Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Muschelseide.«
»Merkwürdig!«, grummelte Spy vor sich hin. »Zaidon ist so ein Scheusal! Welche Frau heiratet denn so einen!«
»Die schöne Melusa«, antwortete Sheila. »Sie kommt von weit her und Zaidon hat ihr versprochen, dass sie die Fürstin von Atlantis wird.«
»Versteh ich nicht«, sagte Spy. »Würdest du Zaidon heiraten, wenn er dir verspricht, dass du Fürstin wirst?«
»Nie im Leben!«
»Und warum heiratet Melusa ihn?«
»Ich glaube, sie hat ihn noch nie getroffen«, sagte Sheila. »Vielleicht denkt sie, er ist nett …«
»Na, vielleicht ist sie auch ein ebenso großes Scheusal wie er«, sagte Spy. »Schön und scheußlich. Wie eine Leuchtqualle. Die leuchtet wunderbar im Meer, aber wehe, wenn man sie berührt! Da verbrennt man sich die Flossen!«
Sheila hörte ihm nur noch halb zu. Ihre Aufmerksamkeit war wieder auf den Abwasserkanal gerichtet. Täuschte sie sich oder hatte sie da eben einen Laut gehört? Sie schwamm näher an die Öffnung heran und wollte gerade wieder ihr Sonar benutzen, als ein weißer Delfin zusammen mit der ekelhaften Brühe herausstürzte.
Der Delfin taumelte und schien halb bewusstlos zu sein. Sheila beeilte sich, zu ihm zu schwimmen und ihn in Richtung Wasseroberfläche zu schieben, damit er atmen konnte. Während sie schob und drückte, tauchte Mario an ihrer Seite auf und half ihr.
»Wie gut, dass du da bist!«, rief Sheila erleichtert. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, Mario wiederzusehen. »Habt ihr Talita befreit? Wer ist dieser Delfin?«
»Erzähl ich dir gleich«, sagte Mario und stemmte sich gegen den Bauch des weißen Delfins. Gemeinsam brachten sie ihn nach oben. Dort tat er einen tiefen Atemzug und ließ sich erschöpft auf den Wellen treiben.
Jetzt erst sah Sheila, dass seine Augen einen milchigen Überzug hatten. »Er ist blind«, sagte sie erschrocken.
»Und trotzdem sieht sie mehr als wir«, meinte Mario. »Es ist Saskandra, Zaidons beste Wahrsagerin. Sie saß im gleichen Verlies wie Talita. Ihr körperlicher Zustand ist miserabel und sie ist unterwegs fast erstickt. Hoffentlich stirbt sie nicht!«
Jetzt tauchten auch Talita und Fenolf auf, holten Luft und schwammen besorgt um Saskandra herum. Sheila hatte unzählige Fragen, aber sie verstand, dass es im Moment am wichtigsten war, Saskandra zu helfen. Dem weißen Delfin ging es sehr schlecht, er regte sich kaum.
»Ich mache mir solche Vorwürfe«, gestand Mario. »Ich hätte wissen müssen, dass der Weg durch die Kanäle viel zu anstrengend ist. Ich habe versucht, die HUNDERTKRAFT auf Saskandra zu übertragen, aber das hat nur kurz funktioniert. – Ach, Sheila, das darf nicht sein! Wir haben sie aus dem Verlies befreit und jetzt stirbt sie hier im Wasser!«
Plötzlich hatte Sheila eine Idee. »Wir haben doch den Heilstein, Mario!«
Mario begriff nicht sofort. »Was für ein Heilstein?«
»Na – die Steine in Spys Bauch. Der blaue kann heilen, weißt du das nicht mehr? Damit hast du mich gerettet, als ich von der Seeschlange gebissen worden war.«
Mario starrte Sheila an. »Ja, du hast recht!«
In Windeseile tauchten die beiden Delfine wieder in die Tiefe und suchten Spy. Der Fisch war alles andere als begeistert, als er hörte, dass er einen der magischen Steine hervorwürgen sollte.
»Und wenn ihr ihn verliert?«, meckerte er. »Dann war die ganze Suche umsonst! Ich habe die Verantwortung, ich muss die Steine aufbewahren. Für eure Mission in der Zukunft.«
»Jetzt stell dich nicht so an, Sackfisch, es geht um Saskandras Leben«, sagte Mario ein bisschen ruppig. »Und glaubst du, Sheila und ich sind nicht in der Lage, auf den Stein aufzupassen? Hältst du uns für so leichtsinnig?«
»Aber wenn Fenolf ihn klaut?«, wandte Spy ein. »Dann haben wir nur noch sechs Steine und wir hatten solche Mühe, alle sieben zu finden.«
»Mann!« Nun wurde auch Sheila ungeduldig. »Es passiert schon nichts mit dem Stein! Gib ihn endlich her!«
Spys Linsenaugen glitzerten. »Also gut. Auf euer Risiko.« Er drehte sich ein Stück zur Seite und begann zu würgen. Stein für Stein kullerte auf den Meeresgrund. Auch die goldene Spieluhr war dabei. Sheila sah, wie der weiße Krake kurz den Deckel öffnete und neugierig seinen Kopf herausstreckte. Doch dann erschien eines seiner langen Beine und zog den Deckel wieder zu.
»Ist wirklich besser, wenn du momentan drinbleibst«, murmelte Spy, der inzwischen auch den letzten Stein ausgespuckt hatte. Er verschluckte die goldene Spieluhr wieder.
Sheila
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