Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
gab es keine Wolldecken, die ihn hätten schützen können. Linden, die ihre eigene Reaktion auf ihr Entkommen und die Naturschönheiten unterdrückte, trat auf Anele zu und murmelte leise seinen Namen.
Zunächst schien Anele sich ihrer nicht bewusst zu sein. Sein Mondsteinblick wanderte über das im Süden vor ihnen liegende Hügelland, und er stand steif aufgerichtet da, als erwarte er, von einem hohen Gastgeber angesprochen zu werden. Dann jedoch ging eine subtile Veränderung in ihm vor. Als er sich nun Linden zuwandte, wurde seine Haltung lockerer, und während er sie musterte, schien er hinter Schleiern aus Wahnvorstellungen hervorzuspähen: »Ah, Linden«, seufzte er. Die Stimme war seine eigene – aber auch die Hollians: leicht und liebevoll – und dennoch voller Schmerz. »Du hättest nicht kommen sollen. Die Gefahr ist zu groß. Dunkelheit verzehrt dich. Der Verächter hat listig und lange für deine Anwesenheit geplant, und seine Fallen sind zahlreich.«
Anele hielt inne, schluckte seinen Kummer hinunter und blinzelte unter Tränen, die nicht die seinigen waren. Dann fuhr er mit Worten fort, die seine längst gestorbene Mutter ihm eingab: »Trotzdem erfreut dein Anblick mein Herz. Ich bete dafür, dass du die Last so vieler Bedürfnisse wirst tragen können. Hier in Andelain – und unter den Toten, auch in deinem Herzen – gibt es mehr, als Lord Foul sich vorstellen kann.«
Der Alte begann sich zurückzuziehen, aber ehe Linden an ihn – oder an Hollian – appellieren konnte, wandte er sich nochmals an sie. »Sei freundlich zu meinem geliebten Sohn«, sagte er, sagte Hollian durch ihn. Leise. Bittend. »Seine Vision von seinen Eltern ist zu verklärt. Er quält sich wegen Fehlern, die nicht die seinigen sind. Denk daran, dass er die Hoffnung des Landes ist, wenn deine Taten ins Verderben führen, wie es unvermeidlich ist. Auch dies können der Verächter und alle, die ihm dienen, sich nicht vorstellen.«
Anele wandte sich ruckartig nach Süden, und während Linden noch erschüttert und unsicher nach Worten rang, ging er mit großen Schritten von ihr fort. Im nächsten Augenblick begann er weiter nach Andelain hineinzurennen, als könne er hören, wie Sunder und Hollian nach ihm riefen.
»Linden?«, fragte Liand. Aneles Stimme und ihre Bestürzung hatten ihn offensichtlich aus seinem staunenden Jubel gerissen. »Linden? Soll ich ihm nachlaufen? Verirrt er sich sonst?«
Liands Besorgnis schien die Ramen zu alarmieren. Mahrtiir stand auf; sein verbundener Kopf bewegte sich wie der eines Habichts, als er zu seinen Leuten hinübersah. Bhapa und Pahni sprangen sofort auf. Der junge Seilträger ließ erkennen, dass er Liand begleiten würde, falls dieser sich daranmachte, Anele zu verfolgen.
Lindens Augen brannten, aber sie blieben trocken. »Nein.« Ihre steinerne Entschlossenheit kannte keine Tränen. »Lasst ihn laufen. Hier ist er sicher.« Wenn deine Taten ins Verderben führen ... »Lassen wir ihn laufen, kommt er irgendwann von selbst zu uns zurück.« Wie es unvermeidlich ist. »Und bis dahin findet er vielleicht ein bisschen Frieden.«
Denk daran, dass er die Hoffnung des Landes ist.
Nach kurzem Zögern nickte Liand. Seine bekümmert gerunzelten schwarzen Augenbrauen zeigten, dass seine Sorge mehr Linden als Anele galt. Aber Linden hatte ihm nichts mehr zu sagen. Sie war nicht bereit, ihm zu erklären, warum sie Hollians Warnung ignorieren würde.
Während Anele davonrannte, kamen Branl und Galt unter den Bäumen an der Grenze zu Andelain hervor. Wie Clyme schienen sie zuversichtlich zu sein, dass ihnen keine Gefahren mehr drohten, und trabten ohne sichtliche Eile heran. Wenig später gesellten sie sich zwischen Wildblumen und dem friedlichen Summen Nektar suchender Bienen zu Clyme.
Raureif Kaltgischt hatte ihre Schwertmainnir um sich versammelt. Einige Augenblicke lang sprachen die Riesinnen leise miteinander, dann drehte die Eisenhand sich um und sprach die Gedemütigten an: »Wir sind Riesen«, begann sie förmlich, »und haben kein Vergnügen an dem unfreundlichen Empfang durch die Meister gefunden. Aber nun ist es Zeit, solche Beleidigungen zu vergessen. Im Namen meiner Kameradinnen danke ich euch für eure vielfältigen Bemühungen. Ihr seid die Gedemütigten, die Meister des Landes. Aber ihr seid auch Haruchai und habt viel getan, um unser Leben zu bewahren. Ich hoffe, dass ihr uns die Ehre erweisen werdet, unsere Dankbarkeit zu akzeptieren.«
Die Gedemütigten betrachteten sie
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