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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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So vereinen die Bürger von Steinhausen Mithil ihre Herzen zum Wohle und zum Trost aller.«
    Wind zupfte an dem Vorhang. Die zunehmende Elektrisierung der Luft schien ein Gewitter anzukündigen. Aus irgendwelchen Gründen verließ Anele seinen Platz an der Rückwand des Raums und kroch auf allen vieren näher. Vielleicht wollte er nur besser hören.
    Liand erzählte weiter.
    »Die Versammlung nahm ihren gewohnten Verlauf, handelte von Dingen, die einen kleinen Jungen wie mich wenig interessieren konnten. Arbeiten wurden besprochen, Pläne ausgearbeitet. Ich hörte kaum zu, wartete nur auf die Geschichten. Dann wurde uns jedoch plötzlich bewusst, dass unter uns ein Fremder stand. Sein Gesicht war uns nur ungewohnt, denn wir hatten ihn noch nie gesehen. Und sein Gewand war unserem ähnlich. Äußerst seltsam erschien uns jedoch, dass keiner von uns sein Kommen beobachtet hatte. In der Tat hatten auch die Meister nicht zu erkennen gegeben, dass sie sich seiner bewusst waren, bevor er in unserer Mitte erschien. Er verlangte nicht, beachtetet zu werden. Er wartete einfach, bis wir es taten. Bald jedoch waren alle Augen und Ohren auf ihn gerichtet, und dann begann er zu sprechen.«
    Ein plötzlicher Windstoß riss den Vorhang von seinem Haken. Das Leder klatschte herunter und sperrte das letzte Tageslicht aus. Linden umklammerte erschrocken Covenants Ring; jetzt konnte sie Liands Umrisse nur noch erahnen. Anele, der fieberhaft durch die Zähne atmete, war ein undefinierbarer Schatten in der Mitte des Raums.
    Beinahe flüsternd sagte der Steinhausener: »Der Fremde sprach von Dingen, die wir nicht verstanden. Sandgorgonen. Croyel. Ein Schatten auf dem Herzen seines Volkes. Tänzerinnen der See und andere Rätsel. Auf nichts davon konnten wir antworten. Wir verstanden es nicht. Dann jedoch ...« Liands Stimme versagte kurz, als raube die Erinnerung ihm noch jetzt die Fassung. »... teilte er uns mit, hoch im Norden habe ein Übel von großer Macht und Wildheit sich von seinen Banden befreit und im Donnerberg Unterschlupf gefunden.
    ›Donnerberg?‹, fragten wir ihn höflich. ›Diesen Ort kennen wir nicht. Liegt er in der Nähe? Betrifft uns das? Von Zeit zu Zeit werden die Stürze uns gefährlich. Aber Rudel von Kresch sind das einzige Unheil aus dem Norden, das uns bislang befallen hat.‹«
    Linden stöhnte wie der auffrischende Wind. In Pausen zwischen den Böen hörte sie ein leises Zischen, als falle Regen auf heiße Steine. Liands Volk hatte vom Donnerberg nie auch nur gehört ... Die Gründlichkeit, mit der die Haruchai die Vergangenheit des Landes ausgemerzt hatten, entsetzte sie immer mehr.
    Aber Liand konnte ihre Reaktion nicht sehen; er wusste nichts von ihren Kümmernissen. Er sprach weiter.
    »Zunächst antwortete der Fremde uns mit zornigen Worten. Waren wir blind? Waren wir im Lauf der Jahrhunderte töricht geworden? Glaubten wir, die harschen Übel der Welt gering achten zu können? Aber dann griff Stave von den Meistern ein. Ich weiß seine Worte noch heute. ›Elohim‹, sagte er, ›du bist hier nicht willkommen.‹«
    Oh, verdammt! Linden stand im Dunkel der Mund offen. Ein Elohim? Was hatten diese hochmütigen Erdkraft-Wesen in dem Land zu suchen?
    In der Ferne eröffnete Donner eine Kanonade. Schmetternde Salven hallten von den Bergen wider, in deren Schutz Steinhausen Mithil lag. Bei jedem Donnerschlag jammerte Anele so verzagt, als gelte das Bombardement ihm.
    »›Diese Leute sind unwissend, Haruchai ‹«, antwortete der Fremde. »›Ihr habt ihnen alles Wissen vorenthalten. Ihr Verderben kommt auf euer Haupt.‹ Aber er sagte uns nicht, was er damit meinte. Stattdessen sprach er eine Warnung aus. ›Hütet euch vor Halbhand!‹, verkündete er mit einer Stimme, die unsere Herzen erzittern ließ. Dann schien er sich in Luft aufzulösen, wie Salz es in Wasser tut, und war verschwunden, ohne mehr als den Geschmack von Verwirrung auf unseren Zungen zurückzulassen.«
    Hätte Linden sich räuspern können, hätte sie vielleicht protestiert. Hütet euch vor Halbhand? Verzweiflung lastete auf ihrer Brust. Dieser Name war Thomas Covenant bei seinem ersten Aufenthalt im Land beigelegt worden, aber der Name Halbhand traf gewissermaßen auch auf Jeremiah zu.
    Sie hörte kaum, wie Liand fragte: »Erscheint dir das seltsam, Linden Avery? Weißt du von diesem ›Halbhand‹?«
    Die Elohim hatten Thomas Covenant nie getraut. Sie hatten seinen Weißgoldring gefürchtet, weil er trotz ihrer fließenden

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