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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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nichts.« Duke reichte ihm die behandschuhte Hand, sein wäßriger Blick ruhte lange auf dem Commissario. »Finden Sie ihn bald. Bevor ich ihn in die Finger kriege!«
    Plötzlich erschütterte eine heftige Detonation die Nacht, die alle zusammenfahren ließ. Doch dann ergoß sich blauerSternenregen mit gelben Punkten über den Dezemberhimmel, und aus den Lautsprechern der Großleinwand erklang die Hymne der in ewigem Frieden vereinten Völker des alten Kontinents. Friede, Freude, Götterfunken!
     
    Kaum hatte er sich ans Steuer des AMG-Mercedes gesetzt, wählte Duke per Autotelefon die Nummer seines New Yorker Büros. Während er zwischen den beiden Geleitfahrzeugen zur Ausfahrt rollte und sie dann auf der für den allgemeinen Verkehr abgesperrten Autobahn davonbrausten, gab er die Anweisung, daß er gleich morgen früh die Aufwartung zweier Agenten in Jakovce erwartete. Er hatte keine Mühe, das hohe Tempo, das die Eskorte vorgab, zu halten. Der Bodyguard auf dem Rücksitz nahm es beruhigt zur Kenntnis.
    Vera fand erst im Autobahntunnel von Dekani, den sie mit über zweihundert durchfuhren, ihre Sprache wieder. »Das hat dir gegolten«, sagte sie.
    »Shut up, ’til we’re alone«, antwortete Duke kurz angebunden, in der Hoffnung, daß der Gorilla kein Englisch konnte. »Poor Edvard. He was much more than a friend.«
    In langgezogenen Kurven führte die Autobahn auf den Karst hinauf, nur auf dem einhundert Meter hohen Viadukt Crni Kal mußte er den Fuß vom Gas nehmen, ein Windsack zeigte an, daß die Bora haltlos über die Betonbrücke fegte. Nach Kozina hatten sie wieder freie Fahrt. Mit seinem Boliden hätte Duke den BMW vor sich problemlos überholen können.
    »Warum schalten die eigentlich ihre Blaulichter nicht aus?« fragte Duke den Personenschützer, der auf dem Rücksitz saß.
     
    *
     
    Sedem schien nicht besonders überrascht, als Pina ihm atemlos die furchtbare Nachricht überbrachte. Sie saßen im Fond des Maserati, der in einer endlosen Kolonne eingekeilt Richtung Triest zuckelte. Mehrmals wurden die Fahrzeuge an den rechten Rand gedrängt, um den Limousinen der Politiker Platz zu machen, bei denen das Abendessen vermutlich schneller kalt wurde als bei ihren Wählern.
    Sedem hatte mehrmals erfolglos versucht, Duke übers Autotelefon zu erreichen. Er wollte unbedingt von ihm selbst erfahren, was vorgefallen war.
    »Profis«, sagte Sedem schließlich. »Eiskalte Killer.«
    »Hat dein Vater noch andere Feinde als diese Istria-libera-Gruppe?« fragte Pina mit schneidender Stimme.
    Sedem schaute sie erschrocken an.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, sagte Pina.
    »Bin ich in einem Verhör?«
    »Quatsch.«
    »Wie alle erfolgreichen Leute ist er von Neidern umzingelt.«
    »Wurde er schon öfter bedroht?«
    »Er ist daran gewöhnt, nicht alleine auszugehen. Schon seine Mitgliedschaft im International Advisory Board des amerikanischen Außenministeriums macht ihn für einen Teil der Menschheit unsympathisch. Aber da sitzen noch dreißig andere, aus der ganzen Welt. Ich mache jede Wette, daß es mit dieser Istria-libera-Gruppierung nicht das geringste zu tun hat.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    Endlich hatte sich der Stau aufgelöst, und der Maserati glitt auf der vierspurigen Hochstraße am Containerhafen entlang Richtung Stadtzentrum. Sedem telefonierte mit der Köchin in Jakovce und kündigte an, daß er eine Kühlbox voller Fische im Kofferraum hatte. Sie möge doch bitte Dukeund die Großmutter informieren, daß es Scampi von der Insel Cres zum Abendessen gäbe, die neben Bärenfleisch ihre Lieblingsspeise waren.
    »Ich warte im Wagen«, sagte Sedem, als sie bereits in die Via Lazzaretto Vecchio einbogen. »Wie lange brauchst du, um frische Klamotten zu holen?«
    Pina schluckte trocken. Dann raffte sie den nötigen Mut zusammen. »Ich komme heute abend doch nicht mit zu dir«, sagte sie schließlich und wich seinem Blick aus.
    Sedem hob die Augenbrauen. »Und warum nicht?«
    »Setz mich an der Questura ab. Laurenti braucht jetzt jede verfügbare Kraft.«
     
    *
     
    Nur eines stand fest: der Mord im Niemandsland wurde gerade noch auf italienischem Territorium verübt. Ein paar Meter weiter hätten die slowenischen Kollegen die Sache an der Backe und Kommandant Pausin die Gelegenheit gehabt, an seiner Stelle kräftig zu fluchen. Biason war bereits verschwunden. Laurenti hätte ihn am liebsten in den Rücken geschossen, als er sich händeschüttelnd und unter

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