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Die Runde der Rächer

Die Runde der Rächer

Titel: Die Runde der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um in die Wand einzudringen und sie für sich zu gewinnen.
    Wir unternahmen nichts. Das Kreuz war der Weg. Es würde uns die Strecke öffnen.
    Ich hatte nicht gemessen und nicht mal geschätzt, wie groß die Felswand war, bei ihr kamen sicherlich drei große Kinoleinwände zusammen. Dieses gesamte Gebiet wurde von dem Licht gespeist, den das Kreuz abstrahlte. Es kam uns wie ein kleines Wunder vor oder wie ein Quell der Kraft.
    Die Wand verlor ihre hellgraue Farbe. Sie nahm immer stärker den grünen Schein an, den das Kreuz wahrscheinlich aus ihren tiefsten inneren Poren hervorgelockt hatte, um zu zeigen, welch eine Welt sich in oder hinter der Wand befand.
    Für uns Betrachter sah es so aus, als wäre das Gestein dabei, sich allmählich aufzulösen. Seine graue Farbe trat immer mehr in den Hintergrund, damit das Grün ein Übergewicht erhielt. Es war einfach ein Phänomen, und dieses weitete sich aus, denn nicht nur farblich veränderte sich das Gestein, es erhielt auch eine andere Konsistenz.
    Allein durch die Kraft des Kreuzes wurde die harte Masse in eine andere verwandelt. Es entstand allmählich das, womit wir schon früher gerechnet hatten und was auch auf den Fotos zu sehen gewesen war.
    Eine Wand!
    Eine Wand, die durchsichtig wurde, weil sie durch die andere Kraft in Glas verwandelt worden war.
    Weder Suko noch ich brachen in Jubelstürme aus, das überließen wir unserem Begleiter. Für ihn war es etwas völlig Neues und auch Unbegreifliches.
    »Wahnsinn ist das! Unglaublich! Ich werde noch verrückt. Aber ich habe es ja gesagt. In diesem verdammten Berg hält sich etwas versteckt. Die Wand wird aus Glas. Bald können wir hineinschauen, das kenne ich ja, und das will ich auch wieder.«
    Ich war der Meinung, dass mein Kreuz lange genug im Spalt gesteckt hatte. Deshalb zog ich es wieder hervor und freute mich, es auf meiner Handfläche liegen zu haben.
    Die grüne Farbe hatte sich auf ihm nicht gehalten. Es war wieder normal geworden. Aber die Farbe war auch nicht verschwunden. Sie hatte nur einen Ortswechsel vorgenommen und huschte jetzt lautlos und geistergleich über die Felswand hinweg, wobei sie keinen Zentimeter und keine Ecke ausließ.
    Ganz allmählich verwandelte sich die Wand. Sie wurde durchsichtig. Noch lag in ihr ein milchiges Grün, sodass wir nicht tief in sie hineinschauen konnten, aber dieses Hindernis verschwand immer mehr und sorgte dafür, dass wir freie Sicht erhielten. So verwandelte sich die Wand immer mehr in ein Fenster und gab das preis, was sie bisher für sich behalten hatte.
    Noch waren keine Einzelheiten zu unterscheiden. Ich rief mir wieder die Fotos ins Gedächtnis und dachte daran, dass innerhalb des Berges auch Licht gebrannt hatte.
    Genau das fiel uns zuerst auf!
    Es waren die verschwommenen und rötlich-gelben Flecke, die fast in Greifweite leuchteten. Ihr Licht brannte ruhig. Es fand seinen Weg nach vom. Während sich die Wand immer mehr in ein Fenster verwandelte, wurde das Bild deutlicher, das wir auch von den Fotos her kannten.
    Da gab es den großen Tisch, an dem die Kreaturen wie übergroße Krötenmenschen hockten. Wir sahen über die Länge des Tisches hinweg und schauten gegen den hohen thronähnlichen Stuhl mit der Gestalt darauf, die eine Krone auf dem Kopf trug.
    Das musste König Justin sein!
    Bei ihm hatte sich nichts verändert. Noch immer hatte er die gleiche Position eingenommen, und noch immer sah er so aus, wie wir ihn vom Foto her kannten. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen. Nur die roten Augen glühten uns entgegen.
    Etwas hatte sich doch verändert im Vergleich zu den Fotos. Auf dem Tisch standen keine Schüsseln mehr mit ihrem dampfenden Inhalt. Die Platte war jetzt leer, und die um den Tisch herumhockenden Gestalten konnten sich voll und ganz auf ihren König konzentrieren, was sie auch taten, denn alle hatten ihre kompakten Schädel der Totengestalt auf dem Thron zugedreht.
    »Ich vermisse Ethan«, flüsterte Suko mir zu.
    »Ich ebenfalls.«
    »Haben wir uns geirrt?«
    »Nein, Suko.«
    »Was macht dich so sicher?«
    Ich sah ihn an.
    »Wo sonst hätte er hin verschwinden können?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Eben.«
    Das Bild nahm noch immer an Schärfe zu. Als wäre die entstandene Glaswand eine optisch bearbeitete Fläche, die bewusst dafür sorgte. Ich war davon überzeugt, dass wir das Tor zu Aibon geöffnet hatten.
    Schärfer und klarer wurde es nicht mehr. Wir standen etwa einen Meter von der Glasscheibe entfernt, und mich packte

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