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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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schutzlos ausgeliefert. Gewalt war eine neue Ausdrucksform, aber nichts, dass sie nicht auch zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
    »Danke, dass du unser kleines Geheimnis bewahrt hast«, sagte er.
    »Hmm?« Sie hörte nur halb hin, weil sie an ihren Dad dachte.
    »Das darübergelegte Bild. Ich muss es ein wenig genauer analysieren, um zu sehen, ob es echt ist.«
    »Und wenn es das ist?«
    »Dann versucht jemand, uns hereinzulegen.«
    »Und was ist die dritte Alternative?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein anpassungsfähiger Spuk ist. Keine Wechselwirkung.«
    »Nun, du glaubst an Dämonen, oder?«
    »Klar, aber–«
    »Warum könnte ein Dämon nicht ein Bild einbauen oder deine Videos manipulieren, wenn sie so mächtig sind?«
    »So läuft das nicht.« Cody sah weniger sicher aus als er klang.
    »Du hast für alles Regeln, aber nicht alles folgt den Regeln.« Sie war noch in kämpferischer Stimmung, daran konnte sie nichts ändern, auch wenn Cody nichts Falsches gemacht hatte. Zu ihrem Erschrecken fühlte sie eine Woge der Hitze in ihrer Selbstgerechtigkeit, und sie fragte sich, ob sie Diggers Probleme mit Wutausbrüchen geerbt hatte.
    Sie musste verschwinden, bevor Cody sie als zickige Verrückte abschrieb. Ein wenig Entspannung mit Stiften und Papier war das Heilmittel für ihre Stimmung.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich bekomme meine Tage.«
    Cody grinste, was sie als Zeichen der Vergebung auffasste. »Mein aufrichtigstes Beileid.«
    »Viel Glück mit dem Bild. Ich muss los.«
    »Bis später.«
    Kendra ging auf ihr Zimmer. Sie sehnte sich danach, in die zweidimensionalen Welten von gezeichneten Geistergesichtern zu entfliehen, Welten, in denen sich die Figuren so verhielten, wie sie es wollte.

 
     
     
    Kapitel 16
     
    Der Raum für Hellseher war 131, und Cristos Rubio hielt dort Hof im großen Stil.
    Als Wayne den Raum betrat, saß Rubio im Schneidersitz in der Mitte des Raums auf dem Boden. Seine Augen waren geschlossen, seine Hände lagen mit den Handflächen nach oben auf seinen Knien. Er trug sein Markenzeichen, einen lilafarbenen Umhang, der durch eine Schnur aus Seide um seinen Hals auf seinen Schultern gehalten wurde. Sein faltiges braunes Gesicht war von Geheimnissen geprägt, und seine Haut sah aus, als ob sie abblättern würde. Seine Augen waren klein, dunkel und glichen denen eines Reptils.
    Ein junger Mann saß vor Rubio. Zwischen ihnen befand sich ein Satz Karten. Der junge Mann hielt eine der Karten an seine Brust gepresst.
    »Die Karte, die Sie halten, ist die Karosieben«, sagte Rubio mit seinem ausgeprägten spanischen Akzent.
    Der Mann drehte die Karte um und warf sie auf den Boden, wo sie von dem halben Dutzend Zuschauer angestarrt wurde. Es war die Piksechs.
    »Drei von acht«, sagte der Mann.
    Rubio öffnete seine Augen. Das linke begann umher zu schweifen und richtete sich auf eine Ecke des Zimmers. Im Mittelalter wurden diejenigen mit umherschweifenden Augen als Seher betrachtet, und die Glücklichen unter ihnen konnten sich ihr Brot durch Wahrsagen, vorzugsweise einer glücklichen Zukunft, verdienen. Der Rest von ihnen wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder aus dem Land gejagt.
    »Heben Sie ab«, sagte Rubio.
    Der Mann folgte der Anweisung und Rubio berührte die oberste Karte. Die Zuschauer wurden still, so als ob auch sie versuchten, mit der Karte Kontakt aufzunehmen. Wayne bewunderte Rubios Sinn für Dramatik, das geschickte Verlängern des Momentes. Rubio nahm seine Finger von der Karte, der Mann nahm sie auf.
    »Es fühlt sich an wie der Herzbube«, sagte Rubio.
    Der Mann drehte die Karte um und enthüllte dabei, dass Rubio korrekt vorhergesagt hatte. Oder die in den Mustern auf der Rückseite versteckten Markierungen richtig interpretiert hatte.
    »Vier von Neun«, sagte der Mann mit einem Anflug von Ehrfurcht.
    »Ist er ein Betrüger?«, flüsterte eine Frau im hinteren Teil des Zimmers.
    »Wahrscheinlich«, sagte ein Mann in einem schwarzen Rollkragenpullover. »Aber es ist eine gute Show.«
    »Ich habe die Karten selbst geprüft«, sagte Wayne. »Er ist sauber.«
    Soweit ich weiß.
    Wayne war über das Internet auf Cristos Rubio gestoßen, als er sich gedacht hatte, dass ein Hellseher das Konferenzprogramm abrunden würde und einigen der weniger engagierten Teilnehmern einen Grund geben würde, auf die Geisterjagd-Touren zu verzichten.
    »Noch einmal«, sagte Rubio. »Ich sollte eine Trefferquote von mindestens 50 Prozent erzielen können.«
    Der Mann führte den Vorgang

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