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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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zustimmend. Doch Sir Rodney war noch nicht fertig. Bevor Horace nachdenken konnte, rief er die fünfte Schlagfolge noch einmal auf und der Junge reagierte genau so wie am Anfang. Er fügte instinktiv den zusätzlichen Schlag ein.
    Sir Rodney hörte die leisen Ausrufe des Erstaunens bei Sir Morton und Sir Karel. Sie hatten jetzt die Bedeutung dessen erkannt, was sie gesehen hatten. Kadett Paul konnte verständlicherweise nicht so schnell begreifen, was vor sich ging. Er hatte den blitzschnellen zusätzlichen Schlag gar nicht wahrgenommen.
    »Pause!«, befahl Sir Rodney, und Horace stellte das Schwert auf dem Boden ab, die Hand am Knauf, die Füße breit, das Heft des Schwerts gegen die Gürtelschnalle gelehnt.
    »Danke, Horace, das genügt«, sagte der Heeresmeister und sah seine Exerziermeister an. Er merkte, dass nun auch ihnen klar war, wieso sein Interesse diesem Kadetten galt. »Wir haben gesehen, was wir sehen wollten.« Er warf ihnen einen nachdrücklichen Blick zu, eine schweigende Botschaft, dass er die Sache im Augenblick nicht weiter verfolgen wollte.
    »Alles so weit in Ordnung. Pass weiter gut auf.«
    Horace ging in Hab-Acht-Stellung. »Ja, Sir.«
    Sir Karel merkte, dass der Heeresmeister fertig war, und sagte: »Danke, Sir. Dürfen wir fortfahren?«
    Sir Rodney nickte. »Fahrt fort, Exerziermeister.« Er drehte sich um, dann wandte er noch einmal den Kopf, als hätte er sich an etwas anderes erinnert, und fügte beiläufig hinzu: »Ach, übrigens, kommt doch bitte heute Abend in mein Quartier, wenn der Unterricht beendet ist.«
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte Sir Karel genauso gleichmütig. Er wusste, dass Sir Rodney mit ihm über diesen neuen Rekruten sprechen wollte, aber Horace nichts davon wissen sollte.
    Sir Rodney ging ruhigen Schrittes davon. Hinter sich hörte er Karels Befehle und das rhythmische Klopfen der Holzschwerter gegen die Pfosten.



W alt untersuchte das Ziel, auf das Will geschossen hatte, und nickte. »Gar nicht so schlecht«, stellte er fest. »Du wirst immer besser.«
    Will konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Walt fügte daraufhin sofort hinzu: »Mit mehr Übung – viel mehr Übung – könntest du sogar ein Mittelmaß erreichen.«
    Will war sich nicht ganz sicher, was genau Mittelmaß bedeutete, aber auf jeden Fall hörte es sich nicht gut genug an. Sein Grinsen schwand und Walt tat das Thema mit einer Handbewegung ab.
    »Das war genug Bogenschießen für heute. Komm mit!«, sagte er und marschierte bereits los, einen schmalen Pfad entlang durch den Wald.
    »Wohin gehen wir denn?«, fragte Will und musste fast rennen, um mit den langen Schritten des Waldläufers mithalten zu können.
    Walt blickte zu den Baumspitzen über sich. »Warum stellt dieser Junge nur so viele Fragen?«, sagte er zu den Bäumen.

    Sie liefen etwa eine Stunde, bevor sie zu einer kleinen Ansammlung von Gebäuden in einer Lichtung tief im Wald kamen.
    Will brannte vor Neugierde, aber er hatte inzwischen gelernt, zumindest ab und zu die Zunge im Zaum zu halten. Früher oder später, das wusste er, würde er schon erfahren, warum sie hierher gekommen waren.
    Walt ging ihm voran zur größten der windschiefen Hütten, dann blieb er stehen. »Hallo, Bob!«, rief er.
    Will hörte jemand in der Hütte herumlaufen, dann tauchte eine verschrumpelte, krumme Gestalt an der Türe auf. Der lange graue Bart des Mannes war verfilzt. Sein Kopf war fast völlig kahl. Als er grinsend auf sie zukam und Walt mit einem Nicken begrüßte, hielt Will den Atem an. Dieser Bob roch wie ein ganzer Stall. Und ein nicht allzu sauberer dazu.
    »Morgen, Waldläufer!«, grüßte der Alte. »Wen hast du denn da mitgebracht?«
    Er musterte Will neugierig. Seine Augen blickten aufmerksam und wach und standen im Gegensatz zu seiner verschmutzten, unordentlichen Erscheinung.
    »Das ist Will, mein neuer Lehrling«, stellte Walt ihn vor. »Will, das ist Bob, der Waldkauz.«
    »Guten Morgen, Sir«, grüßte Will höflich. Der alte Mann kicherte.
    »Nennt mich Sir! Hast du das gehört, Waldläufer, nennt mich Sir! Wird ein feiner Waldläufer werden, der da!«
    Will lächelte ihn an. So schmutzig er auch sein mochte, es war etwas Liebenswertes an diesem Bob – vielleicht lag es daran, dass er überhaupt keine Ehrfurcht vor Walt zu empfinden schien. Will konnte sich nicht erinnern, jemals jemanden getroffen zu haben, der so vertraut mit dem grimmigen Waldläufer sprach. Walt brummte ungeduldig.
    »Sind sie bereit?«, fragte er. Der

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