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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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können sitzen bleiben, Pina. Ihr Fuß wird Ihnen zu schaffen machen.«
    »Dort hinten, schauen Sie«, rief die kleine Inspektorin aufgeregt und zeigte in das Wäldchen. »Da hängt etwas.« Sie stieß die Autotür auf und humpelte los.
    Laurenti traute seinen Augen nicht. In zwei Meter Höhe baumelte von einem Ast der blutverschmierte Kadaver eines Hundes, dessen Fell einmal weiß gewesen war und der mit einem Seil um den Hals einen grausamen Tod erlitten haben mußte. Seine Vorderbeine waren gekrümmt, als wollte er laufen, vom Unterkiefer hing ein Hautlappen bis zu seiner Kehle und legte den Knochen frei. An seiner Brust klaffte eine fleischige Wunde, unter der große Flecken geronnenen Blutes das Fell bis zum Bauch hinab bedeckten.
    Die beiden Polizisten schauten sich angewidert an.
    »So einem habe ich meine Verletzung zu verdanken. Die gleiche Rasse. Nur eine andere Farbe«, sagte Pina schließlich und stapfte über spitze, ausgewaschene Kalksteine um den erhängten Hund herum.
    Laurenti wählte die Nummer Alfieris. »Du kannst deinen Urlaub in Cortina streichen«, sagte er zur Begrüßung. »Sobald ihr fertig seid, brauche ich euch am Abgrund von Trebiciano.«
    »Noch ein Toter?« fragte Alfieri ungläubig. »Was ist denn hier los? So viele auf einmal haben wir seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht gehabt.«
    »Nein«, antwortete Laurenti schließlich. »Ein toter Hund und unzählige Reifenspuren. Und in der Doline jede Menge Blutspuren. Auch gesplittertes Glas liegt herum. Eine Autoscheibe.«
    »Vielleicht war es der Weihnachtsmann«, sagte Alfieri trocken. Sein Winterurlaub verschwand in weiter Ferne.
    »Ihr müßt das ganze Gelände absuchen. Großräumig. An deiner Stelle würde ich Verstärkung anfordern. Hier wurde geschossen«, sagte Laurenti. Sein Blick blieb an einem Baumstamm hängen, dessen Rinde in Augenhöhe abgesplittert war.
    »Doch nicht wegen eines Hundes.«
    »Nein, wegen des Verbrannten. Jede Wette, daß er hier war. Bringt Metalldetektoren mit, vielleicht findet ihr noch eine Kugel.«
    Laurenti legte auf und wählte die Nummer Rožmans. Der slowenische Kollege meldete sich sofort.
    »Ich stehe vor der Conca d’Orle zwischen Trebiciano und Orlek. Direkt auf der Grenzlinie. Einen Fuß auf italienischem und den anderen auf slowenischem Territorium. Hier muß etwas Schreckliches passiert sein«, sagte Laurenti. »Ich glaube, Sie sollten den Mercedes auf Knochensplitter und Projektile untersuchen lassen. Und kommen Sie bitte hierher, wir müssen uns über die Zuständigkeiten einigen, ohne einen Landvermesser kommen zu lassen. Ich befürchte, es erwischt uns beide.«
    Kaum hatte er aufgelegt, traf ein Anruf von Marietta ein. »Heute nacht wurde das fingierte Paket aus Manfredis Jauchegrube gefischt.«
    »Wann ist es passiert?«
    »Um Mitternacht etwa.«
    »Und haben sie die Typen festgenommen?«
    »Nein.«
    »Weshalb nicht?«
    »Die beiden Beamten waren ein paar Schritte Richtung Fernetti gegangen, um das Feuerwerk anzusehen. Sie sagten, sie hätten sich keine hundert Meter entfernt und immer die Zufahrt zur Doline im Auge gehabt.«
    »Laß dir doch keinen Bären aufbinden. Was ist mit der Videoüberwachung? Haben sie wenigstens das Band?«
    »Bis jetzt sieht man lediglich einen schwarzgekleideten Mann. Maskiert, von kräftiger Statur. Er schiebt eine ziemliche Wampe vor sich her, ist aber trotzdem agil. Und so zielstrebig, wie er in der Scheiße fischte, wußte er genau, wo er suchen mußte.«
     
    *
     
    Kurz vor ein Uhr war Dean wieder zu Hause und übergab umgehend die Utensilien dem Feuer. Sein Blick weilte einen Moment lang zufrieden auf dem Paket auf dem Küchentisch, und der dritte Zug an seinem Joint zeigte endlich die erhoffte entspannende Wirkung. Er führte soeben das Glas Brinjevec, den hochprozentigen und schwarzgebrannten Wacholderschnaps, an die Lippen, als es heftig an der Haustür pochte. Dean verschüttete vor Schreck den Schnaps, der einen dunklen Fleck auf dem Pullover hinterließ, der über seinem Kugelbauch spannte und an den Schultern schlabberte. Dean schaute auf die Uhr und erhob sich mit einem Seufzer. Seine Füße schmerzten von dem Marsch durchs Gestrüpp und über die spitzen Kalksteine. Er ging die Treppe hinab und öffnete. Mario, sein Kontaktmann aus Izola, war früher angekommen, als verabredet.
    »Hast du die Ware?« fragte Mario.
    »Was dachtest denn du?«
    Sie gingen in die Küche, Dean schenkte offenen Weißweinein, während der andere zufrieden das

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