Die Runde der Rächer
keine Worte für den Schrecken.
Es gab keinen, der ihr half!
Brenda machte auch ihrem Freund keinen Vorwurf. Er war allein. Er war kein Schläger und auch keiner der Typen, welche die Hälfte ihres Lebens in der Muskel-Bude verbrachten. Er war ein verwöhnter großer Junge, der aus reichem Elternhaus kam und einfach im Leben seinen Spaß haben wollte. Sorgen hatte er sich nie zu machen brauchen. Bei ihm zu Hause war immer alles im Überfluss gewesen.
Brenda Kane wusste genau, dass sie ihn nicht liebte. Für sie war er nur eine Episode. Umgekehrt ebenso. Man traf sich, man hatte Fun, man trennte sich.
Und jetzt diese Demütigung!
Brenda wunderte sich sowieso darüber, welche Gedanken durch ihren Kopf schossen. Eigentlich hätte sie schreien und wimmern müssen, stattdessen dachte sie an sich und ihren momentanen Freund. Normal war das nicht. Es konnte allerdings eine Mauer sein, die sich in ihrem Innern aufgebaut hatte, um sie vor den Eindrücken der rauen Wirklichkeit zu schützen. Deshalb merkte sie kaum, wie die Messerspitze immer weiter nach unten glitt und das Leder zerteilte.
Ecco beherrschte die Waffe meisterhaft.
Nicht einmal kratzte die Spitze über die Haut hinweg, um dort einen roten Streifen zu hinterlassen. Sie wurde nicht einmal gestreift. Nur die kühle Luft strich über die Stellen hinweg, die das Leder freigelegt hatte.
»He, Ecco!«
Es war der Ruf von der linken Seite, den auch Brenda hörte. Einer der anderen Hundesöhne hatte ihn ausgestoßen.
»Halt dein Maul!«
»Nein, Ecco!«
Die Stimme hatte einen anderen Klang bekommen. Jetzt schwang plötzlich Angst darin mit, und genau dieser Tonfall sorgte dafür, dass es Brenda innerlich wieder besser ging.
Kam Rettung?
Sie konnte es nicht glauben, aber Ecco hatte begriffen, dass etwas anders geworden war.
Er richtete sich auf.
Brenda, die den Blick gesenkt hatte, schaute zu, wie die Spitze des Messers von ihrem Körper wegglitt und die glänzende Stahlklinge über ihr in der Luft schwebte.
»Scheiße, was ist denn?«
»Da sind welche!«
»Wo?«
»Gegenüber.«
»Lasst sie nicht los!«, erklärte Ecco, als er Brenda den Rücken zudrehte, um über die Straße zu schauen, bis hin zur anderen Seite, wo die Häuser eine einzige Front bildeten.
Ihre Augen mussten sich erst wieder an das normale Sehen gewöhnen, deshalb nahm sie zuerst nichts wahr. Sie sah nur, wie Ecco sich von ihr entfernte und auf eine bestimmte Stelle zuging, die ihm angewiesen worden war.
Für Brenda war diese Galgenfrist ein Glücksfall. Jetzt hoffte sie, dass der Kelch an ihr Vorbeigehen würde und sie genügend Zeit bekam, sich wieder zu erholen. Auch die beiden Mistkerle rechts und links, die sie noch festhielten, interessierten sich nicht mehr für sie. Sie hatten die Köpfe angehoben und schauten in die Richtung, in die Ecco sich bewegte.
Das tat auch Ethan Haycock.
Er stand günstig. So hatte er ebenfalls etwas von der Veränderung mitbekommen. Er wusste plötzlich genau, dass sie nicht mehr allein waren. Auf der anderen Straßenseite und im Schatten der Hausfronten hatte sich etwas aufgebaut, das wie ein mächtiger Schatten aussah, der sich noch nicht von der Stelle bewegte.
Aus der Ferne gesehen konnte man von einer Figur sprechen, die dort bewegungslos stand. Was allerdings nicht mehr lange der Fall war, denn plötzlich huschte ein Zucken durch die Gestalt, und einen Moment später bewegte sie sich.
Ecco war auf der Straßenmitte stehen geblieben. Breitbeinig, wie es seine Art war. Er hatte den rechten Arm vom Körper abgespreizt, und aus seiner Faust schaute die blanke Messerklinge hervor. Obwohl nur sein Rücken zu sehen war, glaubte jeder, dass er seine ursprüngliche Sicherheit verloren hatte, zudem sich ganz in der Nähe der ersten Gestalt noch eine zweite bewegte.
Ob sie aus einer Hausnische gekommen war, konnte nicht festgestellt werden. Jedenfalls war sie da und blieb neben der ersten Gestalt für einen Moment stehen.
Plötzlich lag eine Spannung in der Luft, die zuvor nicht spürbar gewesen war. Jeder hielt den Atem an. Auch Brenda spürte, wie es kalt ihren Rücken hinabrieselte.
Bis auf Ethan!
Es störte ihn nicht mehr, dass der Typ hinter seinem Rücken ihm beide Arme in die Höhe drehte. Er hatte das Gefühl, nicht mehr in der normalen Welt zu stehen, denn ihn erreichte eine Stimme oder sogar mehrere, die durch seinen Kopf schwirrten.
»Wir sind da, um dich zu beschützen.«
»Keine Sorge, Majestät.«
»Bleibt ruhig!«
Er
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