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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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ausgelassenen Auguri-Rufen von jedem einzelnen seiner römischen Kollegen verabschiedete. Mit Blaulicht und Sirene donnerte er schließlich davon, arrogant an der Kolonne der heimfahrenden Gäste vorbei, die erschrocken die Fahrspur räumten. Seinen eigenen Leuten hatte er angekündigt, daß er erst nach Dreikönig wieder zu sprechen sei. Und zu Laurenti sagte er, daß der Mord an einem Chauffeur für ihn keinen politischen Hintergrund habe und somit die lokalen Behörden zuständig seien. Bei einem Prominenten hätte natürlich er die Sache am Hals gehabt. Aber so? Laurenti wisse ja, wie er im Notfall zu erreichen war. Und vielleicht würde er sich auch von sich aus melden – nach dem Fest.
    Kurz darauf ließen sich auch noch der Präfekt und der Questore blicken und ermahnten Laurenti zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den slowenischen Kollegen. Alle Welt würde jetzt auf ihn blicken, und es sei wünschenswert, wenn er rasch Erfolge aufweisen könnte. Dann verabschiedeten sich auch diese hohen Herren mit den besten Wünschen zum frohen Fest und bestiegen ihren Dienstwagen, dessen Fahrer umgehend das Blaulicht einschaltete.
    Nur Galvano hielt ihm die Treue. Er hatte einen Blick auf den Toten geworfen, als man ihn in den Zinksarg legte, und eine klare Diagnose abgegeben. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Pathologe erriet er sogar das Kaliber, das später Zerial, sein Nachfolger in der Gerichtsmedizin, bestätigen sollte.
    »Eines gibt mir zu denken«, sagte der Alte. »Einen Chauffeur kann man doch abknallen, wo man will. Warum dann ausgerechnet hier, wo es vor Bullen wimmelt?«
    Laurenti hörte ihm kaum zu. Pausin hatte einen Anruf erhalten und redete laut und hektisch in sein Telefon. Laurenti verstand zwar kein Wort, aus dem Gesichtsausdruck des Mannes aber war unschwer zu lesen, daß noch etwas passiert sein mußte. Kaum hatte er aufgelegt, gab er seinen Leuten barsche Anweisungen, dann wandte er sich wieder Laurenti zu. Er war leichenblaß.
    »Ein Gemetzel«, sagte Pausin heiser. »Mindestens drei Tote.«
    »Wer?«
    »Goran Newman, seine Beifahrerin und der Mann vom Personenschutz auf dem Rücksitz. Die Männer aus dem zweiten Begleitfahrzeug sind schwer verletzt. Ich muß sofort los. Wir hören uns später.«
    »Und wo ist es passiert?« konnte Laurenti gerade noch hinterherrufen.
    »Auf der Autobahn Richtung Ljubljana, zwischen Kozinaund Divača, keine dreißig Kilometer entfernt. Bis später, Laurenti.« Pausin rannte los und sprang in einen Wagen, der mit flackerndem Blaulicht davonbrauste.
     
    *
     
    Kaum hatte Dean den ehemaligen Grenzübergang Škofije/ Rabuiese aus dem Rückspiegel verloren und die Autobahn erreicht, drückte er das Gaspedal durch. Bei Kozina fuhr er jedoch ab und nahm die Landstraße. Nachdem er die zweite Autobahnbrücke überquert hatte, bog er in einen schmalen Waldweg ab, schaltete die Lichter aus, zog die Arbeitshandschuhe über, löste eilig die Gitter über dem Brückengeländer und schleppte sie in den Wald. Dann holte er aus dem Kofferraum des Range Rover den schweren Stein, an dem die Handgranaten befestigt waren, und nahm schließlich seinen Platz über den beiden bergwärts führenden Fahrspuren ein. Er zündete sich eine Zigarette an und tat einen tiefen Zug. Lange konnte es nicht mehr dauern. Er nahm Augenmaß und versuchte die Ideallinie zu ermitteln, die ein schneller Wagen nehmen mußte. Er wuchtete den Stein auf das Geländer, überprüfte die Handgranaten und befestigte an den Sicherungsstiften der Aufschlagzünder eine dünne Schnur. Im Fall würden alle drei Bomben scharf gemacht werden, und er mußte lediglich das Weite suchen.
    Der Mond hatte sich noch nicht über die Hügel im Osten erhoben, als er aus der Ferne das blinkende Blaulicht zweier Wagen sah, die einen dritten eskortierten. Duke! Sie rasten in einem Affentempo auf ihn zu und hielten kaum Abstand zwischeneinander. Dean spuckte die Zigarette aus, schlang das Ende der Schnur um das Handgelenk und stieß den Stein hinab, als der erste Wagen genau unter ihm war. Er rannte los und schon zersprengte die Detonation die Nacht. Metall kreischte, als das nachfolgende Fahrzeug in die Breitseite desMercedes knallte und ihn über die Leitplanke katapultierte. Der voranfahrende Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Als Dean über die Brücke fuhr, sah er im Feuerschein drei Männer mit gezückten Waffen über die Fahrbahn rennen. Nach der nächsten Kurve schaltete er die Scheinwerfer ein

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