Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
zu seinen Pflichten, die Gefangenen in Augenschein zu nehmen.
»Führt die Gefangenen her«, befahl er.
»Hierher?«, vergewisserte sich der Soldat.
»Sind deine Ohren verstopft?«, brüllte Zaidon, der allmählich die Geduld verlor. Der Wein in seinem Blut ließ ihn schwitzen.
»Natürlich, sofort.« Der Soldat verneigte sich und zog sich zurück.
Sonst empfing Zaidon die Gefangenen immer im runden Saal, aber er wollte Irwin weder hier zurücklassen noch mit ihm durch den halben Palast spazieren. Irwin sah etwas genervt aus, während die beiden Männer warteten. Zaidon begann, ihm vonSaskandra zu erzählen und wie unverschämt die Seherin zuletzt geworden war.
»Ich weiß nicht, wie Ihr gehandelt hättet«, schloss er. »Ich mache solche Leute lieber mundtot. Eine wie Saskandra kann das ganze Volk in Panik versetzen.«
»Da kommen sie«, unterbrach Irwin ihn und blickte zum anderen Ende des Ganges.
Sheila hatte das Gefühl, am Ende ihrer Kräfte zu sein, als sie in den Palast geschoben wurde. Die Wächter schubsten und zogen die Gefangenen vorwärts.
»Es ist aus mit uns«, murmelte Mario niedergeschlagen. »Wir werden niemals nach Hause zurückkehren!«
Auch Sheila hatte inzwischen alle Hoffnung verloren. Sie hatte es sich viel einfacher vorgestellt, Irdens Auftrag zu erfüllen. Aber alles ging schief.
Talita schluchzte leise. »Das ist alles nur meinetwegen. Wir hätten uns trennen sollen, dann hätten sie wenigstens euch nicht geschnappt.«
»Unsinn«, sagte Sheila. Sie wollte nicht, dass Talita sich die Schuld an allem gab. Außerdem nützte das jetzt auch nichts.
»Los, weiter!«
Sheila erhielt wieder einen Stoß und stolperte vorwärts. Sie wunderte sich, dass man sie so weit in den Palast hineinführte. Sie liefen durch einen breiten Flur. Durch eine geöffnete Tür sah Sheila eine Festtafel mit unzähligen Kerzen. Es roch nach Gebratenem, nach Früchten und nach Zimt und Honig. Etliche fein gekleidete Gäste saßen am Tisch oder standen im Raum und unterhielten sich.
»Feiert Zaidon schon Hochzeit?«, fragte Talita verblüfft.
Einige Gäste merkten, dass Gefangene durch den Gang geführt wurden, und kamen neugierig an die Tür.
»Na, was habt ihr denn ausgefressen?«, rief ein betrunkener Mann amüsiert. »Sollen wir zusehen, wenn Zaidon euch einen Kopf kürzer machen lässt?«
Talita streckte ihm die Zunge heraus.
Plötzlich entdeckte Sheila in der Menge Fenolf. Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu und sah den Schreck auf seinem Gesicht, als er sie erkannte.
»Fenolf!«, rief Talita in diesem Moment. »Hilf uns! Bitte! Tu was! Du kannst doch nicht einfach …«
»Halt die Klappe!«, fuhr ein Wächter sie an und zerrte sie weiter.
»Verräter!«, zischte Talita voller Verachtung.
Sie mussten weiter durch den Palast gehen, bis sie schließlich zu einer Tür kamen, vor der zwei Männer standen. Einer davon war Zaidon, der den Ankömmlingen grimmig entgegenschaute. Sein Gesicht war gerötet.
»Hier sind die Gefangenen, Herr!«
Sheila bekam einen so heftigen Stoß, dass sie vor Zaidon und seinem Begleiter auf dem Fußboden landete. Als sie sich aufrappelte, fiel ihr Blick zufällig auf das Gewand des Fremden. Der Umhang hatte sich unten ein Stück geöffnet, und als sich der Mann bewegte, konnte Sheila kurz einen goldenen Gürtel sehen. Es durchfuhr sie heiß. Den Gürtel kannte sie. Sie hatte ihn schon in der Hand gehabt … Es war derselbe Gürtel, den Spy um seinen Leib gewickelt hatte.
Verwirrt kam Sheila auf die Beine. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder hatte dieser Fremde Spy getroffen und ihm den Gürtel abgenommen oder der Mann vor ihnen war Zaidons größter Feind: Irden.
Ihr Herz klopfte rasend schnell. Sie forschte im Gesicht des Fremden nach vertrauten Anzeichen. Die Gesichtszüge waren anders, aber seine Augen, diese Augen …
Als sich ihre Blicke kreuzten, war sie sich sicher. Plötzlich wurden ihr auch Saskandras Worte klar.
Einer wird kommen, der Gerechtigkeit will. Ihr werdet den Freund erkennen, den ihr in der Zukunft trefft.
Die Seherin hatte von niemand anders gesprochen als von Irden!
»Dich kenne ich!« Zaidon deutete auf Talita. »Du bist mit der Hexe aus dem Kerker geflohen, aber bilde dir nicht ein, dass es dir ein zweites Mal gelingen wird. Noch vor Morgengrauen wird der Henker seine Arbeit tun.«
Talita schluchzte laut. »Ich habe doch nichts getan …«
Aber Zaidon hörte gar nicht zu. »Den Jungen kenne
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