Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
sagte sie dann. »Kommt mit. Meine Mutter fragt sich bestimmt schon, wo ich so lange bleibe.«
Sie schwamm voraus und zog das Netz hinter sich her. Mario und Sheila folgten dem Delfin, während Spy leise maulend zurückblieb.
Die Unterwasserlandschaft war felsig und die bunten Korallen, die überall wuchsen, schienen nicht recht dazu zu passen.
Mit Magie verändert, dachte Sheila und spürte, wie ihr Herz klopfte. Bald würden sie Zaidons Reich betreten. Sie hatte Angst davor, dem Herrscher von Atlantis zu begegnen. Als uralter Mann war Zaidon ein richtiges Monster gewesen, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Und sicher war er auch schon in jungen Jahren von der Gier nach Macht und Reichtum verdorben. Der Weltenstein, den er aus Talana gestohlen und mit dem er Atlantis gegründet hatte, war ein mächtiger magischer Stein. Leider hatte dieser Zauberstein unter anderem auch die Eigenschaft, seinen Besitzer süchtig nach der Macht der Magie zu machen.
Vor ihnen erhob sich in einem Wald aus Korallen eine riesige Steinwand. Talita schwamm zielstrebig zu einem gemauerten Torbogen.
Da löste sich etwas Leuchtendes aus der Dunkelheit.
Es war ein großer, unförmiger Fisch mit winzigen Augen und einem offen stehenden Maul. Er hatte keine Schwanzflosse, sondern stattdessen einen gewellten Saum. Pendelnd bewegte er sich auf die Ankömmlinge zu.
Ein riesiger Mondfisch, größer als die Delfine!
Das Leuchten machte ihn besonders unheimlich. Zuerst dachte Sheila, dass Zaidons Magie schuld war, doch dann erinnerte sie sich daran, einmal gelesen zu haben, dass die Haut der Mondfische dicht besiedelt war mit Mikroorganismen, darunter auch Leuchtbakterien.
»Wer seid ihr und was wollt ihr?«, blubberte der Mondfisch. Seine Stimme klang dumpf, sie schien aus den Tiefen seines großen Bauches zu kommen.
»Großer Mondwächter, ich bin Talita, die Tochter von Anjala«, sagte Talita. »Und das sind meine Geschwister Mario und Sheila. Wir haben gemeinsam Muscheln gesammelt, denn meine Mutter ist Seidenweberin und webt das Hochzeitskleid für Zaidons Braut.«
Sheila beobachtete gespannt den Mondfisch. Würde er Talita glauben?
»Zaidons Braut«, wiederholte der Fisch. »Die schöne Melusa … Bei der Hochzeit werden wir eine Menge Arbeit haben, die vielen Gäste. Aber es wird ein schönes Fest, ja, das wird es.« Er schien mit sich selbst zu sprechen.
Sheila war sehr erleichtert, als der Mondfisch zur Seite paddelte und sie ohne weitere Fragen durchließ.
Talita schwamm durch den Torbogen in den Tunnel hinein, Sheila und Mario folgten ihr mit dem Muschelnetz. Der finstere Tunnel führte schräg nach oben und endete an einer Treppe. Die drei verwandelten sich und nahmen menschliche Gestalt an. Dann stiegen sie aus dem Wasser und folgten der Treppe.
Die Wände waren mit grünlichem Leuchtschleim bedeckt und die Stufen so glitschig, dass Sheila dankbar dafür war, dass es einen Handlauf gab, an dem sie sich festhalten konnte. Langsam gingen sie die Stufen hinauf und trugen dabei das schwere Netz. Es roch nach Moder, Schimmel und fauligem Fisch. Die Wändewaren mit kleinen Muscheln bewachsen. Sheila konnte sehen, wie hoch das Wasser bei Flut stieg. Jetzt war gerade Ebbe.
Je höher sie kamen, desto mehr Abfall lag auf den Stufen. Manche Bewohner von Atlantis schienen hier einfach ihren Müll zu entsorgen. Dunkle Schatten huschten über die Steinplatten. Einmal sah Sheila einen langen Rattenschwanz. Zwei Stufen höher glänzten drei neugierige kleine Augenpaare hinter den Abfällen. Sheila hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Als etwas ihr Haar streifte, schrie sie auf.
»Fledermäuse«, sagte Talita ruhig. »Du brauchst keine Angst zu haben. Sie tun dir nichts.«
»Ich bin nur erschrocken«, murmelte Sheila.
Normalerweise war sie nicht besonders ängstlich, aber das, was sie bisher von Atlantis gesehen hatte, war einfach nur schrecklich. So hatte sie sich das berühmte prächtige Reich bestimmt nicht vorgestellt!
4. Kapitel
In der Unterstadt
Die Treppe teilte sich. Talita schlug zielstrebig den Weg nach rechts ein. Sie gelangten in einen Gang mit zahlreichen Abzweigungen. An den Wänden flackerten Fackeln. Es war das reinste Labyrinth. Sheila fragte sich, wie man hier den Überblick behalten konnte. Aber Talita zögerte keine Sekunde. Nach etlichen Biegungen, neuen Stufen und verwinkelten Gängen blieb sie vor einer alten Holztür stehen.
»Wir sind da.« Sie drückte die Tür auf.
»Hier wohnst du?«,
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