Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Endlich konnten die beiden Delfine auftauchen und wieder atmen. Mario genoss es, als er spürte, wie neue Luft in seine Lunge strömte. Fenolf ließ Marios Schwanzflosse los.
»Vorhin habe ich wirklich gedacht, ich müsste sterben!«, gestand er. »Es hat mir so leidgetan, dass ich dich in die Sache hineingezogen habe. Aber dann war da auf einmal diese wunderbare Kraft, die mich durchströmte! – Sag, woran liegt das? Woher hast du diese Magie?«
Mario überlegte kurz, ob er Fenolf trauen konnte und ihm die Wahrheit sagen durfte. Dann entschied er sich, es zu riskieren.
»Die Zauberkraft steckt in meinem Amulett. Der Stein, der an der Kette hängt, stammt aus Talana. Ich habe ihn von dem Magier Irden bekommen, dem Hüter der Steine.«
»Irden«, wiederholte Fenolf. »Den Namen habe ich schon einmal gehört. Kann sein, dass Zaidon ihn erwähnt hat.«
Bestimmt, dachte Mario. Schon seit dem Zeitpunkt, als Zaidon den Weltenstein aus Talana gestohlen hatte, waren er und Irden erbitterte Feinde. Beide Männer nutzten die Kraft der Magie, aber während Irden das Wohl Talanas im Auge hatte, dachte Zaidon nur an sich und daran, wie er seine Macht vergrößern konnte.
Aber was ist es, das Zaidon sonst noch gestohlen hat?, grübelte Mario, während er mit Fenolf im Kanal weiterschwamm. Was kann so wichtig sein für Talana, dass dem Reich durch dessen Verlust sechstausend Jahre später die totale Zerstörung droht?
Der Tunnel verengte sich und das Wasser verschwand in einem Mauerloch. Mario erinnerte sich an die Zeichnung. Sie mussten jetzt tatsächlich in der Nähe der Verliese sein. Es wurde Zeit, wieder menschliche Gestalt anzunehmen – als Delfine kamen sie von hier ab nicht mehr weiter.
Mario hielt vor einer kleinen Leiter inne und konzentrierte sich auf die Verwandlung. Es klappte ohne Probleme. Als er sich an der Leiter hochziehen wollte und über die Schulter nach Fenolf blickte, bemerkte er, dass der Wesir Schwierigkeiten hatte. Sein Hinterleib war noch der eines Delfins, während Oberkörper und Kopf sich bereits in einen Menschen zurückverwandelt hatten.
»Ich … ich schaffe es nicht …« Die Verzweiflung stand Fenolf ins Gesicht geschrieben. Er ruderte hilflos mit den Armen.
Mario streckte ihm instinktiv die Hand entgegen. Fenolf griff danach. Mario zog ihn zur Leiter und Fenolf klammerte sich daran fest.
»Ich habe einfach … keine Übung«, keuchte er. »Verdammt, wie werde ich nur meine Flossen los?« Er peitschte mit seiner Fluke um sich.
Mario wusste auch keinen Rat, doch ihr Plan war gefährdet, wenn Fenolf es nicht schaffte, aus dem Wasser zu klettern. Aus einem Impuls heraus beugte sich Mario zu Fenolf.
»Berührt mein Amulett und denkt dabei ganz fest daran, dass Ihr ein Mensch sein wollt.«
Fenolf legte die Stirn in Falten. Mit einer Hand hielt er sich an der Leiter fest, mit der anderen fasste er nach Marios Amulett. Seine Finger zitterten, als sie sich um den Stein schlossen.
Einige Sekunden lang geschah gar nichts. Mario starrte wie gebannt auf Fenolfs Hand und versuchte, seine Kraft und Konzentration auf den Wesir zu übertragen. Endlich! Zentimeter um Zentimeter verwandelte sich seine Gestalt und Fenolf wurde auch von der Hüfte abwärts wieder ein Mensch.
Erleichtert ließ Fenolf das Amulett los. »Danke«, sagte er und blickte Mario ins Gesicht. »Ohne deine Hilfe wäre ich mitten in der Verwandlung stecken geblieben.«
Mario lächelte. Dann kletterten die beiden die Leiter hoch. Triefend standen sie auf einem schmalen Steg neben dem Kanal. Die Wände waren nicht sehr hoch, sodass sich Fenolf bücken musste, um nicht mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen.
»Hier in der Nähe muss ein Durchgang sein«, erinnerte sich Mario.
Es war ziemlich finster in dem Gewölbe. Von irgendwoher sickerte Licht durch eine Seitenwand. Als Mensch konnte Mario die Umgebung viel schlechter erkennen als zuvor. Er mussteseine Hände zu Hilfe nehmen und die Wand abtasten, um sich im Dunkeln zurechtzufinden. Vorsichtig ging er am Kanal entlang. Fenolf folgte ihm. Ihre Schritte hallten. Mario spürte Fenolfs Atem in seinem Nacken. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass Fenolf ihn jetzt ganz leicht umbringen könnte, wenn er es wollte. Hier würde ihn niemand finden … Wer garantierte Mario, dass Fenolf nicht doch noch auf Zaidons Seite stand und das Ganze nur inszeniert hatte? Mario brach der Schweiß aus, obwohl es im Gewölbe sehr kühl war. Mit Mühe bekämpfte er die aufsteigende
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