Die Rückkehr (German Edition)
Namensschild auf der üppigen Brust der Frau zu lesen. »Wir können sie nicht aufsaugen und in Glasgefäße stecken und sie dann im Wald freilassen wie einen Waschbär, den man im Hühnerstall gefangen hat. Zunächst einmal ist ja überhaupt nicht klar, wo sich ein Geist eigentlich aufhalten sollte. Nach allem, was wir wissen, könnte er sich auf das Licht zubewegen und dann feststellen müssen, dass das Licht vom lodernden Höllenfeuer verursacht wird.«
Die Frau, Amelia G. laut ihrem Namensschild, gluckste. »Religion und das Jenseits sollten getrennt bleiben.«
»In den Fernsehsendungen werden Geister wie ein Problem behandelt, das es zu lösen gilt. Das letzte, was einer toten Person fehlt, ist ein Geisterflüsterer, der versucht, sie einer Psychoanalyse zu unterziehen.«
»Nun, ich habe damit schon einige Erfolge gehabt«, sagte Amelia.
»Sie hat ein Ouija-Brett«, sagte ihr Göttergatte, Donald G.
Kendra, die gerade die Registrierung zweier Frauen abgeschlossen hatte, sagte: »Sie sollten mit solchen Sachen nicht herumspielen.«
»Junges Fräulein, ich habe schon mit den Geistern kommuniziert, als Sie noch in die Windeln machten«, sagte Amelia.
»Ich hatte eine Freundin, die sich nach einer mitternächtlichen Séance umbringen wollte.«
»Nicht jeder kann mit den Botschaften aus dem Jenseits umgehen.«
»Nicht die Botschaften sind das Problem. Die Art von Menschen, die sie hören wollen, sind es.«
»Lass mal, Kendra«, unterbrach sie Schabe. »Du kennst die heilige Regel. Es gibt kein richtig oder falsch auf diesem Gebiet, nur Theorien.«
Kendra konnte nie dem Drang widerstehen, diejenigen aufzuziehen, die die Toten zu ernst nahmen. Ein bisschen Humor war ja okay, aber niemand wollte etwas mit einer sarkastischen Göre zu schaffen haben. Schabe wollte zwar nicht den Vater für Kendra spielen, aber Digger versagte völlig bei dieser Aufgabe. Und Digger erkannte nicht, in welcher Gefahr sich seine Tochter befand.
»Alles was ich sagen will, ist, dass es sich nur um ein Stück Karton mit Buchstaben darauf handelt«, sagte Kendra. »Aber man sollte seine seelische Verfassung überprüfen, bevor man damit spielt.«
Amelia schnaubte. »Die Toten wissen genau, wer die Sache ernst nimmt.«
»Erzähl ihnen vom Admiral.«
»Das ist etwas fürs Strandhaus«, sagte sie. »Ich bin hier, um den Geist von Margaret Percival heraufzubeschwören.«
»Warum begrüßen Sie sie nicht?«, fragte Kendra und deutete zur Wand. Dort hing das Portrait einer Frau mit kurzem, lockigem Haar und traurigen Augen über einem antiken Teetischchen.
Laut der Hotellegende wurde das Portrait 1950 von einem Zimmermädchen auf einem Flohmarkt entdeckt, und sie schwor, dass es eine verblüffende Ähnlichkeit mit der verschwundenen Miss Percival hatte. Weil sie es als Zeichen Gottes auffasste, kaufte die junge Frau das Bild und übereignete es dem Hotel. Schabe war der Ansicht, dass es sich um die übliche Flohmarkt-Hochjubelmasche handelte, weil die Frisur nicht in die Epoche passte, aber das Hotel war so weit gegangen, ein Namensschild aus Kupfer anzubringen, auf dem »Margaret Percival« geschrieben stand. Das Namensschild schien viel jünger zu sein als der verschnörkelte, aber abgestoßene Holzrahmen.
Schabe wollte gerade seine Meinung kundtun, als das Portrait von der Wand fiel und das Glas am Boden zerbrach.
»Das habe ich getan«, sagte Amelia. »Mit meinem Geist.«
»Das würde ich nicht zugeben«, sagte Kendra. »Das Hotel könnte den Schaden auf Ihre Rechnung setzen.«
Schabe untersuchte die Stelle an der Wand, an der das Portrait gehangen hatte. Ein winziges Loch war von Gipsstaub umgeben. Der Haken des Rahmens hatte offensichtlich den Halt verloren.
Ihr Geist ist offenbar ein Klauenhammer. Ich wette, sie hämmert damit auch auf ihren Göttergatten ein.
»Sie ist auch eine Dämonologin«, verkündete der Göttergatte.
Schabe warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie war zu jung, um es besser zu wissen. Um jeden, der behauptete, ein Dämonologe zu sein, sollte man besser einen Bogen machen. Die echten, so wie er selbst, arbeiteten lieber im Verborgenen. Es war eine bedauernswerte Berufung, kein Hobby.
»Unter anderem«, sagte Amelia mit Stolz. Zu ihrem Gatten sagte sie: »Du solltest besser die Angestellten informieren, bevor sich jemand schneidet.«
»Warum denn?«, fragte Kendra. »Ein bisschen Blut ist doch genau das, was uns fehlt, um die Party anzukurbeln.«
»Blut-Magick«, sagte Amelia zu ihr. »Bist du noch
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