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Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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erreichten eine vergoldete Flügeltür. Die Angeln quietschten leise, als die Wächter sie öffneten. Kühle Luft schlug ihnen entgegen. In der Kuppel, die sie betraten, war es dämmrig. Die Sonne schien durch unzählige kleine farbige Fenster und das Licht malte fantastische Muster auf den Steinfußboden. Talita fühlte sich einen Moment so, als hätte sie eine völlig andere Weltbetreten. Sie vergaß ihre Angst und versuchte alle Eindrücke in sich aufzunehmen.
    Die Schritte der Männer hallten, als sie die Kuppel durchquerten. Sie betraten einen langen Gang. Fackeln brannten an den Wänden, die mit leuchtenden Farben bemalt waren. Sie zeigten jubelnde und winkende Männer und Frauen in Lebensgröße, sodass man das Gefühl hatte, durch ein Spalier aus Menschen zu schreiten.
    Schließlich erweiterte sich der Gang zu einem großen runden Raum. Die Fenster reichten bis auf den Boden, sodass viel Licht hereinfiel. Die Wände waren mit goldenen Blumen, Vögeln und Mustern geschmückt. Auf dem Boden lagen blaue glasierte Fliesen und in der Mitte des Raums befand sich ein flaches Becken, in dem ein Springbrunnen plätscherte. Talita sah auch zwei goldene Käfige, in denen bunte Vögel saßen. Auf der anderen Seite des Raums stand ein Thron mit goldenen Verzierungen und purpurnen Polstern. Darauf saß ein hochgewachsener Mann in einem blauen Gewand: Zaidon. Gelangweilt blickte er den Ankömmlingen entgegen.
    »Seid gegrüßt, großer Herrscher!« Die Wächter blieben stehen und neigten ehrfürchtig die Köpfe.
    Der Entführer lud Talita von seinen Schultern. Sie landete unsanft auf den Fliesen und blieb dort zusammengekrümmt liegen, während sich der Mann vor dem Herrscher auf die Knie warf.
    »Ehrwürdiger Herrscher, seid gepriesen! Hier bringe ich Euch das Mädchen, das Ihr suchen ließet!«
    Zaidon machte eine unmerkliche Handbewegung, worauf der Mann wieder aufstand.
    »Nehmt ihr die Fesseln ab!«
    Die Wächter stürzten sich von beiden Seiten auf Talita und lösten die Stricke. Talita war froh, den Knebel loszuwerden. Etwas mühsam kam sie auf die Beine und stand nun vor dem Herrscher, zitternd vor Furcht.
    Zaidon musterte sie eindringlich. Seine smaragdgrünen Augen besaßen eine Helligkeit und eine Leuchtkraft, wie Talita sie noch nie bei jemandem gesehen hatte. Die Augen schienen aus purer Energie zu bestehen.
    »Du weißt, warum du hier bist«, sagte Zaidon streng.
    Talitas Kehle war wie zugeschnürt.
    Leugne, befahl ihr eine innere Stimme. Streite alles ab, was man dir vorwirft. Du hast nichts gesehen, gar nichts. Das ist deine einzige Chance!
    Talita schüttelte langsam den Kopf.
    »Dann werde ich deiner Erinnerung ein wenig auf die Sprünge helfen«, fuhr Zaidon in strengem Tonfall fort. »Du bist doch Talita, die Muschelsucherin, Tochter von Anjala, der Weberin?«
    »Ja, die bin ich«, flüsterte Talita. Eigentlich hatte sie es laut sagen wollen, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht.
    »Dann kennst du auch die Gebote, die für alle meine Untertanen gelten«, sagte der Herrscher.
    Talita nickte. Ihre Knie schlotterten.
    »So sage mir, Talita: Wie lautet das dreizehnte Gebot?«, fragte Zaidon.
    Talita räusperte sich. Stockend begann sie, das Gebot zu zitieren. Jedes Kind lernte Zaidons Gebote so früh wie möglich und Talita hatte alle dreißig Gebote hersagen können, noch ehe sie den Inhalt verstanden hatte.
    »Wer die Morgenröte im Meer erblickt,
    wird des Todes sein,
    denn die Augen eines Untertanen sind nicht dazu geschaffen,
    das Paradies zu schauen.«
    Sie verstummte, senkte den Kopf und betrachtete den Fußboden. Sie konnte förmlich spüren, wie Zaidons Blick auf ihr ruhte. Ihre Kopfhaut schien zu brennen.
    »Und was hast du vor ein paar Wochen getan?«, fragte Zaidon mit einschmeichelnder Stimme, ganz so, als wollte er Talitas Vertrauen gewinnen und sie dazu verleiten, ein Geständnis abzulegen.
    »Nichts«, wisperte Talita ängstlich.
    »Du bist draußen bei den drei schwarzen Felsen gewesen.«
    »Es kann sein, dass ich einmal versehentlich in diese Richtung geschwommen bin«, erwiderte Talita. »Ihr wisst, Herr, dass ich Steckmuscheln suche, damit meine Mutter genügend Muschelseide hat. Sie webt doch das Hochzeitsgewand für Eure Braut …« Ihre Stimme versagte erneut. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie kaum Luft zum Atmen hatte.
    »Was hast du an diesem Tag gesehen?«, wollte Zaidon wissen.
    »Nichts Ungewöhnliches, Herr«, log Talita und hoffte, dass der Herrscher ihr nicht ansah, dass

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