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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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einen ganz anderen Tonfall, wenn du über deinen Beruf redest«, sagte Sedem.
    Kurz nach elf ließ sich Pina zurück nach Triest chauffieren. Sie hatten ausgemacht, sich am nächsten Tag telefonisch zu verabreden. Der Maserati brauchte für die kurze Strecke diesmal über eine Stunde. Am Grenzübergang Fernetti blockierten ein paar tausend Leute, die den nahen Fall der Schlagbäume feierten, die Fahrspuren. Auch Laurenti müßte mit seiner Familie irgendwo im Getümmel sein.

Am Abgrund von Trebiciano
    Ein Schotterweg mit tiefen Löchern führte hierher, der am Ortseingang des Dörfchens Trebiciano von der Hauptstraße abbog, vorbei am Abstieg zu der dreihundertneunundzwanzig Meter tiefen Höhle, an deren Fuß der unterirdische Flußlauf des Timavo über die Jahrtausende eine riesige Dünenlandschaft gebildet hat. Wir hielten am Rand der Doline »Conca d’Orle«, die von der Grenzlinie zwischen Slowenien und Italien durchschnitten wird und weit genug entfernt von den nächsten Ortschaften liegt, als daß man dort etwas von der Convention hören könnte. Mein Herrscher wußte, daß die Organisatoren für die großen Events stets abgelegene Orte wählten, die genug Fluchtmöglichkeiten boten und wo die Zuständigkeit der Ordnungskräfte so unklar wie möglich war. Diese Zusammenkünfte waren streng geheim und die Teilnehmer daran gewöhnt, anfangs nur vage Angaben zu erhalten, wohin sie sich begeben mußten. Auch mein Herrscher erhielt erst kurz vor Beginn den Anruf mit der konkreten Wegbeschreibung. Verschwiegenheit war die erste Regel und den Behörden keine Zeit zur Vorbereitung eines Gegenschlags zu lassen die zweite. Es ging um Millionen.
    »Der Spitzenkampf des Abends. Es ist die Nacht, in der alle Grenzen überschritten werden.«
    Schlagartig tritt Stille ein. Die Stimme des Promoters ist rauh, er hat bereits fünf andere Kämpfe an diesem Abend angekündigt. Der Mann schwitzt, das Licht der Autoscheinwerfer spiegelt sich in seiner Sonnenbrille, und Atemhauch steht beim Sprechen vor seinem Mund. Über dem Pit hängt eine große Uhr mit Sekundenzeiger. Es ist viertel vor zwölf.
    »Was Sie bisher gesehen haben, ist nichts im Vergleich. Ein solches Spektakel bekommen Sie nur alle paar Jahre geboten. Die alten Hasen unter Ihnen erinnern sich an das Duell zwischen Orka und Nero 2002 im Braunkohlegebiet am Dreiländereck Polen–Tschechien–Deutschland. Damals dauerte der Kampf fünf Stunden und 38 Minuten. Die Siegerquote für Nero betrug vierhundertfünfunddreißigtausend Dollar. Bedenken Sie dies bei Ihren Einsätzen. Heute abend bieten wir eine noch sensationellere Show. Die beiden Kampfmaschinen sind: Argos, neunundzwanzig Kämpfe, Gewicht sechsundzwanzig Kilo und neunhundertzwanzig Gramm, ungeschlagener Champion aus Hamburg, Marktwert zweihundertachtzigtausend Euro, gegen Mr. Spock aus Sarajevo, bisher vierundzwanzig Siege, sechsundzwanzig Kilo und fünfundneunzig Gramm, geschätzt auf zweihundertfünfzigtausend. Das Startgeld betrug jeweils fünfzigtausend Euro, das sie vor drei Monaten entrichtet haben. Der Mindestwetteinsatz liegt heute bei zehntausend Euro. Sie können auf den Sieger setzen oder auf die Dauer des Kampfes. Auf Leben oder Tod des Unterlegenen. Löschen Sie nun die Lichter ihrer Fahrzeuge.«
    Grelles Licht aus einem Scheinwerfer, der an einem Kabel zwischen zwei Bäumen baumelt, leuchtet das Kampffeld aus. Hinter dem Campingtisch, auf dem der Kassierer das Geld sortiert und auf dessen Wandtafel gerade noch der Rand des Lichtkegels fällt, stehen drei muskulöse, breitschultrige Männer, deren Jacketts überdeutlich von großkalibrigen Waffen ausgebeult sind. Auf dem Tisch liegen jetzt, wie auf der Tafel notiert, die bisherigen Einsätze in Höhe von vierhundertzwölftausend Euro. Zwei andere Kerle gehen im Publikum herum, nehmen weitere Wetten entgegen und stellen Quittungen aus. Sie rufen die Beträge dem Buchmacher zu, dessen Kreide auf der Tafel kreischt. Es sind Männer jeden Alters und unterschiedlichster Kleidung. Nach den Kennzeichen an ihren Fahrzeugen kommen sie aus diversen Ländern Europas, sie verständigen sich auf englisch, ihre Akzente können sie nicht verbergen.
    »Machen Sie Ihre Einsätze, Friends, Punkt null Uhr schließt das Wettbüro. Punkt Mitternacht beginnt das Game.«
    Ein Generator springt an, wir werden in den vier mal vier Meter großen Pit geführt, der mit niedrigen Brettern markiert und mit einem festen weißen Tuch voller Blutflecken ausgeschlagen ist. Vor

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