Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
mit der Kapuze, die er jetzt hastig zurückstreifte. Dann nahm er Anjala in die Arme und hielt sie fest.
»Ich habe einen Plan, doch dafür brauche ich Hilfe.« Er warf einen zögernden Blick zu Sheila und Mario.
»Du kannst offen reden, ich vertraue den beiden«, sagte Anjala.
Sheila sah, wie Anjala zitterte, während Fenolf berichtete, dass er bei Zaidon nichts erreicht hatte.
»Aber ich hatte es auch nicht anders erwartet. Jedenfalls weiß ich inzwischen, dass Talita noch am Leben ist und wohin man sie gebracht hat«, sagte er am Ende.
Er zog eine große Rolle unter seinem Mantel hervor, löste eineSchnur und breitete das Pergament auf dem Tisch aus. Auf dem Bogen war ein Gewirr aus Strichen und Symbolen zu sehen.
»Was ist das?«, fragte Anjala.
»Eine Karte der Tunnel und Abwasserkanäle von Atlantis«, antwortete Fenolf. »Ich habe meine Stellung als Wesir ausgenutzt und bin in das Büro des Baumeisters gegangen. Dort habe ich behauptet, dass manche Kanäle offenbar schadhaft seien und sich die Beschwerden in der Oberstadt häuften. Außerdem würde es im Palast stinken. Und ich hätte die Aufgabe, das Tunnelsystem zu überprüfen und herauszufinden, wo die Schwachstellen sind. So bin ich an diese Karte gekommen.«
»Und was nützt sie uns?«, wollte Anjala mit schwacher Stimme wissen.
Fenolf zog wortlos ein zweites Pergament aus seinem Mantel und entrollte es. Die Haut war so dünn, dass man hindurchsehen konnte. Auf diesem Pergament waren Räume und Gänge eingezeichnet.
Fenolf legte die zweite Karte auf die erste. Die Zeichnung der unteren Karte schimmerte hindurch und Sheila konnte sehen, dass sich manche Linien deckten.
»Hier ist das Gefängnis mit den Verliesen.« Fenolf tippte auf eine Stelle. »Talita befindet sich wahrscheinlich in diesem Trakt. Ich werde mir den Schlüssel besorgen. Es ist jedoch zu gefährlich, Talita nach oben zu bringen. Dort wimmelt es von Wächtern. Sie würden uns sofort bemerken. Vor zwei Jahren sind vier Gefangene ausgebrochen, seither hat Zaidon die Anzahl der Wachen verdoppeln lassen.« Er zeigte auf mehrere Linien. »Die einzige Chance ist, Talita über einen dieser Kanäle hinauszuschmuggeln.«
Anjala nickte. Ihr Gesicht war sehr blass. »Ich will alles tun, um Talita zu helfen«, flüsterte sie.
»Nein.« Fenolf blickte sie an. »Du wirst hierbleiben und an Melusas Hochzeitskleid weiterarbeiten. Und Brom wird dir Gesellschaft leisten.« Er schaute zu Mario und Sheila. »Ich brauche einen mutigen Helfer«, sagte er. »Jemanden, der bereit ist, alles zu riskieren.«
»Ich«, sagte Mario sofort.
»Ich auch«, fiel Sheila gleich ein.
»Einer von euch genügt«, sagte Fenolf. Sein Blick ruhte auf Mario. »Ich bin nicht sehr geübt darin, mich in einen Delfin zu verwandeln. Ich habe es seit Jahren nicht mehr getan, denn ich fühle mich an Land einfach wohler als im Wasser. Aber diesmal wird es nicht anders gehen. Ich hole mir den Schlüssel zu Talitas Kerker und dann schwimmen wir vom Meer aus durch die Kanäle in den Palast. Das wird wahrscheinlich eine ziemlich eklige Angelegenheit werden.«
»Ich bin nicht empfindlich«, sagte Mario. »Ich kann einiges wegstecken.«
»Ich auch«, meinte Sheila, die bei der Befreiungsaktion unbedingt mitmachen wollte. Wenn sie im Meer schwammen, würden sie hoffentlich auch Spy treffen und sich zumindest kurz mit ihm unterhalten können. Dem armen Kerl war die Zeit bestimmt schon ziemlich lang geworden, so ganz ohne Nachricht von Sheila und Mario. Gerade erst gestern hatte Sheila mit Mario über Spy geredet und sie waren sich einig gewesen, dass sie unbedingt bald wieder mit ihm Kontakt aufnehmen mussten.
»Gut, dann kommst du auch mit«, sagte Fenolf jetzt zu Sheila.»Du hältst vor dem Kanalzugang Wache, bis wir mit Talita zurückkommen, und passt auf, dass wir keinem Mondwächter in die Quere schwimmen. Das könnte sonst großen Ärger geben.«
Das war zwar nicht gerade das, was sich Sheila erhofft hatte, aber sie nickte. »In Ordnung.«
»Ihr seid wohl gute Freunde von Talita?«, fragte Fenolf. »Wo wohnt ihr normalerweise?«
»Im Moment wohnen sie bei mir.« Anjala berührte ihn am Arm. »Und manchmal ist es besser, nicht zu viele Fragen zu stellen.«
Fenolf runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Es gibt also Geheimnisse … Keine Angst, ich verrate euch nicht. Talitas Freunde sind auch meine, egal wer ihr seid und woher ihr kommt.«
Sheila war erleichtert. Insgeheim hatte sie noch immer befürchtet, dass Fenolf
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