Die Runen der Erde - Covenant 07
unwissentlich. Das ist die Wahrheit. Ebenso wahr ist, dass sie dich gefangen setzen werden. Unabhängig davon, ob du dich daran beteiligst oder nicht, werden meine Pläne sich erfüllen. Kräfte sind in Bewegung gesetzt worden, die den Bogen der Zeit zerstören und die Erde mitsamt allem, was ich verabscheue, vernichten werden. Wirst du jedoch gefangen gesetzt, bleiben bestimmte Aspekte zukünftiger Ereignisse meinem Blick verborgen. Unter diesen Voraussetzungen kann ich nicht sicherstellen, dass mein Erzfeind nicht wieder Mittel und Wege findet, mich in eine Falle zu locken. Bleibst du jedoch frei, willig und fähig, mich zu befriedigen, ist meine Freilassung garantiert. Deine Versuche, mich zu bekämpfen, werden sie mir sichern. Der Bogen wird zerstört, und ich werde meinen rechtmäßigen Platz in den ätherischen Himmeln einnehmen. Dann kann mein Widersacher meine Pläne nicht mehr durchkreuzen.« Er schmunzelte. »Das ist nicht alles, aber von meinen dunklen Absichten will ich nicht sprechen.« Barsch fuhr er fort: »Somit liegt auf der Hand, dass ich deine Gefangennahme nicht wünsche. Ebenso klar ist, dass du den Haruchai nicht entkommen wirst, wenn du nicht wieder in den Vollbesitz deiner Kräfte gelangst. Dazu brauchst du Heilerde. Die Haruchai haben dafür gesorgt, dass keine Überlieferungen mehr existieren, die dir helfen könnten. Nur Erdkraft kann dir also helfen.«
Linden starrte den Alten an, war einen Augenblick lang vor Grauen wie gelähmt.
Kräfte sind in Bewegung gesetzt worden ...
Aber dann biss sie die Zähne zusammen, kämpfte ihre Verzweiflung nieder. »Schluss damit!«, verlangte sie. »Tu nicht so verdammt geheimnisvoll. Du vergeudest unsere Zeit. Erzähl mir einfach, was du getan hast.«
Anele verzog den Mund, obwohl seine gefangene Seele keinen Laut von sich gab. »Getan?«, gluckste der Verächter. »Ich?« Der hagere Leib des Alten wand sich unter Fouls Entzücken. »Nichts. Außer dass ich deinen geistig behinderten Sohn in meine Gewalt gebracht habe, habe ich nur hier und dort ein paar Ratschläge geflüstert und die weitere Entwicklung abgewartet. Die Zäsuren stammen nicht von mir. Ich habe auch nichts mit deiner Blindheit zu schaffen, denn die elegante Riposte von Kevins Schmutz ist nicht mein Werk. Fürchtest du, was getan worden ist, denke an die Elohim und verzweifle. Sie dienen mir, wie es die Haruchai tun: unwissentlich und voller Hochmut.«
Linden fluchte leise. »Und das soll ich dir glauben? Diesen Sturm hast nicht du geschickt?«
Aneles Hände fuhren nach oben, dann raufte er sich sein spärliches Haar. »Schäm dich, Weib! Schande und Qualen über dich! Du unterschätzt meine Feindschaft. Dieser erbärmliche kleine Sturm dient meinen Zwecken recht gut, aber ich wäre mir zu schade, für einen so plumpen Trick auch nur die Hand zu heben.«
Nicht? Linden schwieg verwirrt und unsicher. Zumindest in diesem Punkt glaubte sie ihm. Lord Foul war niemand, der seine Untaten leugnete. Dafür genoss er die eigene Bösartigkeit viel zu sehr.
Aber wenn er den Sturm nicht geschickt hatte ...
Sie war schwach; viel zu schwach. Sie konnte keine Kräfte mobilisieren, die sie nicht besaß.
... wer dann?
Wie viele Feinde hatte Steinhausen Mithil?
Anele wand sich noch einen Augenblick länger, als würden ihm die Eingeweide aus dem Leib gerissen. Dann warf er sich herum und spurtete zum Mithil hinunter. Als er davonrannte, rief Lord Foul ihr noch zu: »Weigere dich und sei verdammt! Dass du gefangen genommen wirst, ist sicher! Dann bist du hilflos, während dein Sohn in meiner Gewalt bleibt!«
Bisher hatte sie ihre Ängste im Zaum gehalten; jetzt brachen sie sich Bahn. Sie besaß so wenig Macht und hatte so viel Zeit vergeudet. Vielleicht bot der Fluss ihr die einzige Chance, den Meistern zu entkommen. Sie ließ sich von steifen Beinen bergab zu Anele hinuntertragen.
Vor ihr lag der Alte am Flussufer auf dem Bauch. Sein Kopf ragte über die Gräser am Ufer hinaus; man hätte glauben können, er suche seinen verlorenen Verstand in den kleinen Wellen und Strudeln des Wasserlaufs. Aus ihrem Blickwinkel schien die Strömung fast sein nach vorn gerecktes Gesicht zu berühren.
Sie verringerte Schritt für Schritt den Abstand zwischen ihnen; kam ruckartig an seiner Seite zum Stehen. »Was nun, Foul?«, keuchte sie schwer atmend. »Wahrsagst du neuerdings aus fließendem Wasser?«
»Mehr als du ahnst, Dummkopf«, antwortete der Verächter. »Die Schicksale der Menschen sind im
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