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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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etwas, was Ihr über diesen Jungen wissen solltet, Mylord«, sagte er. Will hatte Walt niemals vorher etwas sagen hören. Seine Stimme war tief und weich, mit einem ganz leichten gälischen Akzent.
    Er trat jetzt nach vorn und reichte dem Baron ein doppelt gefaltetes Blatt Papier. Arald öffnete es, las die wenigen Worte und runzelte die Stirn.
    »Seid Ihr Euch dessen sicher?«, fragte er.
    »Das bin ich, Mylord.«
    Der Baron faltete das Papier wieder zusammen und legte es weg. Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch und sagte dann: »Ich werde eine Nacht darüber schlafen.«
    Walt nickte und trat einen Schritt zurück. Eigenartigerweise schien er dadurch sofort mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Will starrte ihn durchdringend an und fragte sich, welche Nachricht der geheimnisvolle Waldläufer dem Baron wohl übergeben hatte. Wie die meisten Leute war auch Will mit der Überzeugung aufgewachsen, dass man den Waldläufern am besten aus dem Weg ging. Sie waren eine geheimnisvolle und heimlichtuerische Truppe, die im Verborgenen agierte und von Rätseln und Ungewissheit umgeben war.
    Will gefiel der Gedanke nicht, dass Walt etwas über ihn wusste – etwas, was wichtig genug war, um es ausgerechnet heute dem Baron mitzuteilen. Das Papier lag da, vor Wills Nase, verlockend nahe und dennoch unerreichbar weit weg.
    Er merkte erst allmählich, dass alle um ihn herum im Aufbruch waren, weil der Baron sie jetzt verabschiedete.
    »Ich gratuliere allen, die heute hier ausgewählt wurden. Es ist ein großer Tag für euch, also habt ihr den restlichen Tag frei und dürft euch vergnügen. Die Küche wird für euch ein kleines Festmahl in eurem Quartier herrichten. Morgen werdet ihr euch gleich in der Frühe bei euren neuen Lehrmeistern melden. Und wenn ihr meinen Rat befolgt, seid ihr pünktlich.« Er lächelte den anderen vieren zu, dann sprach er Will mit deutlichem Mitgefühl an. »Will, dich lasse ich morgen wissen, was ich beschlossen habe.« Er drehte sich zu Martin und gab ihm den Wink, die Kinder hinauszuführen. »Vielen Dank an alle«, sagte er und verließ den Raum durch die Tür hinter dem Schreibtisch.
    Martin führte die frischgebackenen Lehrlinge zur Tür. Sie unterhielten sich aufgeregt und waren erleichtert und begeistert, dass sie von den gewünschten Zunftmeistern gewählt worden waren.
    Will blieb hinter den anderen zurück und zögerte, als er an dem Schreibtisch vorbeikam, wo immer noch das Blatt Papier lag. Er starrte es einen Moment lang an, als ob er irgendwie hindurchsehen und die Worte lesen könnte. Da hatte er das gleiche Gefühl wie vorher schon einmal – dass ihn jemand beobachtete. Er blickte auf und sah in die dunklen Augen des Waldläufers, der hinter dem hohen Lehnstuhl des Barons stand.
    Will schauderte und eilte hinaus.



E s war lange nach Mitternacht. Die flackernden Fackeln im Burghof waren bereits einmal ausgewechselt worden und inzwischen schon fast wieder heruntergebrannt. Will hatte seit Stunden geduldig alles beobachtet, hatte auf diesen Moment gewartet – wenn das Licht schwach und die Wache während der letzten Stunde ihrer Schicht müde wurde.
    Der vergangene Tag war einer der schlimmsten in seinem Leben gewesen. Während seine Kameraden feierten und ihren freien Tag genossen, war Will in die Stille des Waldes geflüchtet. Dort, in der dunklen grünen Kühle unter den Bäumen hatte er den Nachmittag verbracht und voller Bitterkeit die Ereignisse noch einmal an sich vorbeiziehen lassen. Er kämpfte mit der Enttäuschung und fragte sich immer wieder, was wohl in dem Papier des Waldläufers stand.
    Als die Schatten auf den weiten Feldern neben dem Wald länger wurden und der Tag sich zu Ende neigte, war Will zu einer Entscheidung gekommen.
    Er musste wissen, was auf dem Papier stand. Und er musste es noch heute Nacht wissen.
    In der Abenddämmerung machte er sich auf den Weg zurück zur Burg. Er ging Dorf- und Burgbewohnern gleichermaßen aus dem Weg und versteckte sich wieder in den Ästen des Feigenbaumes. Unterwegs war er noch unbemerkt in die Küche geschlüpft und hatte sich Brot, Käse und Äpfel geholt. Missmutig verzehrte er das Essen und schmeckte es kaum, während der Abend vorbeiging und die Burgbewohner sich auf die Nacht vorbereiteten.
    Will beobachtete die Wachen und wusste genau, wann sie ihre Runden drehten. Zusätzlich zu den Patrouillen gab es noch einen Wachposten an der Pforte des Turms, in dem sich Baron Aralds Gemächer befanden. Aber

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