Die Runen der Erde - Covenant 07
zusammen, ließ den Ring los. »Wozu dann dies alles?«, erkundigte sie sich verbittert. »Macht es dir solchen Spaß, uns zu verspotten, dass du es einfach nicht lassen kannst? Teufel, du kannst nicht entkommen, wenn du nicht die ganze Erde vernichtest. Hast du nichts Besseres zu tun?«
Komm schon, Foul. Gib etwas preis, das ich nutzen kann. Erzähl mir, was du getan hast.
»In diesem Augenblick?«, fragte der Verächter fröhlich. »Doch, in der Tat. Du musst wiederhergestellt werden, weil du sonst nicht imstande bist, mir zu dienen. Ich beabsichtige, dir zu helfen.«
Ihr Gefährte wandte sich abrupt ab, bedeutete ihr, ihm zu folgen. »Komm, Weib. Vertraue dich unserer Führung an. Wir zeigen dir Heilerde.«
Erstmals seit sie wieder auf den Beinen war, blickte Linden an ihm vorbei und sah am Fuß des abfallenden Geländes, kaum einen Steinwurf weit entfernt, den Fluss Mithil in der Sonne glitzern. Am jenseitigen Ufer ragten Berge auf, riegelten, gezackt wie Drachenzähne, den Himmel ab. Rechts von ihr wurden sie in Richtung der Ebene niedriger; aber im Süden rückten sie am Ende des Tals zu einer steilen Felsenbarriere zusammen. Hinter ihr, teilweise durch die Bodengestalt verdeckt, brodelte und schäumte der Sturm weiter über Steinhausen Mithil. Außer vereinzelten gewalttätigen Donnerschlägen waren die einzigen Geräusche, die sie hören konnte, das feuchte Brausen des Flusses zwischen seinen Ufern, das von Eisgipfeln und fernen Meeren murmelte, und ihr eigenen keuchenden Atemzüge. Trotz des Sturms hatte die Luft einen frischen Geschmack, der eine Ahnung von Schnee und Eis auf den fernen Gipfeln enthielt. Die Brise auf ihren erhitzten Wangen erschien ihr frühlingshaft, und die Strömung des Mithil war turbulent, von Schmelzwasser angeschwollen.
Irgendwo hatte sie von ›Heilerde‹ gehört, aber sie wusste nicht mehr, was das war oder wer es erwähnt hatte. Und die Haruchai würden die Verfolgung aufnehmen, sobald der Angriff auf Steinhausen Mithil endete.
Als Anele sah, dass Linden sich nicht bewegte, winkte er sie dringender zu sich heran. »Du brachst Heilung«, versicherte Lord Foul ihr. »Sonst fangen diese selbstverstümmelten Meister dich mühelos ein, und diesmal könntest du dich nicht selbst befreien. Sie würden dich hilflos gefangen halten, bis ich gezwungen wäre, ihre Absichten um deinetwillen zu durchkreuzen. Und ohne Heilerde«, fügte er hinzu, als erkläre er einer Schwachsinnigen etwas und sei dessen überdrüssig, »gewinnst du nicht die Wahrnehmungsgabe zurück, die dich erst in den Stand versetzt, mir zu dienen. Komm jetzt! Deine Erbärmlichkeit macht mir wenig Vergnügen. Sei versichert, dass dieser jämmerliche Alte es nicht darauf abgesehen hat, dir zu schaden.«
Der Schweiß auf Lindens Stirn begann zu trocknen. Heilerde? Sie konnte nicht weiterrennen; an eine Fortsetzung ihrer Flucht war nicht zu denken. Aber sie konnte denken und sondieren und sich behaupten.
Ich beabsichtige, dir zu helfen.
Sie glaubte ihm keinen Augenblick lang; sie konnte kaum für möglich halten, dass Lord Foul das gesagt hatte. Trotzdem gab sein bizarres Angebot ihr eine Möglichkeit, die sie bestimmt nicht ablehnen würde. Scheinbar mutig erwiderte sie: »Und warum denkst du, dass ich tue, was du willst? Weil ich den Verstand verloren habe? Weil ich plötzlich dumm geworden bin? Verdammt, Foul, du hast viel zu lange deinen Willen gehabt. Du bist selbstzufrieden geworden.«
»Blinde Närrin!«, spottete der Verächter. Anele verdrehte jammervoll die Augen. »Bezweifelst du etwa, dass die Haruchai dich verfolgen werden? Bildest du dir ein, dass sie dir jetzt Freundschaft und Unterstützung anbieten werden?« Linden antwortete mit einem warnenden Lachen. »Natürlich nicht. Aber ich kenne dich, Foul. Ich denke nicht daran, dir irgendetwas zu glauben.«
Er schnaubte. »Du hast niemals Klugheit oder Wahrnehmung genug besessen, um meine Pläne zu verstehen. Dein Trotz erfüllt keinen Zweck. Er steigert nur meine Verachtung. Du verschmähst mich auf deine Gefahr hin.«
»Dann überzeuge mich«, verlangte sie. »Nenn mir einen Grund, dir zuzuhören.«
Anele wand sich, als hätte Linden ihn mit Feuer bedroht. Seine runzligen Wangen waren feucht von Tränen. Sein Kopf zuckte von einer Seite zur anderen, als fürchte er sich zu sprechen. Aber der Verächter hatte ihn in seiner Gewalt, und er konnte nicht schweigen.
»Ich habe gesagt«, antwortete Lord Foul, »dass die Haruchai mir dienen, wenn auch
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