Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
Ehrengäste zu ihren Autos. Hubschrauberlärm näherte sich, und der Lichtkegel eines Suchscheinwerfers sank stetig herab, bis der Helikopter landete, der die Portugiesen aufnehmen sollte, damit sie die Heimreise antreten konnten.
    Pina stieg aus und ging, auf ihren Stock gestützt, am Rand der leeren Gegenfahrbahn nach vorne zur Absperrung. Ein schwarzer BMW mit Blaulicht donnerte plötzlich so dicht an ihr vorbei, daß sie sich an die Leitplanke drücken mußte. Ein silbergrauer Mercedes folgte, der von einem weiteren BMW eskortiert wurde. Pina erkannte das Kennzeichen: DUKE1.Sedems schwerbewachter Vater war offensichtlich schon auf dem Heimweg. Als sie zum VIP-Parkplatz kam, sah sie, daß er von generatorenbetriebenen Lampen hell beleuchtet und abgesperrt war. Blitzlichter flackerten auf, sie hörte aufgeregte Stimmen aus Sprechfunkgeräten und sah schließlich eine Gruppe Männer. Kollegen, ganz eindeutig. Es mußte also doch etwas passiert sein.
    Kaum gelandet, hob der Hubschrauber unter dem Getöse der Rotoren wieder ab. Der Verkehr wurde endlich freigegeben, und Pina bahnte sich mühsam zwischen hupenden Autos hindurch den Weg zu der Absperrung. Auf der Erde lag ein lebloser Körper, der mit einem Tuch abgedeckt worden war. Daneben stand Laurenti, der sich aufgebracht mit Biason unterhielt.
    »Es ist ein Fehler, Goran Newman auf dem gleichen Weg zurückzubringen, wie er gekommen ist«, schimpfte er. »Glauben Sie wirklich, man hat seinen Leibwächter umgebracht, weil man die beiden verwechselte? Ich bitte Sie, Biason.«
    »Was hätte ich tun sollen?« Der Mann aus dem Innenministerium trat ärgerlich seine Zigarette aus. »Er lebt in Slowenien, somit sind wir nicht zuständig.«
    »Und warum haben Sie sich nicht durchgesetzt?« Das Blitzlichtgewitter der Fotografen schien ihn nicht im geringsten zu irritieren.
    »Es ist nicht mein Hoheitsgebiet, Laurenti.« Jetzt hob auch Biason die Stimme.
    »Ihres?« Laurenti baute sich direkt vor seiner Nase auf. »Oder unseres, mein Kaiser? Nein, Sie haben die Sache nicht ernst genommen. Der große Zampano ist davon überzeugt, daß alle außer ihm vertrottelte Provinzpolizisten sind! Das ist der Punkt.«
    »Jetzt passen Sie mal auf, Laurenti! Die Slowenen sind auch nicht dümmer als wir. Er hat eine doppelte Eskorte. Was soll ihm schon passieren? Sie sind wirklich ein Provinzler.Ich habe hier nichts mehr zu tun. Frohe Weihnachten, Laurenti.« Biason machte auf dem Absatz kehrt.
    »Sie sind ein Delegierer, Biason. Sonst nichts«, rief der Commissario hinter ihm her.
    »Arbeitsteilung, Laurenti. Das müssen Sie erst noch lernen.«
    »Zu große Arbeitsteilung entlastet von Verantwortung! Sie haben überhaupt nichts begriffen.«
    Mit Genugtuung beobachtete Pina die Szene. Laurenti hatte dem bornierten Arschloch aus dem Ministerium die Stirn gezeigt. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Er steckte sich eine Zigarette an, die er von seinem slowenischen Kollegen geschnorrt hatte.
    »Was ist passiert, Chef?« fragte Pina.
    Laurenti schaute sie an, als wäre sie ein Phantom.
    »Der Drecksack hat einfach die Verantwortung abgeschoben«, sagte Laurenti wütend.
    »Das war nicht zu überhören. Und wer ist es?« Sie deutete auf den leblosen Körper.
    »Dreimal dürfen Sie raten.«
    »Edvard?«
    »Ja, Edvard, der Beschützer des großen Duke. Eine Neunmillimeter, von hinten ins Genick.«
    Pina starrte auf die Leiche, über der soeben der Deckel des Zinksargs geschlossen wurde. Edvards Augen waren geöffnet, er sah ganz friedlich aus. So, wie sie ihn kannte.
    »Hat es jemand gesehen?«
    »Sehen Sie das Papier dort an der Markierung 3?« Der Commissario kochte vor Wut.
    »Was steht drauf?«
    »Istria libera–Dalmazia nostra.«
    Der Chauffeur des Maserati, den Sedem gebeten hatte, sich auf die Suche nach Pina zu machen, trat hinzu und fragte, ob er den Wagen holen solle.
    Pina schüttelte den Kopf und folgte ihm, ohne sich von ihrem Chef zu verabschieden.
     
    *
     
    Edvard war beruhigt, als Duke gut bewacht im Festzelt verschwunden war, und suchte sich einen Platz bei der Einfahrt zum ehemaligen Duty-Free-Shop, von dem aus er das Geschehen unter die Lupe nehmen konnte. Er wollte erst hineingehen, wenn die Gäste Platz genommen hatten. Er sah der Ankunft der Portugiesen zu, die aus ihrem Helikopter stiegen und ebenfalls zum Haupteingang eskortiert wurden.
    Dean hatte kein Problem, sich an ihn heranzuschleichen. Er mußte nur die Nerven bewahren und sich unauffällig bewegen. Erfahrung

Weitere Kostenlose Bücher