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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Seven Continents‹.«
    »Mit was?« Pina verstand nicht.
    »Mit meiner Firma.«
    »Und weshalb sieben Kontinente? Ich kenne nur fünf.«
    »Die beiden anderen heißen für mich Bildung und Zukunft. Das Geld, das ich investiere, ist allein diesem Zweck gewidmet. Wer ungebildet ist, wird leichter zu beherrschen und zu betrügen sein. Und er wird sich niemals selbständig ernähren können. Warum, glaubst du, explodieren plötzlich die Rohstoffpreise?«
    »Die Nachfrage aus Asien, Biosprit.« Natürlich verfolgte Pina die Medienberichte.
    »Und weshalb sind die Preise nicht stetig angestiegen, sondern auf einen Schlag?«
    Pina zuckte hilflos die Achseln, darüber hatte sie noch nie nachgedacht.
    »Und was ist mit den Nahrungsmitteln? Du wirst sehen, in Kürze werden weltweit genmanipulierte Getreidesorten zugelassen werden. Das ist das Ziel, aber es wird nichts am Hunger verändern. Nur den Umsatz der Konzerne, die im Besitz der Patente für diese Sorten sind. Pina, wie definiert ihr Polizisten denn Organisierte Kriminalität?«
    »Der Zusammenschluß mehrerer Personen, die in ihrem Streben nach Gewinn oder Macht Straftaten begehen.« Pina fragte sich, worauf er hinauswollte. »Sie suchen sich Geschäftsfelder, die für sie interessante Gewinnspannen bieten, sind professionell organisiert, gehen strategisch vor, helfen einander, verwenden Codes zur Verständigung. Die Organisation versucht, Mitglieder aus unangenehmen Situationen herauszuhauen.«
    »Und was sind Bilanzfälschung, Korruption, Wertpapier- und Devisenbetrug, Scheingeschäfte, Insiderhandel, Preisabsprachen und so weiter, die in Banken oder der Industrie begangen werden? Etwa etwas anderes?«
    »Das ist Wirtschaftskriminalität.«
    »Aber das sind Delikte, die einer alleine nicht begehen kann. Bei Parmalat verschwanden Milliarden, und es wirdgegen über zwanzig Manager ermittelt. Und denk an Enron oder Worldcom, Stear Bearns oder JP Morgan in den USA, die BAWAG in Österreich, Societé Générale und Vivendi in Frankreich, die UBS in der Schweiz, dann Volkswagen, Flowtex, Mannesmann, BMW in Deutschland, bei Siemens laufen Ermittlungen sogar gegen ein paar hundert Manager.«
    »Man kann das nicht über einen Kamm scheren«, protestierte Pina. »Es hängt vom Delikt ab. Betrügerischer Bankrott, Bilanzfälschung, Betrug – dafür gibt es klare gesetzliche Regelungen. Die Mafia aber zahlt auch Anwaltskosten, kauft Zeugen oder macht sie kalt, dasselbe haben Ermittler und unbequeme Journalisten zu befürchten. Und sie versucht, ihre Angehörigen aus dem Knast zu holen.«
    »Und ich bin der Meinung, daß man dieses Ding ohne Untersuchungen in Sachen Bandenbildung und Organisierte Kriminalität nicht in den Griff bekommt. Je drastischer der Betrug ist, desto leichter kommen die Angeklagten davon. Ein Kompromiß mit dem Staatsanwalt, man zahlt einen Teil dessen, was man eingestrichen hat, und das Verfahren wird abgeschlossen. Maximal eine Bewährungsstrafe, in den Knast geht kaum einer.«
    »Das Volk zieht den Hut vor den großen Gaunern, weil die zeigen, wie man schnell zum großen Geld kommt«, sagte Pina. »Das sind die neuen Outlaws, die den großen Sympathieerfolg verbuchen. Billy the Kid oder Bonnie & Clyde fänden heute keine Bewunderer mehr.«
    Sedem sah sich bestätigt. »Aber diejenigen, die mit ihren Absprachen die Demokratie aushebeln, schon. Und wenn du dir anschaust, wie gierig die Wirtschaftsbosse auf Produktionsstandorte schielen, in denen die Demokratie schlechte Karten hat, Rußland oder China zum Beispiel, dann schleicht sich der Verdacht ein, daß die hohen Herren mit gezinkten Karten spielen.«
    »Diese Verflechtung gibt es schon immer, das ist nichtsNeues. So schlimm, wie du das siehst, ist es noch nicht.« Sie fuhr ihm durchs Haar und streichelte seine Wange. »Du bist wirklich ein Idealist, Sedem, aber diese Theorie ist gewagt.«
    »Wenn es eine Theorie wäre, ja. Allein gegen Berlusconi wurden zwischen 1994 und 2006 insgesamt siebenhundertneunundachtzig Untersuchungen eröffnet. Das hat ihn nach eigenen Angaben hundertvierundsiebzig Millionen Euro gekostet, vierzehneinhalb Millionen im Jahr, vierzigtausend am Tag. Wie hoch ist dein Gehalt, Pina?«
    »Ein Freispruch ist das Gegenteil von einem Urteil, Sedem. Wenn du solche Leute Gangster nennen würdest, hättest du sofort eine Verleumdungsklage am Hals.«
    »Für mich sind es Demokratiepiraten.«
    »Was ist eigentlich daran lustig?« fragte Pina, als Sedem plötzlich loslachte.
    »Du hast

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