Die Rückkehr (German Edition)
muss.
»Einer der Gäste kam aus der Bar und hat in die Topfpflanze gepinkelt, aber ansonsten ist nichts Außergewöhnliches für einen Freitag mit Coronas im Angebot.«
Der Schatten überlappte nun die Oberkante der Matratze, seine ansteigende Flut hatte sich zum Rand der Bettdecke vorgearbeitet. Sie lächelte. Das konnte nicht sein, weil solche Sachen unmöglich waren. Und in der Welt von Janey Mays gab es keinen Platz für das Unmögliche.
Und–
Drogen.
Es wäre typisch für einen dieser rachesüchtigen, rotznäsigen Sklaven, ihren Kaffee mit LSD oder Ecstasy oder womit auch immer sie sich heutzutage das Hirn durchpusteten zu versetzen. Und dann würden auch alle verrückten Teile des Puzzles zusammenpassen. Halluzinationen, Desorientierung, Verfolgungswahn, Angstschweiß, Herzrasen.
»Wissen Sie, was in zwei Tagen passieren wird?«, fragte Janey als Test.
»Klar, ich habe frei, aber danach bin ich für den Rest der Woche bis Freitag eingeteilt.«
»Gut«, sagte Janey.
»Das Problem ist nur, dass das verdammte Hotel von den Bulldozern plattgemacht wird«, sagte Rhonda. »Und was wird dann mit mir sein?«
»Woher wissen–«
»Ich weiß alles.« Die Stimmen vermischten sich wieder zu dem unheilvollen Chor. »Streitaxt.«
Vielleicht war das Hotel selbst kein lebendes Etwas mit seinen eigenen Erinnerungen und Sehnsüchten. Vielleicht gehörten die zu etwas Anderem, etwas Tieferem, das im Keller lebte.
» Das ist einer unserer Namen. «
Vielleicht lebte mehr als ein Wesen im Keller.
Janey ließ das Mobilteil in ihren Schoß fallen. Sie lehnte sich nach vorne und blickte in den Abgrund. Nun starrte er zurück.
Ein letzter Versuch, ein letzter Test, eine letzte Verbindung zur normalen, wirklichen Welt.
Sie wählte den Notruf 9-1-1.
Das Telefon gab ein komisches Geräusch von sich, und sie blickte auf die Anzeige auf dem Mobilteil. 6-6-6.
Sie drückte die »9« und die »6« erschien.
Janey kicherte und zielte mit dem Revolver im Raum umher, während die Schatten über den Rand der Matratze krochen. Eine kleine innere Stimme – auf erstaunliche Weise der der durchgeknallten Küchenkraft ähnlich – flüsterte: » Schwimm, Janey. «
Sie ließ ein verrücktes Lachen ertönen und richtete sich auf dem Bett auf. Die Bettfedern stöhnten unter ihr. Sie machte einen langen Schritt, die eiskalte Schwärze floss um ihren Knöchel, und dann hob sie ab, ein misslungener Schwalbensprung mit dem Revolver in einer verkrampften Faust.
Sie tauchte ein ohne Spritzer und fuchtelte mit den Armen, um an der Oberfläche zu bleiben, aber es gab nichts, an dem sie sich hätte abstützen können.
Nichts.
Und dann war sie untergegangen.
Kapitel 18
Hier würde Dad sie niemals finden.
Er würde sie wahrscheinlich sowieso nicht vermissen, bis es Sonntagnachmittag und Zeit zum Zusammenpacken war. Das nahm ihrem Ärger etwas von seinem Feuer. Es gab keinen Grund, einen guten Wutanfall zu verschwenden.
Sie zwängte sich in den kleinen Pausenraum und warf ihren Skizzenblock auf den verschrammten Holztisch. Ein Glasaschenbecher quoll über mit runzeligen, vergilbten Kippen. Ein Stapel Zeitschriften neigte sich gefährlich – »Sports Illustrated«, »Motor Racing Digest«, »People«, Zeitschriften für Leute, die nicht lesen konnten. An der Wand hing ein drei Jahre alter Kalender einer Firma für Autoersatzteile, und ein Regal war vollgestopft mit Putzzeug, öligen Geräten und verbeulten Farbdosen.
Mom, sieht so aus, als ob wir in einer Sackgasse gelandet sind.
Das war ein altes Spiel, eines, das sie in den ersten Jahren gespielt hatten, als es noch hieß »Mami geht’s gut, die Ärzte wollen nur ganz sicher gehen«. Sie holten die Buntstifte, Ölkreiden und Wasserfarben hervor, kreierten seltsame Häuser und Gärten und arbeiteten sich bis in ein Eck des Blattes hoch. Wenn nur noch ein kleines weißes Stück übriggeblieben war, würde Mom wie immer verkünden: »Sieht so aus, als ob wir in einer Sackgasse gelandet sind. Es gibt zwei Alternativen: steckenbleiben oder mehr Papier.«
Kendra öffnete ihren Block. Keine Alternative. Nur mehr Papier.
»Hey.«
Kendra hätte beinahe den Zeitschriftenstapel umgestoßen. Sie riss sich zusammen, weil sie nicht wollte, dass der Dreikäsehoch mitbekam, dass er sie erschreckt hatte. Sie erinnerte sich an den Namen, mit dem sein Vater nach ihm gerufen hatte.
»Bruce, weißt du nicht, dass es unhöflich ist, sich so an Leute ranzuschleichen?«
»Ich hab
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