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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Allgemeinen in Stein gehauen, aber deines ist ins Wasser geschrieben.«
    Der Alte brachte einen Arm nach vorn, wies nach unten. »Dort«, verkündete er mit Lord Fouls Stimme, »wie versprochen.« Unterschwellige Verzweiflung oder Verachtung beeinträchtigte seine Fröhlichkeit. »Heilerde.«
    Ach, verdammt. Lindens letzter Widerstand schmolz dahin, und sie sank auf die Knie. Heilerde, was? Sie fühlte, wie sie in besiegte Müdigkeit versank. Was sollte sie jetzt tun? Dem Verächter vertrauen?
    Andererseits war Aneles Notlage schrecklich anzusehen. Er musste von seiner Verwundbarkeit geheilt, von seinem Wahnsinn befreit werden. Das brauchte er dringender als alles andere in seinem Leben – vielleicht dringender als das Leben selbst. Und dazu würde es nie kommen, während die Haruchai ihn gefangen hielten und sie, Linden selbst, in einer Art Blindheit verharrte. Sie hatte versprochen, Anele zu beschützen, und er war ihr einziges Bindeglied zu ihrem Sohn. Der Alte war von Lord Foul besessen, der auch Jeremiah in seiner Gewalt hatte. Jedes Mal, wenn der Verächter sie durch Anele verspottete, verband er sie – wenn auch noch so locker – mit Jeremiah. Konnte sie erst wieder sehen, konnte sie vielleicht auch ihren Sohn erreichen. Tatsächlich war Anele vielleicht das einzige Bindeglied, das sie jemals finden würde.
    Unter ihr raunte der Mithil von Flucht, Lindens keuchendes Schweigen schien Anele zur Verzweiflung zu bringen. Grimassen und Widerwille verzerrten seine Züge, als er wieder nach unten deutete. »Dort!« In seinen Augen glitzerte weiß die Furcht. »Bist du auch verrückt? Das ist Heilerde, sage ich dir!«
    Du brauchst Heilung.
    Durch sein Drängen halb hypnotisiert, warf Linden einen Blick über die Uferböschung, sah jedoch nichts, was seine Beharrlichkeit hätte rechtfertigen können. Der von fremden Angelegenheiten unbeeindruckte Fluss rauschte auf weniger als Armeslänge unterhalb seines mit Gras bewachsenen Ufers vorbei. Wohin Anele deutete, in einer Vertiefung zwischen glitschigen Steinen, wo kleine Wellen ans Ufer plätscherten, lag ein etwa dreieckiger Fleck aus feinem Sand. Sie konnte ihn nicht von in der Nähe liegenden anderen Sandflecken zwischen ähnlichen Steinen unterscheiden.
    Das Murmeln des Wassers erfüllte ihren Kopf.
    »Dort!«, wiederholte Lord Foul, aber es hätte Anele sein können, der sie anflehte. »Dieser tatterige Krüppel ist voller Erdkraft, die ich verabscheue. In dieser Beziehung kann er sich nicht irren.«
    Er hatte behauptet, Heilerde werde ihren Sinn für das Gesunde wiederherstellen. Ohne ihn würde sie vielleicht nie lernen, Covenants Ring zu nutzen. Nur ihre Wahrnehmungsgabe bot ihr eine gewisse Hoffnung ...
    Der Verächter versuchte, Unheil zu bewirken und Freiheit zu erlangen. Konnte Heilerde sie tatsächlich wiederherstellen, musste er durch sein Angebot etwas zu gewinnen haben, das wirksam und gefährlich war. Aber auch sie konnte vielleicht etwas gewinnen. Vielleicht konnte sie seine Absichten ins Gegenteil verkehren.
    Tu etwas, was sie nicht erwarten.
    Sie hielt die Luft an, als ließe ihr Herzjagen sich dadurch eindämmen, und steckte einen Arm ins Wasser, als sei sie sich ihrer Sache endlich sicher. Mit der Handfläche berührte sie das Dreieck aus nassem Sand ... und fühlte nichts.
    Anele hielt die Augen fest geschlossen. Sein Kopf nickte eifrig, signalisierte idiotische Zustimmung. Sie grub ihre Finger vorsichtig in den Sand; schöpfte eine Handvoll heraus. Einen Augenblick lang fühlte sie nur feuchte Kühle auf ihrer Haut.
    Anele wälzte sich auf den Rücken, bedeckte das Gesicht mit seinen knorrigen Händen, winselte leise.
    Dann sah Linden im Sand ein schwaches Aufglimmen wie von einem Funken. Vor Überraschung zuckte sie leicht zusammen, als unzählige glitzernde Lichtpunkte ihre Handfläche kribbeln ließen. Goldener Flitter schien das Sonnenlicht zu reflektieren und wirbelte wie aufsprühende Funken oder der Widerschein von Gespenstern durcheinander.
    Während der Flitter wirbelte, breitete sich das Kribbeln durch ihre ganze Hand aus. Stück für Stück durchdrang Vitalität ihre Finger und die Handfläche, stieg dann im Unterarm zum Ellbogen auf und erreichte schließlich die Schulter. Unwillkürlich, sich ihres Tuns kaum bewusst, brachte sie den Sand dichter an ihr Gesicht heran, um hineinblicken zu können. Ein Hoffnungsschimmer wie ein Vorgeschmack von Erneuerung erfüllte ihre Brust und wischte Müdigkeit und Erschöpfung fort, als hätten

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