Die Rückkehr (German Edition)
haben sich die Lichtverhältnisse im Dachboden gerade verändert?«
»Was wäre, wenn wir zufällig einen unwiderlegbaren Beweis für die Existenz des Jenseits finden würden, während wir damit beschäftigt sind, es zu widerlegen?«
»Das wäre ein Wunder«, sagte er.
Ann klickte sich durch die Dateien auf ihrem Computer. Sie hatte noch fünf manipulierte Videoclips und eine Mappe voller überlagerter Standbilder. Sie hatte eines für Digger benutzt, aber sie konnte es noch einmal verwenden. Vielleicht würde sie warten, bis mehrere wahre Gläubige anwesend waren, um dem Beweis des Unmöglichen beizuwohnen.
Sie wechselte zum Bild, das die Spionagekamera vom Dachboden übertrug. Das Licht änderte sich und sie fragte sich, ob Digger für eine genauere Untersuchung zurückgekehrt war, aber die Schatten blieben reglos. Sie lächelte. Derartige fantasieanregende Eindrücke würden den durchschnittlichen Geisterjäger in einen Taumel der Glückseligkeit versetzt haben.
»Wir haben ein paar Stunden totzuschlagen bis zur großen Vorstellung«, sagte sie und drehte sich um, um seinen Kuss zu erwidern.
»Willst du unsere Diskussion im Bett fortsetzen?«
»Wirst du endlich die Klappe halten?«
Kapitel 8
Die Leute nannten ihn Schabe.
Rodney Froemer war sich nicht sicher, ob das dem Umstand zu verdanken war, dass er sich durch unglaublich enge Öffnungen hindurchzwängen konnte, oder weil er aller Voraussicht nach als letztes menschliches Wesen den nuklearen Winter in einer postapokalyptischen Welt überleben würde. In jedem Fall ging er in seiner Rolle auf, von den Gummihandschuhen, die von seinem Gürtel hingen, bis zu der Minitaschenlampe, die auf dem Schild seiner schwarzen Baseballkappe befestigt war. Im Unterschied zu seinem tierischen Namensvetter hatte er nur einen Fühler, und dieser ragte aus seinem Funk-Headset hervor. Eine Nachtsichtbrille rundete seine glotzäugige Erscheinung ab, aber im Moment hing sie um seinen Hals.
Alle Mitglieder des Teams der Spirit Seekers International (SSI), der internationalen Geistersucher, waren begeistert von Technik, aber Schabe gehörte einer ganz eigenen Kategorie an. Seine Ausrüstung hing von Schlaufen und Riemen oder quoll aus den Cargo-Taschen seines Overalls hervor. Durch die SSI-Uniformen waren alle von ihnen leicht zu erkennen, aber Schabe genoss die Aufmerksamkeit der paranormalen Gemeinschaft ganz besonders. Er sah nicht so gut aus wie Cody und hatte auch nicht die künstlerische Ausstrahlung von Digger Wilson, aber er hatte sich selbst eine Nische geschaffen und war schon häufig mit geisterjagenden Groupies fotografiert worden. Das i-Tüpfelchen war ein silbernes Kreuz, das an seiner Brust baumelte.
Da sich Kendra um die Anmeldung kümmerte und der Rest der Mannschaft die Apparate im Kontrollraum aufbaute, dachte Schabe, dass er bei der Rezeption herumlungern und als lebendige Reklame dienen konnte. Außerdem waren hier Kräfte am Werk, die ein wenig Aufmerksamkeit verdienten, auch wenn davon jetzt noch nicht viel zu spüren war.
Ein Pärchen, das vermutlich verheiratet war, kam den Korridor entlang. Der Ehemann hielt ein Glas in der Hand, das entweder Rotwein oder Traubensaft enthielt. Auf seinem Kopf kündigte sich eine Glatze an, er war errötet und schien fast im üppigen Schatten seiner Frau zu verschwinden. Sie schien eine dieser übergewichtigen Frauen zu sein, die sich in ihrer eigenen Haut nicht wohlfühlten, weil sie dauernd an ihrer lindgrünen Bluse und Kostümjacke zupfte, als ob es ihr irgendwie gelingen könnte, die zusätzlichen vierzig Kilogramm zu verbergen. Sie war respekteinflößend und unverschämt, mit einem Parfüm, das die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie grinste Schabe an, und ihre Absätze hämmerten, als sie ihren Schritt beschleunigte.
»Sie müssen einer von den Geisterkillern sein«, kreischte sie beinahe mit Entzücken.
»Wir killen gar nichts, gnädige Frau.«
»Sie sind Mitglied des Teams, oder?«
»Spirit Seekers International, zu Ihren Diensten.« Er berührte den Schild seiner Kappe wie der Pilot eines Düsenjets kurz vor dem Abflug. Digger hatte ihnen die Wichtigkeit der Selbstinszenierung eingebläut.
Nun war auch der Ehemann bei ihm angekommen. Das Glas enthielt mit einhundertprozentiger Sicherheit Alkohol. »Versuchen Sie nicht, die Geister zu fangen, ihnen zu befehlen ›Geh dem Licht entgegen‹ oder sowas?«
»Das ist ein Missverständnis«, sagte Schabe und beugte sich nach vorne, um das
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