Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
ihnen Schwierigkeiten machen würde, wenn er herausfand, dass sie und Mario Fremde waren. Ob er etwas von dem rätselhaften Gegenstand wusste, den sie suchen sollten? Manchmal wünschte sich Sheila, einfach in den Kopf des anderen schauen und seine Gedanken lesen zu können.
»Wann soll die Befreiungsaktion stattfinden?«, fragte Anjala.
»So bald wie möglich«, erwiderte Fenolf. »Vielleicht noch heute.«
»Und wie kommst du an den Schlüssel?«, wollte Anjala wissen.
Ein Schatten überzog Fenolfs Gesicht. »Das werden wir sehen.«
Anjala presste die Lippen zusammen. Sheila sah, dass sie sich Sorgen machte. Auch sie hätte gern gewusst, wie sich Fenolf den Schlüssel beschaffen wollte. Würde er gegenüber den Gefangenenwärtern Gewalt anwenden müssen? Vielleicht bewahrteZaidon ja auch irgendwo einen Ersatzschlüssel auf, den Fenolf stehlen konnte. Auf alle Fälle würde Fenolf etwas Verbotenes tun, und wenn Zaidon herausfand, dass sich sein Wesir gegen ihn gestellt hatte, konnte es Fenolf den Kopf kosten.
Mario beugte sich inzwischen über die Karte und betrachtete das Gewirr aus Linien und Strichen, die das Kanalsystem von Atlantis darstellten.
»Wir müssen uns den Weg gut einprägen, denn die Karte können wir nicht mitnehmen«, sagte Fenolf. »Es gibt Kanäle, die Wasser in die Stadt leiten, und andere, die Wasser abführen. Leider kann man auf dem Plan nicht erkennen, um welche Kanäle es sich handelt. Das werden wir erst vor Ort sehen. Wenn wir durch einen Abwasserkanal in die Stadt gelangen, müssen wir gegen die Strömung schwimmen. Das wird anstrengend werden.« Er betrachtete Mario. »Du scheinst gut in Form zu sein.«
Mario nickte. »Ja, ich bin ziemlich fit.«
Sheila befürchtete, er könnte erzählen, dass er in den vergangenen Monaten als Delfin in der Wasserwelt Talana gelebt hatte.
Doch Mario sagte nur: »Ich habe viel trainiert in der letzten Zeit.«
»Das ist gut«, meinte Fenolf und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Gemeinsam können wir es schaffen, Talita zu befreien.« Dann lächelte er Sheila zu. »Und du hältst uns inzwischen die Mondwächter vom Leib.«
Sheila überlegte, was leichter war: mit einem der monströsen Fische eine Diskussion zu führen und ihn abzulenken oder durch einen stinkenden Abwasserkanal zu schwimmen. Beides klang nicht gerade verlockend.
»Ich lasse die Karten hier«, sagte Fenolf. »Ich muss jetzt leider wieder in den Palast zurück, bevor meine Abwesenheit auffällt. Aber ihr hört bald von mir.«
Er umarmte Anjala, küsste sie und blickte ihr in die Augen. »Nur Mut, Anjala. Wir werden dir deine Tochter zurückbringen.«
»Hoffentlich«, erwiderte Anjala. Sie sah ihn liebevoll an. »Danke für alles, Fenolf.«
13. Kapitel
Das Labyrinth von Atlantis
Fenolf war aufgeregt. Sein Plan musste einfach gelingen. Er hatte sein Gesicht mit Ruß geschwärzt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um unterwegs nicht erkannt zu werden. In einer Innentasche seines Mantels steckte ein Lederbeutel voller Goldstücke – sein gesamter letzter Monatslohn. Für einen Gefangenenwärter musste die Summe ein Vermögen bedeuten – genug Geld, um sich irgendwo zur Ruhe zu setzen oder woanders neu anzufangen. Fenolf hoffte, dass sich der Wächter, der heute Abend Dienst hatte, mit dem Gold bestechen ließ.
In der anderen Innentasche seines Mantels steckte ein scharfes Messer. Nur für alle Fälle. Wenn der Wächter das Geld ablehnte, durfte Fenolf nichts riskieren. Womöglich würde der Mann sofort zu Zaidon rennen und ihm alles erzählen. Dann wäre alles verloren.
Fenolf spürte, wie der Schweiß auf seine Stirn trat. Er hoffte, dass es nicht zum Äußersten kommen würde. Hätte er länger Zeit gehabt, so hätte er vielleicht jemanden finden können, der das Schloss knackte. Aber je mehr Leute eingeweiht waren, desto größer war auch das Risiko des Verrats.
In den Gängen stank es furchtbar. Fenolf hatte das Gefühl, fast keine Luft mehr zu bekommen. Er war noch nie hier unten im Gefangenentrakt gewesen. Welches Elend spielte sich hinter den zahlreichen Türen ab! Es verschwanden so viele Menschen, die Zaidon aus irgendeinem Grund lästig geworden waren.
Da – Schritte! Sie näherten sich vom anderen Ende des Ganges. Fenolf verlangsamte sein eigenes Tempo und versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Er durfte auf keinen Fall seine Aufregung zeigen, sondern musste sicher und selbstbewusst auftreten. Nur so konnte der Plan gelingen.
Einer
Weitere Kostenlose Bücher