Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
unversehrt.
    Zirrus Gutwind sprach als Nächste. Teils ernst, teils humorvoll schilderte sie Wasserglanz Stämmigs Ausbildung und dann ihre Aufnahme in den Kreis der Schwertmainnir. Gutwind selbst, Onyx Steinmangold und zwei weitere Riesinnen hatten Stämmig fortgebildet, und sie erinnerte sich liebevoll lebhaft an diese Jahre. Sie kannte die Stärken und Schwächen ihrer Kameradin wie keine andere und teilte sie jetzt mit der Sternennacht. Dann hielt sie ihrerseits die Hände ins Feuer. Die harsche Stille ihrer Reue und Schmerzen war so laut, dass Linden kaum wusste, wie sie sie ertragen sollte.
    Sturmend Böenruh, Graubrand, Grobfaust und die anderen Riesinnen taten es ihren Gefährtinnen gleich. Sie alle sprachen von ihren Erlebnissen mit Wellengabe und Stämmig, von geteilter Liebe und gemeinsamem Lachen, von Erinnerungen an Misserfolge und Triumphe und Sehnsüchte. Anschließend ließ eine nach der anderen ihren Kummer vom Feuer fortbrennen, erduldete Schmerzen und wurde so geheilt. Einzeln und gemeinsam schenkten sie den Gefallenen die Ambra ihrer Trauer.
    Linden jedoch wandte sich ab, lange ehe die Riesinnen fertig waren. Ihrer eigenen Wut, den eigenen Tränen konnte sie nicht freien Lauf lassen: Sie waren durch Rogers Verrat und Jeremiahs unermessliche Qualen verhärtet, diamanthart geworden. Auch Linden sehnte sich nach einer Caamora – aber nicht in dieser Art. Ihr Herz sehnte sich nach einem ganz anderen Feuer.
    Sobald sie etwas Abstand von dem Feuerschein und den Riesinnen gewonnen hatte, betrachtete sie lange Zeit die gewaltige Einsamkeit der Sterne. Aus den Weiten des Himmels erreichte Linden nur ein schwacher Abglanz ihrer Trauer. Auch die Sterne konnten ihre Einsamkeit nicht wegbrennen, ohne selbst zu vergehen. Linden fühlte sich in ihrer Gegenwart beruhigt – und verstanden.
    Allmählich ließ sie ihre Aufmerksamkeit zu Andelain zurückkehren, zu der sanften Umarmung von Reinheit und Gesundheit ... und zu den Gründen, die sie hierher getrieben hatten. Statt sich zu den Riesinnen und ihren Geschichten zu gesellen, winkte Linden Stave zu sich heran, weil sie wusste, dass er sie nicht aus den Augen gelassen haben würde.
    Der ehemalige Meister kam lautlos näher, leiser als die sanfte Nachtbrise. Unter den Sternen fragte er flüsternd: »Linden?« Es war das zweite Mal, dass er sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte.
    Seine Freundschaft rührte sie – aber sie wollte nicht angerührt werden. Brüsker als eigentlich beabsichtigt fragte sie: »Was werden die Gedemütigten sagen, wenn sie nach Schwelgenstein zurückkehren?« Wir werden mit einer Stimme sprechen ... »Was werden sie den Meistern berichten?«
    Stave gab einen kleinen Laut von sich, der vielleicht ein Schnauben war. »Sie sind nach wie vor unschlüssig. Die Riesinnen stellen eine Gefahr für den Dienst der Meister am Land dar. Das liegt in ihrer Natur. Lediglich mit ihren Geschichten können sie Jahrtausende voller Opfer und Pflichteifer ungeschehen machen. Trotzdem verdienen sie auf allen Gebieten Bewunderung. Deswegen halten die Gedemütigten sich mit ihrem Urteil noch zurück. Sie werden die Riesinnen nach deinen Taten, nicht nach den ihrigen beurteilen.«
    Wunderbar, dachte Linden sarkastisch. Wie praktisch! Dass die Einstellung der Meister den Riesen gegenüber von ihr abhängen sollte, ärgerte sie. Aber dann schluckte sie ihren Ärger hinunter. Wie die Gedemütigten sich entschieden, war deren Problem, nicht ihres. Sie konnte ihnen die Entscheidung nicht abnehmen, sondern würde einfach mit den Konsequenzen leben müssen.
    Seufzend sagte sie: »Wir sind jetzt in Andelain, Stave. Man sollte glauben, wenigstens hier müssten die Riesinnen so sein dürfen, wie sie sind.«
    »Trotzdem ist auch Andelain nicht frei von Gefahren«, erwiderte er gleichmütig. »Vielleicht können Kasteness und die Skurj tatsächlich nicht dort hinein. Trotzdem ist das Schicksal des Landes zugleich auch das Schicksal Andelains. Ich stimme nicht mit den Gedemütigten überein, aber ich verstehe ihre Zweifel. In gewissem Umfang teile ich sie sogar.«
    Du teilst sie ...? Stave verblüffte sie. Dabei hatte er ihr auf dutzendfache Weise seine Loyalität versichert.
    »Auserwählte«, erklärte er ruhig, »du hast deine wahren Absichten noch immer nicht offenbart. Du hast nicht preisgegeben, was du dir von den unermesslichen Theurgien erhoffst, zu denen Lorik Übelzwingers Krill dich befähigen wird. Und du hast selbst gesagt, dass deine Umgebung im Zweifel

Weitere Kostenlose Bücher