Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
sie die Unwahrheit sagte. »Mein Blick war auf den Meeresboden gerichtet. Die Steckmuscheln werden immer seltener, wie Ihr sicher wisst. Ich brauche immer länger und muss in einem größeren Gebiet suchen, damit ich genügend Muscheln nach Hause bringe.«
»Es war ein Tag des Paradieses , Talita.«
»Wenn Ihr das sagt, Herr … Ich wusste es nicht. Ich habe auf nichts anderes geachtet als auf die Muscheln … Ich habe nichts gesehen …« Talita spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, und sie wusste, dass sie ihre letzte Chance verspielt hatte. Verräterische Röte!
»Warum lügst du mich an, Muschelsucherin?« Zaidons Stimme war so laut, dass sie im Raum widerhallte. »Gestehe! Du wolltest einen Blick ins Paradies werfen und hast die Morgenröte gesehen!«
Talita fiel verzweifelt auf die Knie. »Verzeiht mir, Herr! Es war keine Absicht! Ich wollte nicht schauen, ich wollte nichts sehen … Aber auf einmal war das Wasser um mich herum rot … Ich bin erschrocken … Ich kenne das Gebot, ich habe gleich die Augen geschlossen, weil ich wusste … wusste …« Sie sah Zaidon flehend ins Gesicht, ganz gebannt von seinen leuchtenden Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sein Blick tief in sie eindrang und der Herrscher bis auf den Grund ihrer Seele sehen konnte. Er las ihre Gedanken, als wären es Zeilen in einem Buch. Talita war völlig wehrlos. Schon befürchtete sie, dass er auch erfahren würde, wem sie von ihrem Erlebnis erzählt hatte – und dann waren Mario und Sheila ebenfalls in Gefahr!
Als Zaidon schließlich sprach, war seine Stimme eiskalt.
»Du hast das dreizehnte Gebot gebrochen und deswegen wirst du sterben«, sagte Zaidon kalt. »Wachen, ergreift sie!«, befahl er dann. »Werft sie in den Kerker!«
Die Wächter traten herbei, fassten Talita links und rechts bei den Armen und zogen sie auf die Füße.
»Erbarmen, Herr!«, rief Talita in höchster Not. »Ich will vergessen, was ich gesehen habe, aber bitte lasst mich am Leben! Bitte! Seid gnädig! Wenigstens dieses eine Mal, ich flehe Euch an!«
Zaidons Finger trommelten auf die Armlehne. Sein Gesicht war unbewegt.
»Schafft sie fort!«, sagte er nur. »Werft sie in das finsterste Verlies. Sie soll nie mehr das Tageslicht sehen!«
10. Kapitel
Shakas Reue
»Vielleicht wollen sie uns jetzt alle holen«, flüsterte Anjala. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Ängstlich zog sie Brom dichter an sich heran. »Am besten, wir rühren uns nicht.«
Sheila und Mario wagten kaum zu atmen, um die Häscher vor der Tür nicht auf sich aufmerksam zu machen.
Es klopfte wieder, diesmal hartnäckiger und lauter. Sheila schaute ängstlich auf den schmalen Riegel. Er sah nicht so aus, als könnte er lange Widerstand bieten. Sie rechnete damit, dass ein heftiger Fußtritt die Tür jeden Moment aufbrechen würde.
Aber stattdessen ertönte von draußen eine brüchige Frauenstimme: »Anjala … ich weiß, dass du da bist! Ich bin’s, Shaka.«
Anjala atmete laut aus, ließ Brom los, ging zur Tür und schob den Riegel zurück.
Shaka sah sich verstohlen um und huschte herein. Anjala verriegelte hinter ihr wieder die Tür und verschränkte die Arme.
»Was willst du?«, fragte sie.
»Verzeih mir, Anjala!« Shaka griff nach Anjalas Händen. In ihren Augen standen Tränen. »Ich habe dich belogen. Es tut mir leid. Talita war vorhin bei mir …«
Sie berichtete weinend, was geschehen war. Einer von Zaidons Leuten war in aller Frühe in ihre Wohnung eingedrungen und hatte die alte Frau aus dem Bett geholt. Er hatte ihr die Arme auf den Rücken gedreht und sie gezwungen, über Talitas Gewohnheiten Auskunft zu geben.
»Ich hatte solche Angst«, gestand Shaka und wischte sich übers Gesicht. »Ich habe gesagt, dass Talita mir immer Rohseide bringt und die gesponnene Seide abholt und dass sie wahrscheinlich auch heute Morgen kommen wird. – Ich habe nicht verstanden, was Zaidon von Talita will. Der Mann hat mir gedroht, dass er mich umbringt, wenn ich schreie oder seinen Plan verderbe.« Sie schluchzte auf. »Und als Talita an meine Tür klopfte, hat er sie einfach geschnappt. Ich war zu feige, um ihr zu helfen. Ich habe mich so gefürchtet, selbst dann noch, als er wieder weg war. Deswegen habe ich dich vorhin angelogen. Ich dachte, Zaidons Leute wären noch in der Nähe und würden mich beobachten. Oh Anjala, vergib mir! Bitte sei mir nicht böse!«
Anjalas Gesicht war zunächst wie versteinert, doch dann löste sich ihre Starre und sie nahm
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