Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
kommen. Aber wir haben uns gegenseitig behindert. Bevor wir richtig auf den Beinen waren, hat er ihre Klinge zur Seite geschlagen und es geschafft, Wellengeschenk das Genick zu brechen. Dann ist er losgerannt. Grobfaust und ich haben sofort die Verfolgung aufgenommen, aber wir konnten ihn nicht einholen.
Durch Schwerfälligkeit und Unaufmerksamkeit habe ich die Schwertmainnir und mich selbst beschämt. In Zukunft werde ich mich Lax Stolperfuß nennen. Und ist unsere Reise eines Tages glücklich oder unglücklich zu Ende, werde ich mein Schwert niederlegen.«
Halt!, hätte Linden am liebsten gesagt. Dafür haben wir keine Zeit. Das bringt uns nicht weiter. Aber sie biss sich auf die Unterlippe und mischte sich nicht ein. Sie verstand Spätgeborene nur allzu gut.
»Über deinen Namen sprechen wir in Andelain«, erwiderte Kaltgischt. »Unsere jetzige Notlage verbietet Beschuldigungen. Wir haben es eilig. Lass deine Beschämung zu Zorn werden und hilf mir, einen Weg freizuhauen.«
»Na gut«, murmelte Spätgeborene. »Ich höre dich.« Sie zog ihr Schwert und stapfte an Graubrand, Stave und Linden vorbei, um mit Kaltgischt die Spitze der Gruppe zu bilden.
Mit Mitleid im Blick beobachtete Liand die Vorbeigehende. Wie Linden schwieg auch er, aber sie konnte sehen, dass seine Gefühle freundlicher waren als ihre.
Gemeinsam beseitigten Raureif Kaltgischt und Spätgeborene die größten Hindernisse, die sich ihnen im Dschungel in den Weg stellten. In vereintem Zorn zerhackten sie Efeu und Ranken, räumten abgestorbenes Holz beiseite und mobilisierten dazu die letzten Kräfte, damit ihre Kameradinnen rascher vorankamen. Zum Glück wurden Unterholz und Bäume bald wieder lichter, und das leicht abfallende Gelände war mit bemoosten Felsblöcken und einer dicken Laubschicht bedeckt. Kleine Gruppen von Ulmen und Platanen bildeten den Hintergrund für allein stehende Gilden, und einige Sträucher und Kriechpflanzen fanden genügend Nährboden für ihre Wurzeln. Als die Riesinnen dort hinuntertrabten, wirbelten ihre Füße Insektenschwärme und den Modergeruch von verrottendem Laub auf.
Am Hangfuß stieß die Gesellschaft auf einen von dem kürzlichen Regen angeschwollenen Wasserlauf. Die von Liands Sturm stammenden Wassermassen füllten den rauschenden Bach mit Schlick, abgerissenem Laub und abgebrochenen Zweigen. Trotzdem machten die Schwertmainnir nochmals halt, damit alle trinken konnten.
Nachdem Bhapa seinen Durst gestillt hatte, bat er Mahrtiir um Erlaubnis, die Riesinnen erneut führen zu dürfen, aber Kaltgischt schüttelte den Kopf, noch ehe der Mähnenhüter antworten konnte: »Solange dieser Bach nach Südwesten fließt, brauchen wir keinen Führer. Und als Riesen sind wir auf felsigem Untergrund agil – auch wenn er aus glitschigen Steinen in einem Bachbett besteht. Ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten, Seilträger, wenn ich sage, dass wir mit deiner Hilfe hier nicht schneller wären.«
»Hör auf die Eisenhand«, wies Mahrtiir ihn an. Sein Tonfall war unerwartet sanft. »Pahni und du haben sich meine Anerkennung gesichert. Ich zweifle nicht an eurer Entschlossenheit. Aber etwas mehr Erholung schadet weder euch noch uns allen, die wir hier versammelt sind. Wird eure Hilfe wieder benötigt, könnt ihr sie umso besser zur Verfügung stellen.«
Was Bhapa oder Pahni antwortete, hörte Linden nicht mehr. Die Riesinnen rannten bereits wieder. Ihre langen, schweren Schritte verursachten jetzt laute Platschgeräusche im Wasser. In außergewöhnlichem Tempo pflügten sie durch das Bachbett und wirbelten dabei große Wasserfontänen auf. Lindens Kleidung war schon nach wenigen Augenblicken so durchnässt, dass sie an Frostherz Graubrands steinerner Rüstung lehnend vor Kälte zitterte.
Hier konnte Stave nicht Schritt halten: Er versank zu tief in Wasserlöchern, die den Riesinnen bis kaum ans Knie reichten. Weil er nicht zurückfallen wollte, verließ er das Bachbett, rannte allein im Wald weiter und flitzte über von der Sonne beschienene Flecken, umkurvte Bäume und brach durchs Unterholz.
Hoffentlich, so dachte Linden, führte dieser Bach die Riesen nach Andelain. Aber sie konnte nicht glauben, dass ihre Gefährten und sie den Skurj – oder Kasteness' Wildheit – entkommen sein sollten. Gelang es ihren Feinden nicht, sie am Erreichen ihres Zieles zu hindern, würde Moksha Jehannum eine andere Taktik vorschlagen, andere Kräfte gegen sie aufbieten. Lindens Gedanken rasten, während sie die ihr bekannten
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