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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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sich, wer so einen Aufwand für einen Streich betreiben würde. Gelbaugh war wirklich verärgert und ignorierte dabei die Tatsache, dass Rubio die Karte richtig geraten hatte. Oder vielleicht war »geraten« auch das falsche Wort. Der runzelige Peruaner hatte seine früheren Mutmaßungen mit demonstrativer Gelassenheit verkündet, aber sein Bestehen auf der Antwort »Schlange« hatte Leidenschaft und Stolz ausgestrahlt, und auch ein wenig Furcht. Nun schuldete Gelbaugh Anerkennung, aber alles was er zu bieten hatte, war Wut.
    Gelbaugh schlug mit seiner Faust auf die Tischplatte und brachte dabei die restlichen Karten durcheinander. »Es muss jemand in meinem Zimmer gewesen sein«, sagte er. »Ich hatte den Satz weggeschlossen.«
    »Nur die Hotelangestellten haben Zimmerschlüssel«, sagte Wayne.
    Der Werbemensch schlug Gelbaugh auf den Rücken und sagte: »Wir sind quitt.«
    »Er hat betrogen«, sagte Gelbaugh, der wütend die Karten zählte. »Es dürfen nur 70 Karten sein.«
    »Vielleicht hat er die Karte mit seinem Geist verändert«, sagte eine Frau in einem zerknitterten Seidenpullover.
    Wayne trat näher, um die Karte in Augenschein zu nehmen, als Gelbaugh sie aufnahm. Ihre Wachsschicht zeigte die gleichen Spuren von Abnützung wie die anderen Karten, sie war keinesfalls neu. Sie glich den anderen Karten in allem außer ihrem Motiv. Wayne fragte sich, was die Schlange wohl bedeuten würde, wenn sie Teil der Arkana wäre. Vermutlich würde sie alle historischen und psychologischen Metaphern schlangenhaften Verhaltens nahelegen – Versuchung, Gift und Kaltblütigkeit, mit der Kehrseite des Abwerfens einer alten Haut. Und natürlich gab es dann auch noch die Freudsche Interpretation der männlichen Genitalien.
    Cristos Rubio lehnte sich erschöpft und in sich zusammengesunken zurück. »Schlange«, flüsterte er mit Bestimmtheit.
    »... 37 ... 38 ... 39 ...« Gelbaugh zählte.
    »Er hat sie unten vom Stapel hervorgezogen«, sagte jemand.
    »Ich traue ihnen beiden nicht«, sagte jemand anderes.
    »Cristos hat mir geholfen, meine Autoschlüssel zu finden«, sagte eine Frau, die nun so über dem selbsternannten Hellseher stand, als ob sie seine Filmrechte vermarkten wollte.
    »... 67, 68, 69.« Gelbaugh berührte die Schlangenkarte, die noch immer auf dem Tisch lag. »Siebzig. Jemand hat eine ausgetauscht.«
    »Es ist Ihr Kartensatz«, sagte Wayne.
    Gelbaugh stand und hielt die Tarotkarten ungeordnet in seiner Hand. »Sie stecken alle unter einer Decke«, sagte er. »Sie auch, Digger.«
    »Hey, Sie haben sich nicht einmal dafür angemeldet, sich die Karten legen zu lassen«, sagte Wayne.
    Gelbaugh deutete mit einem erbosten Finger auf Rubio. »Wenn Sie Gedanken lesen können, dann wissen Sie, was Ihnen blüht.«
    Gelbaugh griff nach der Schlangenkarte und verließ fluchtartig den Raum. Rubio lächelte, und Wayne bemerkte zum ersten Mal, dass der Kopf des Hellsehers eine große Ähnlichkeit mit der abgerundeten, reptilischen Form der Schlange aufwies.

 
     
     
    Kapitel 17
     
    Janey missfiel über alle Maßen, wie schäbig und beengt ihre Suite war.
    Oder vielleicht schien sie auch nur leer und wurde von Dingen bewohnt, die sich außerhalb ihres Gesichtsfelds aufhielten.
    Sie hatte sich die Suite 226 am Ende des ersten Stocks als eine Art Zusatzleistung geschnappt und den damaligen Besitzern erzählt, dass sie das Hotel besser im Auge behalten könne, wenn sie ständig vor Ort sei. Sich selbst hatte sie vorgemacht, dass sie zusätzlich Geld für die Zeit nach ihrer Pensionierung sparen wollte, aber die bittere Wahrheit war, dass es für sie keinen Platz außerhalb des Hotels gab. Mit den vorgezogenen Vorhängen, alten Fotografien, die auf der Kommode verstaubten, und dem tristen purpurfarbenen Teppich unter ihren Füßen hätte sie auch in einem Museum sein können. Oder in einer Gruft.
    Die sich auf Geisterjagd befindlichen Gruppen kamen manchmal an ihrer Tür vorbei, erwiesen sich aber als sehr viel ruhiger als das übliche Tagungspublikum, das auf Firmenkosten trank und herumtobte. Janey fand jedoch wenig Trost darin, dass die Geisterjäger mucksmäuschenstill vorbeihuschten, so als ob sie Kreaturen der Nacht wären, die in Ruhe ihren Geschäften nachgehen wollten. Obwohl Janey den Besitzern eingeredet hatte, dass man das Hotel mit Spukgeschichten vermarkten müsse, kam ihr dieses schlaue Kalkül nun albern vor. Hier waren dutzende von Erwachsenen, die die Sache ernst nahmen.
    Und Janey hatte etwas gegen

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