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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der Fehler bei ihr? Liand hatte diese Fragen beantwortet, fand sie. Im Namen Covenants hatte sie über Moksha Jehannum und das Sonnenübel gesiegt; aber Liand schien zu sagen, sie habe die Fähigkeit, Böses zu tun, die Lord Fouls Diener in ihr bloßgelegt hatten, nie restlos ausgeheilt. Ihre Unfähigkeit, Covenant und Jeremiah zu verstehen oder ihnen zu vertrauen, war also nicht die Schuld der beiden, sondern fiel auf sie selbst zurück. Mit so leiser Stimme, als spreche sie mehr mit der Wand als mit dem jungen Mann, sagte sie: »Und trotzdem bist du weiterhin mein Freund.«
    »Wie könnte ich etwas anderes sein?«, gab der Steinhausener zurück. »Vorstellbar ist, wie die Mahdoubt gewarnt hat, dass Liebe dein Herz dazu bewegt, auf Zerstörung zu sinnen. Vielleicht versuchst du auch zukünftig noch einmal, mit schlimmen Mitteln Gutes zu erreichen. Aber ich bin jetzt wieder ich selbst, und ich habe keine Angst. Ich weiß längst nicht mehr alles, was ich damals über dich erfahren habe. Aber ich habe deine Liebe kennengelernt und bin stolz darauf, dein Gefährte und dein Freund zu sein.«
    Linden sank hilflos nach vorn, stützte sich mit der Stirn an dem kühlen Stein ab. Wie ein Wolkenbruch kamen die Tränen. Covenant hatte praktisch gesagt, er traue ihr nicht, und Liand hatte ihr bestätigt, dass der Zweifler gute Gründe für sein Misstrauen hatte – und trotzdem hörte sie in Liands Tonfall nichts als unverfälschte Freimütigkeit. Er war stolz ...
    Sie hätte ihren Kummer vielleicht nicht überwinden können, hätte Anele nicht plötzlich das Wort ergriffen. »Anele ist von ihnen befreit worden«, verkündete der Alte unüberhörbar befriedigt. »Und ...« Er wiegte den Kopf, als überrasche ihn dies. »... die finsteren Geschöpfe, die verlorenen und harschen Wesen, die Erinnerung fordern ... Anele fürchtet sie nicht mehr. Ihm ist viel erspart geblieben.«
    Der unerwartete Klang seiner Stimme half ihr, sich wieder von ihren Gefühlen zu distanzieren. Er saß auf behauenem Stein, die Füße auf dem polierten Granit des Fußbodens und somit in einer der vernünftigeren Phasen seiner Geistesgestörtheit. Wahrscheinlich hatte er mehr verstanden, als es schien, und vielleicht versuchte er auf seine eigentümliche Art sogar, Linden zu beruhigen, ihr Mut zu machen. Bis zu einem gewissen Grad hatte er schon bewiesen, dass seine Behauptung zutraf, er sei die letzte Hoffnung des Landes. Er hatte die Wiedererlangung des Stabes erst möglich gemacht.
    »Was mich betrifft«, warf Mahrtiir ein, während Linden langsam ihre Selbstbeherrschung zurückgewann, »kann ich sagen, dass die Erkenntnisse, die der Steinhausener gewonnen hat, mich nicht überraschen.« Ungewohnte Zärtlichkeit ließ die Stimme des Mähnenhüters barsch klingen. »Atmet denn ein Lebewesen im Land, sogar im ganzen Erdenrund, das nicht auch eine dunkle Seite hat? Esmer würde sich sicherlich nicht so zu dir hingezogen fühlen, wenn er in dir nicht einen Aspekt seiner eigenen Qualen sähe. Und ist nicht endlos wiederholt worden, der Weißgoldträger werde das Land retten oder verdammen? Was Liand in dir beobachtet hat, ändert überhaupt nichts.«
    Indem Linden sich an der Stärke ihrer Gefährten aufrichtete, schob sie ihre Verwirrung und Sehnsucht, ihre Selbstzweifel beiseite. Diese Dinge konnte sie nicht einfach vergessen. Sie würden weiterhin alle ihre Entschlüsse und Taten beeinflussen. Aber das Vertrauen ihrer Freunde stärkte ihre Fähigkeit, ihre Gefühle zu beherrschen ... und zu sagen, was gesagt werden musste. Sie wischte sich ein letztes Mal mit dem Blusenärmel über das Gesicht, dann drehte sie sich zu ihren Gefährten um: »Danke«, sagte sie ruhig. »Ich danke euch allen. Was ich euch erzählen muss, fällt mir sehr schwer. Aber ich glaube, das kann ich jetzt ...« Sie versuchte ein Lächeln. »... ohne gleich wieder loszuheulen.«
    Sie nahm ihren überstrapazierten Mut zusammen und zog sich einen Sessel an den Tisch, dann füllte sie sich einen Holzbecher mit Frühjahrswein, trank, räusperte sich und begann.
    Esmer erwähnte sie nicht; sie verließ sich darauf, dass Mahrtiir den anderen von seinem kürzlichen Auftauchen erzählt haben würde. Weil sie sich für Covenant genierte, erwähnte sie seine Trinkerei nicht. Und sie ging rasch über seine anscheinend zusammenhanglosen Kommentare über Berek Halbhand und Kevin Landschmeißer hinweg. Nachträglich gesehen erschien ihr Covenants Beschreibung von Kevin als mit üblen Vorahnungen

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