Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
über seine Schulter und fasste das Mädchen um die Hüfte.
»Ich … rieche bestimmt nicht gut …« Talitas Stimme klang verlegen.
»Das ist jetzt völlig egal«, meinte Mario. »Was glaubst du, wie die Kanäle stinken. Da müssen wir gleich wieder durch.«
Besorgt fragte er sich, wie sie das mit der gebrechlichen Saskandra schaffen sollten.
Vor ihnen im Gang stolperte Fenolf und Mario hörte ihn fluchen.
»Kannst du mir leuchten?« Der Wesir drehte sich um. »Hier ist es stockdunkel.«
»Wenn ich besser laufen könnte, würde ich dich führen«, sagte Saskandra. »Das ist der Vorteil, wenn man blind ist: Dunkelheit macht einem nichts aus.«
Mario streckte seine freie Hand aus und spreizte die Finger. Das magische Licht war zwar nicht besonders hell, aber ausreichend, um die nächsten Meter im Gang zu erkennen.
»Weißt du noch, wo wir hergekommen sind?«, fragte Fenolf, nachdem sie ein Stück gegangen waren. »Irgendwo muss doch der Durchschlupf zum Kanal sein. Hoffentlich haben wir die Stelle nicht schon verpasst.«
»Es war weiter vorne«, behauptete Mario.
»Bist du sicher?«, fragte Fenolf.
Mario hatte recht. Nach einigen Metern fanden sie die Abzweigung, obwohl sie fast daran vorbeigelaufen wären. Fenolf musste Saskandra absetzen, denn die Decke war zu niedrig. Die Seherin schob sich mühsam an der Wand entlang. Mario und Fenolf versuchten nach Kräften, ihr zu helfen. Talita schaffte die paar Schritte bis zum Kanal allein.
Und dann lag der unterirdische Fluss vor ihnen. Das schnell dahinfließende Wasser glitzerte im Lichtschein, der von Marios Händen ausging.
»Ab hier geht es nicht mehr zu Fuß weiter«, erklärte Mario Talita. »Wir müssen uns in Delfine verwandeln.«
»Seid Ihr dazu in der Lage?« Fenolf wandte sich an Saskandra.
»Es ist schon ziemlich lange her, seit ich mich das letzte Mal verwandelt habe«, antwortete die Seherin. »Ich hoffe, dass ich es noch kann. Aber ihr müsst mir wahrscheinlich zeigen, wohin ich schwimmen muss. Ich weiß nicht, wie gut ich mich im Wasser zurechtfinde.«
Fenolf führte die gebrechliche Frau zur Leiter und legte ihre Hände ans Geländer. »Wollt Ihr zuerst ins Wasser hinabsteigen oder soll ich vorausgehen?«
»Ich gehe.« Saskandra war schon dabei, die Leiter hinunterzuklettern. Mario sah, wie ihre Knochen unter der Haut hervorstachen, sobald sich ihre dünnen Hände an den Stangen festkrallten.
Als ihre Füße das Wasser berührten, ließ Saskandra das Geländer los und kippte nach hinten. Talita schrie erschrocken auf und wollte der Seherin zu Hilfe eilen. Doch da hatte sich Saskandra schon in einen Delfin verwandelt. Seine Haut schimmerte außergewöhnlich hell, und als Mario die Hände hob, um besser sehen zu können, stellte er fest, dass der Delfin schneeweiß war. Ihm stockte vor Überraschung der Atem.
»Ich wünschte, bei mir würde die Verwandlung auch so reibungslos funktionieren«, murmelte Fenolf, als er die Leiter hinabkletterte. Er warf Mario einen Blick zu. »Notfalls brauche ich wieder deine Hilfe.«
»Klar, kein Problem«, erwiderte Mario.
Fenolf schien vor dem Augenblick der Verwandlung zurückzuscheuen. Das Wasser bedeckte schon seine Schultern. Sein Gesicht war angespannt.
»Ihr schafft es!«, rief Mario ihm zu.
Fenolf lächelte schwach. Dann wölbte sich seine Stirn, das Haar verschwand, seine Kieferknochen wurden zu einem lang gezogenen Delfinschnabel. Einen Moment lang sah Mario noch Fenolfs schwarzen Mantel unter Wasser und befürchtete, dass der Wesir wieder mitten in der Verwandlung hängen bleiben würde. Doch dann schlug Fenolf mit der Fluke – er war ein Delfin. Mario atmete unwillkürlich auf.
»Geht doch«, murmelte er. »Jetzt du, Talita.« Er schob das Mädchen an sich vorbei zur Leiter.
Talita wirkte fast noch zerbrechlicher als Saskandra, als sie die Sprossen hinunterstieg. Mario hatte den Wunsch, sie zu beschützen, aber er konnte ihr den Weg durch die Kanäle nicht ersparen. Talita ließ sich ins Wasser gleiten, tauchte unter und erschien kurz darauf als Delfin an der Oberfläche.
Nun kletterte auch Mario die Leiter hinab. Er war fast erleichtert, als er das Wasser an seinen Beinen spürte, und im Nu hatte er sich in einen Delfin verwandelt. Sofort konnte er sich im Gewölbe und im Kanal besser orientieren; er war nicht mehr auf das spärliche Licht angewiesen, das von seinen Fingern ausgegangen war. Mario fühlte sich viel stärker und auch sicherer. Er schwamm an Talitas Seite.
»Wie
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