Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
dem Tag kann ich keine Nacht mehr richtig schlafen. Ich habe solche Angst!«
»Du musst es den anderen erzählen«, sagte Mario. »Du darfst nicht länger schweigen. Ihr müsst euch gegen Zaidon wehren!«
»Aber er ist viel stärker als wir. Er hat Macht! Und er benutzt Magie, Mario. Was kann ich schon gegen ihn ausrichten? Er wird behaupten, dass ich lüge und alles nur erfunden habe!«
»Ich weiß, dass du die Wahrheit sagst, Talita. Sheila und ich, wir werden dir helfen.« In Marios Gehirn arbeitete es fieberhaft. Er musste Talita sagen, woher sie kamen und weswegen sie hier waren. Sie hatte ihm ihr größtes Geheimnis anvertraut. Da war es nur fair, dass er ihr auch alles erzählte. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig unterstützen.
»Ich bin durch das Weltentor gegangen, Talita«, sagte er. »Ich war im Paradies und es ist wunderbar dort. In Talana wird niemand von Haien getötet. Und das Tor ist nicht rot, sondern regenbogenfarben.« Er ließ sie los. »Hör zu! Was ich dir jetzt sage, klingt wahrscheinlich ziemlich fantastisch. Sheila und ich kommen von weit her – nämlich aus der Zukunft. Wir leben normalerweise ineiner ganz anderen Zeit, mehr als sechstausend Jahre später. Atlantis ist für uns eine Legende.«
Talita blickte ihn an und runzelte fragend die Stirn. »Eine Legende?«
Mario nickte. »Es ist fast nichts von Zaidons Reich übrig geblieben. Nur ein paar Ruinen. Die meisten Leute glauben nicht einmal, dass es Atlantis überhaupt je gegeben hat.«
Talita starrte ihn mit offenem Mund an. »Was passiert mit Atlantis, Mario?«
»Es geht unter«, erwiderte Mario knapp. »Die Stadt versinkt im Meer.«
»Bist du sicher? Wann wird das sein?«, fragte Talita bang.
»Das weiß ich nicht«, sagte Mario wahrheitsgemäß. »Sheila und ich sind hergekommen, weil wir einen Auftrag haben. Zaidon hat nämlich etwas Wichtiges aus Talana gestohlen.«
Er erzählte ihr, wie sich das Paradies deswegen langsam veränderte und dass es für immer zerstört werden würde, wenn es ihm und Sheila nicht gelänge, die Ursache herauszufinden. Mario berichtete auch von dem Tempel der Zeit und wie er und Sheila mithilfe des weißen Kraken in die Vergangenheit gereist waren. Als er mit seiner Erzählung fertig war, schwieg Talita.
»Jetzt kennst du auch unser Geheimnis«, murmelte Mario. »Du weißt, warum wir in Atlantis sind. Wir haben keine Ahnung, wonach wir suchen müssen, aber es ist die einzige Chance, Talana zu retten.«
Talita holte tief Luft. »Ich glaube dir. Und ich werde alles tun, um euch zu helfen.«
6. Kapitel
Falsches Spiel
Fenolf hüllte sich in seinen Mantel und zog die Kapuze weit über den Kopf, sodass man sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er vergewisserte sich, dass er nicht beobachtet wurde, dann hob er die Bodenplatte ein Stück hoch, zwängte sich durch die Lücke und kletterte die schmale eiserne Leiter hinab.
Fenolf spürte den rauen Rost an seinen Händen. Zwei Sprossen waren schon durchgebrochen. Die Leiter würde vermutlich nicht mehr lange halten.
Aber es war der kürzeste Weg in die Unterstadt und Fenolf hatte nicht viel Zeit. Er musste Anjala sehen, unbedingt. Schon zwei Tage hatten sie sich nicht mehr getroffen, weil er nicht weggekonnt hatte. Zaidon hatte ständig nach ihm verlangt. Jetzt war der Herrscher zum Glück anderweitig beschäftigt und Fenolf hoffte, dass seine Abwesenheit nicht auffallen würde.
Der Geruch nach Moder und Schimmel, der von unten aufstieg, war ekelerregend. Zum x-ten Mal fragte sich Fenolf, wie Anjala es aushielt, in der Unterstadt zu leben. Allein dieser Gestank! Aber wahrscheinlich nahm man ihn irgendwann nicht mehr wahr, wenn man ihn ständig einatmete.
In der letzten Zeit schämte sich Fenolf manchmal dafür, dass es ihm so gut ging. Früher hatte er sich darüber keine Gedanken gemacht, doch seit er Anjala kennengelernt hatte, war alles anders. Inzwischen grübelte er oft nächtelang.
Seit fünf Jahren stand Fenolf in Zaidons Diensten. Der Herrscherhatte mit Versprechungen gelockt und ihm eine große Karriere in Aussicht gestellt. Fenolf war sein Wesir geworden. Er hatte sich vorgestellt, in dieser Stellung sehr einflussreich zu sein, doch inzwischen hatte er erkannt, dass er letztlich nur Zaidons Handlanger war.
Am Anfang hatte er Zaidon wirklich bewundert. Zaidon war es gelungen, Atlantis gleichsam aus dem Nichts zu erschaffen – eine Stadt mitten im Meer, die ihresgleichen suchte: herrliche Gebäude mit goldenen Kuppeln,
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