Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
einigermaßen«, antwortete Irwin. »Unterwegs gerieten wir einmal in einen Sturm, aber der Kapitän hatte das Schiff gut im Griff. Sonst war alles ruhig.«
Zaidon nahm einen Schluck Wein. Mit diesem Irwin konnte man nur schwer warm werden. Er war auf seltsame Weise distanziert.
Jetzt mischte sich Fenolf ein. »Das Hochzeitsgewand ist fertig«, flüsterte er Zaidon ins Ohr. »Ich habe es mitgebracht.« Er deutete auf seinen Beutel.
»Du bist wieder bei dieser Weberin gewesen?«, wollte Zaidon wissen.
»Nur um das Kleid zu holen«, antwortete Fenolf. »Sonst war gar nichts zwischen uns, ich schwöre es dir.«
»Du wärst auch sehr töricht, wenn du dich noch länger mit dieser Frau abgeben würdest«, meinte Zaidon und öffnete den Beutel, um einen Blick auf das Gewand zu werfen. »Nila ist bezaubernd. Ich frage mich, wo sie bleibt.«
Er hatte angenommen, dass sie nur die Toilette aufgesucht hatte und sich etwas frisch machen wollte.
»Und?«, fragte Fenolf gespannt, während Zaidon das Gewebe betrachtete. »Ist es in Ordnung?«
Zaidon konnte keinen Fehler feststellen. Es war eine makellose Arbeit. Er stellte sich vor, wie schön Melusa darin aussehen würde. Jede Frau würde in so einem Kleid eine überwältigende Erscheinung sein. »Gut.« Er nickte. »Ich werde der Weberin morgen ihren Lohn auszahlen lassen.«
Er winkte eine Dienerin herbei, damit sie das Kleid ins Brautgemach brachte.
Irwin rollte gelangweilt eine Weintraube auf dem Tisch hin und her, als sich Zaidon an ihn wandte. Er wollte ihn gerade auffordern, doch wenigstens eine gebratene Wachtel zu probieren, da kam Irwin ihm zuvor.
»Ich muss dringend mit Euch sprechen. Wo können wir ungestört unter vier Augen reden?«
»Jetzt gleich?« Zaidon fragte sich, worüber Irwin reden wollte. Der Brautpreis war doch längst geklärt und die Summe Gold ausgemacht, die Zaidon für Melusa bezahlen würde. Wollte Irwin jetzt etwa seine Forderung erhöhen?
»Je früher, desto besser«, sagte Irwin.
»Dann kommt mit.« Zaidon erhob sich und wollte mit Irwin zusammen den Raum verlassen. An der Tür stieß er beinahe mitNila zusammen, die gerade zurückkehrte. Das Mädchen sah ihn mit großen Augen an.
»Dort hinten steht dein Bräutigam«, sagte Zaidon. Lächelnd deutete er auf Fenolf. »Er ist doch noch gekommen. – Ich bin bald zurück, dann kann ich mich wieder um dich kümmern.«
»Danke, Herr.« Nila knickste und ging schüchtern in Fenolfs Richtung.
»Ich möchte wirklich sicher sein, dass uns niemand stört«, sagte Irwin, während er mit Zaidon den Gang entlangging. »Keine Leibwächter, keine Diener. Das, worüber wir reden, muss absolut unter uns bleiben.«
»Das klingt ja nach einer wichtigen Sache«, erwiderte Zaidon. »Und wer garantiert mir, dass Ihr keinen Dolch unterm Gewand tragt und ihn mir in die Brust bohrt, sobald wir unter uns sind?«
»So was traut Ihr mir zu?« Irwin hob die Augenbrauen. »Was hätte ich davon, wenn ich meinen Schwiegersohn ermorde? Ich bin froh, für Melusa einen so angemessenen Bräutigam gefunden zu haben. Sie ist sehr stolz darauf, dass sie bald die Fürstin von Atlantis sein wird. Ich soll Euch übrigens von ihr grüßen.«
»Danke.« Zaidon überlegte, wohin er mit Irwin gehen sollte. In sein kleines Privatzimmer vielleicht? Er hatte schon den Türgriff in der Hand, als einer seiner Soldaten angestürzt kam.
»Herr, verzeiht, aber Ihr müsst dringend nach vorne kommen.«
»Jetzt nicht«, sagte Zaidon, ungehalten wegen der Störung. »Ich habe keine Zeit. Du siehst doch, dass ich meinen Gast herumführe.«
»Es gibt Neuigkeiten«, sprudelte der Mann hervor. »Wir haben drei Gefangene und sind außerdem sicher, dass wir Saskandras Versteck gefunden haben. Die Seherin ist leider entkommen.«
Entkommen! Zaidon ärgerte sich. Hatte er denn nur unfähige Männer? »Was sind das für Gefangene?«, fragte er barsch.
»Zwei Mädchen und ein Junge. Eines der Mädchen ist höchstwahrscheinlich die Komplizin der Seherin, die zusammen mit ihr aus dem Kerker geflohen ist. Ein Wärter hat sie wiedererkannt.«
Wenn es tatsächlich Talita war, dann wäre die Suche wenigstens teilweise erfolgreich gewesen. Zaidon seufzte. Er wandte sich an Irwin.
»Macht es Euch etwas aus, noch einen Moment zu warten?«
»Wenn es so wichtig für Euch ist …«
Zaidon merkte, dass Irwin nicht gerade begeistert war, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Schließlich war er der Fürst von Atlantis und es gehörte
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