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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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keine Angriffsart, die Linden kannte. Ein laufendes Gefecht wäre nicht schweigend zwischen Donnerschlägen geführt worden.
    Angestrengt lauschte Linden durch den Sturm. Ganz Steinhausen hatte die Stimme verloren. Anele und sie hätten die einzigen Überlebenden sein können ...
    Vor dem nächsten Donnerschlag zuckte kein Blitz herab. Seit der Sturm losgebrochen war, hatte Linden noch keinen gesehen. Stattdessen schien die nächtlich dunkle Luft vor ihr sich zu einem Klumpen aus perfekter und undurchdringlicher Schwärze zu verfestigen: zu destilliertem Ebenholz oder Obsidian. Selbst ihre abgestumpften Sinne spürten seine Konzentration und Energie wie einen zerstörenden Schrei.
    Während Linden den Blitz entsetzt anstarrte, zersprang er nach unten gerichtet. Erdschollen und zersplitterte Steine spritzten von der Stelle auf, wo die Energie eingeschlagen hatte; zu viele Steine. Betäubte Augenblicke vergingen, ehe Linden begriff, dass dort ein Haus in Geröll und Steinsplitter zerschmettert worden war.
    Diesen Sturm trieb keine Naturgewalt an. Er war das Werk des Verächters. Nichts in Steinhausen Mithil konnte hoffen, ihm zu widerstehen.
    Außer wilder Magie ...
    Sie setzte sich erneut in Bewegung, doch einen Herzschlag später blieb sie wieder stehen.
    Was hoffte Lord Foul zu erreichen, wenn er diesen Sturm hatte ausbrechen lassen? Grundlose Zerstörung? Obdachlosigkeit und Schmerz? Er ergötzte sich an solchen Dingen. Aber sie erinnerte sich lebhaft an ihn; seine Untaten erfüllten immer einen verborgenen wahren Zweck. Er würde sich nicht damit begnügen, Steinhausen Mithil in Trümmer zu legen. Er wollte mehr ...
    Was würde passieren, wenn sie sich auf ein Kräftemessen einließ, weißes Feuer gegen schwarze Verwüstung? Sie wusste nicht, wie man Covenants Ring richtig einsetzte. Fand sie eine Methode, konnte sie vielleicht die Gewalt des Sturms brechen, einige von Liands Leuten retten. Oder die brodelnden Wolken konnten sich als zu stark für sie erweisen. Vielleicht würde sie um ihr Leben rennen müssen. Oder – noch schlimmer – sie konnte gänzlich die Kontrolle verlieren ... Oder sie würde feststellen müssen, dass wilde Magie sich nicht durch bloße Willenskraft heraufbeschwören ließ. Ohne sich verteidigen zu können, würde sie vielleicht vom Sturm erschlagen werden. Das wäre das Ende von Jeremiahs letzter schwacher Hoffnung gewesen.
    Auf alle Fälle würden die Meister Anele wieder einsperren, sobald die Gefahr vorüber war. Ihre Chance zur Flucht – vielleicht die einzige Chance, die sie jemals bekommen würde – wäre dann verspielt. Das würde dem Verächter zweifellos nützen.
    Nein, keuchte sie stumm. Nein. Das würde sie nicht tun. Nicht, solange sie noch atmen und denken ...
    Tu etwas, was sie nicht erwarten.
    ... und rennen konnte.
    Zielte dieser Sturm auf sie ab, würde er ihr vielleicht folgen. Dann würden zumindest einige Steinhausener mit dem Leben davonkommen. Und Staves Leute würden ihre Spur vielleicht nicht aufnehmen können.
    Sie warf sich herum, griff nach Anele, packte ihn an der Schulter seines zerfetzen Kittels. Statt zu versuchen, den Sturm zu überschreien, stieß sie den Alten vor sich her, von dem brodelnden Mittelpunkt der Schwärze weg.
    Er gehorchte, als hätte sie ihm einen Stachelstock an die Rippen gesetzt, als sei er nicht durch Blindheit behindert.
    Gemeinsam rannten sie mit aller Kraft zwischen den Häusern hindurch und aus Steinhausen hinaus: weg von dem Donner und den Meistern und dem Land, das Linden kannte.

6

Vom Verächter geführt
     
     
    Nach Süden: Linden betete darum, dass Anele und sie nach Süden rannten; weiter ins Tal hinein. Sie hoffte, der schwarze Sturm würde von Norden kommen, von dem Übel ausgehen, das im Donnerberg Unterschlupf gefunden hatte. Denn dann musste sie nach Süden fliehen – in die Berge, die sich dort wie eine Felsenbarriere erhoben. Und nur dann war die Richtung, die sie eingeschlagen hatte, richtig. Weg von den Meistern und dem finsteren Donner. Und Jeremiah.
    Tu etwas, was sie nicht erwarten.
    Weg von jeglicher Hoffnung, jemanden zu finden, der ihr helfen würde.
    Träume sind Fußangeln.
    Obwohl Linden kaum die Hand vor Augen sehen konnte, suchte sie in fliegender Hast für sich und den Alten einen Weg zwischen den Häusern hindurch und aus Steinhausen Mithil hinaus. Anele blieb dicht bei ihr, ohne gedrängt werden zu müssen oder eine Erklärung zu verlangen. Offenbar verstand er in jeder Phase seines Wahnsinns die

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