wie windgepeitschte Wogen. »Das liegt in meiner Natur. Ich muss danach streben, dir zu dienen.«
»Dann sag mir, wie ich meinem Stab genügend Erdkraft entlocken kann, um diese Ungeheuer abzuwehren.«
»Das kannst du nicht«, sagte Esmer, als fürchte er sie trotz ihrer Hilflosigkeit. »Das ist der wahre Zweck von Kevins Schmutz. Mein Großvater und ich haben uns lange in den verpesteten Tiefen und Klüften des Gravin Threndor abgemüht, um dieses Ergebnis sicherzustellen.«
Du?, dachte Linden bestürzt. Du warst das?
»Uns ist dabei geholfen worden«, gestand Esmer ein. »Die Extreme von Kasteness' Schmerzen machen ihn wahnsinnig. Seine Gedanken sind nicht immer zusammenhängend. Aber er ist von dem Wüterich Moksha beraten worden. Jehannum, der ihm dient, hat ihm die stillschweigende Duldung von Thomas Covenants Sohn, der Höhlenschrate und weiterer Mächte gesichert. Auf Betreiben des Wüterichs hin hat mein Großvater sich die Hand abgetrennt, um Thomas Covenants Sohn machtvoller zu machen. Die Magie, durch die Kevins Schmutz aus den Tiefen des Donnerbergs gehoben wurde, hat Kasteness und mir gehört. Aber die Idee dazu kam von Moksha Jehannum.«
Linden schluckte ihre Bestürzung hinunter. Esmer half ihr, das wusste sie. Er hatte ihr gesagt, wo sie Kasteness suchen sollte – vielleicht auch, wie Kevins Schmutz sich beseitigen ließ. Er hatte enthüllt, wie ihre grundverschiedenen Feinde zu einem Bündnis gegen sie zusammengeschmiedet worden waren. Aber er hatte ihr nichts gegeben, was zur Abwehr der Skurj dienen konnte. Falls er ihre Fragen beantwortete, um Kasteness zu verraten, hatte er seinem Großvater bisher nicht geschadet.
»Du redest nur, Esmer«, sagte sie bewusst abweisend. »Du kannst sagen, was du willst, weil du weißt, dass ich nicht lange genug leben werde, um etwas dagegen zu tun. Willst du beweisen, dass du deines Vaters würdig bist ...« Dass er ein würdiger Sohn Cails war, dessen Mut so grenzenlos gewesen war wie Kasteness' Zorn. »... musst du mir etwas Nützliches erzählen. Sag mir, warum niemand will, dass ich Andelain erreiche.«
Ohne Vorwarnung kam jetzt der erste hochgereckte Skurj in Sicht. Sein Anblick entsetzte Linden, störte ihre Konzentration. Selbst bei vollem Tageslicht schien das Ungeheuer den Himmel zu beherrschen. Seine grausige, krebsartig schwärende Hitze waberte über den Hügel hinweg; seine weit aufgerissenen massiven Kiefer ließen mehrere Reihen leuchtender Reißzähne wie aus Magma sehen, das geschärft worden war, bis diese Zähne Krummdolchen glichen. Hitze strahlte aus dem gewaltigen Rachen der Bestie, als verkünde ihr Brüllen den ganzen Hunger der Erde.
Die Urbösen und Wegwahrer kauerten eingeschüchtert und ängstlich um Linden; ihr gedämpftes Keckem glich einem Wimmern.
Raureif Kaltgischt trat dem Ungeheuer mit gezücktem Schwert entgegen, aber sie stieß nicht
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