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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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vorher.
    Er feuerte wieder. Diesmal verfehlte er den Baumstamm, auf den er gezielt hatte, nur knapp.
    »Wir werden später noch üben«, sagte Walt. »Leg den Bogen erst mal weg.«
    Vorsichtig legte Will den Bogen auf den Boden. Er war jetzt äußerst gespannt, was Walt als Nächstes aus dem Bündel holen würde.
    »Dies sind die Messer von Waldläufern«, erklärte Walt. Er reichte Will eine doppelte Scheide, gleich jener, die er selbst auf der linken Seite am Gürtel trug.
    Will nahm die doppelte Scheide und begutachtete sie. Die Messer steckten eines über dem anderen. Das obere Messer war das kürzere. Es hatte einen dicken, schweren Griff aus zusammengeklebten Lederscheiben. Zwischen dem Heft und der Klinge befand sich der Handschutz aus Messing, der Knauf war dazu passend ebenfalls aus Messing.
    »Hol es heraus«, befahl Walt. »Aber vorsichtig.«
    Will zog das kurze Messer aus der Scheide. Die Klinge hatte eine ungewöhnliche Form. Sie begann am Heft schmal und wurde immer breiter, bis sie dann wieder schmal wurde und eine rasiermesserscharfe, schwere Spitze formte. Will sah Walt neugierig an.
    »Es ist ein Wurfmesser«, erklärte der Waldläufer. »Die breite Klinge balanciert das Gewicht des Heftes aus. Auf diese Weise kannst du bei einem Wurf haargenau treffen. Pass mal auf!«
    Er griff nach seinem eigenen Wurfmesser, zog es geschickt aus der Scheide und schickte es wirbelnd zu einem nahe stehenden Baum.
    Das Messer bohrte sich mit einem dumpfen Tock! in den Stamm. Will sah Walt beeindruckt an.
    »Wie habt Ihr das gelernt?«, fragte er.
    Walt sah ihn vielsagend an. »Eine Menge Übung!«
    Er forderte Will mit einer Handbewegung auf, nun das zweite Messer zu inspizieren.
    Dieses war länger. Der Griff war ebenfalls aus verschiedenen Lederschichten, doch sein Handschutz war kürzer und gedrungener. Die Klinge war schwer und gerade, rasiermesserscharf auf einer Seite und dick und schwer auf der anderen.
    »Dieses ist für den Fall, dass deine Feinde dir zu nahe kommen«, erklärte Walt. »Obwohl es ihnen nicht gelingen wird, wenn du ein guter Bogenschütze bist. Das Messer ist zwar ebenfalls zum Werfen ausbalanciert, aber du kannst damit durchaus auch einen Schwertstreich abwehren. Es ist vom besten Waffenschmied im Königreich gemacht. Achte darauf, dass es immer geschärft ist, und pass gut darauf auf.«
    »Das werde ich«, versprach Will ehrfürchtig und bewunderte das Messer in seinen Händen.
    »Es ist ähnlich dem, was die Nordländer einen Sachs nennen«, erklärte ihm Walt. Will runzelte die Stirn über den merkwürdigen Namen und Walt sprach weiter. »Es ist sowohl eine Waffe als auch ein Werkzeug – See-Axt hieß es ursprünglich. Aber über die Jahre verbanden sich die Worte miteinander und es wurde ein Sachs daraus. Aber vergiss nicht«, fügte er hinzu, »der Stahl unserer Messer ist von viel besserer Qualität als der eines Nordländers.«
    Will studierte das Messer noch aufmerksamer, sah den bläulichen Schein der Klinge und spürte die perfekte Balance, als er es in der Hand wog. Mit dem Heft aus Leder und Messing mochte das Messer zwar recht schlicht und einfach wirken, doch es war eine ausgezeichnete Waffe. Will wurde klar, dass es auf gewisse Weise den plumpen Schwertern, die von den Kriegern getragen wurden, bei weitem überlegen war.
    Walt zeigte ihm, wie er die Doppelscheide an seinem Gürtel befestigen musste, damit seine Hand wie von selbst nach den Messern greifen konnte. »Und nun«, schloss er die Unterweisung, »musst du nur noch lernen, deine Waffen zu benutzen. Und du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Will nickte grinsend. »Eine Menge Übung.«



S ir Rodney lehnte sich auf den Holzzaun, der den Übungsplatz umgab, während er die neuen Kadetten der Heeresschule beobachtete, die dort exerzierten. Er rieb sich nachdenklich über das Kinn. Sein Blick überflog die zwanzig neuen Rekruten, kehrte jedoch immer wieder zu einem bestimmten zurück – dem breitschultrigen, großen Jungen aus dem Waisenhaus. Wie hieß er noch gleich? Horace! Genau.
    Das Exerzieren war eine Standardprozedur. Jeder Junge stand in Kettenhemd und Helm, einen Schild in der Hand, vor einem mannshohen gepolsterten Pfosten. Nach Sir Rodneys Meinung hatte es keinen Sinn, den Schwertkampf zu üben, wenn man nicht auch die Last von Schild, Helm und Rüstung trug, genau wie es bei einer echten Schlacht der Fall wäre. Die Jungen sollten sich gleich von vornherein an das Gewicht und die Beschränkungen der

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