Die Runen der Erde - Covenant 07
Brühe.«
Die Ramen nickten. Drei von ihnen gesellten sich zu ihr, legten feuchte Lappen in die Wunde, um kleine Flüssigkeitsmengen aufzusaugen, wrangen die Stoffstreifen dann aus und wiederholten diesen Vorgang. Während sie arbeiteten, kam die Blutung fast zum Stehen; die Verletzte hatte schon zu viel Blut verloren. Sie brauchte eine Bluttransfusion ebenso dringend wie Antibiotika. Aber Linden hatte keine Möglichkeit, bei ihr eine Blutübertragung vorzunehmen.
Sie merkte nicht, dass sich Zuschauer um sie versammelt hatten, bis Liand ihren Namen auf eine Weise sagte, die sie den Kopf heben ließ. Soweit sie beurteilen konnte, waren sie alle da: Liand und Stave, Mähnenhüterin Hami und schätzungsweise dreißig Ramen – alle außer Anele. Sie beobachteten mit Unsicherheit im Blick, was Linden tat, aber keiner von ihnen versuchte, sie daran zu hindern. Die Intensität ihrer Beobachtung erinnerte Linden daran, dass sie nicht wusste, wie die schwer verletzte Seilträgerin hieß. Sie kannte überhaupt nur Hami mit Namen.
Liand räusperte sich. »Linden«, wiederholte er. »Die Ramen kennen einen Ort, an dem ›Heilerde‹ zu finden ist. Die Mähnenhüterin hat Seilträger hingeschickt. Aber er liegt fünf Meilen entfernt, und der Weg ist beschwerlich. Sie können nicht vor morgen Mittag zurück sein.« Er zögerte, dann fragte er: »Wird Sahah so lange leben?«
Hami schien kaum merklich zu nicken; Linden aber war sich ihrer Sache nicht sicher. Sie richtete ihren getrübten Blick wieder auf die Seilträgerin. Sahah, dachte sie. Eine junge Frau namens Sahah mit aufgerissener Bauchdecke; jünger als Liand, kaum älter als sechzehn Jahre. Hätte sie nicht solche Schmerzen gelitten, hätte sie wie ein Mädchen ausgesehen.
Lindens Hände begannen plötzlich zu zittern, und Erschöpfung ließ ihren Blick verschwimmen. »Ich weiß es nicht. Vermutlich nicht.« Jedenfalls würde Sahah ihre letzten Stunden in schlimmer Agonie verbringen. »Wenn Amanibhavam nicht eine Art Wundermittel ist.«
Sahah.
Aber es gab nichts, was sie noch hätte tun können; nicht ohne wilde Magie anzuwenden. »Das genügt«, erklärte sie den Seilträgern, die ihr assistierten. »Jetzt eure Salbe.« Der Ramen hatte gesagt, Amanibhavam sei für Menschenfleisch zu stark. »Tragt so viel auf, wie sie eurer Erfahrung nach aushalten kann.«
Irgendwie schaffte Linden es, auf die Beine zu kommen. Hätte Liand nicht einen Arm um sie gelegt, hätte sie wahrscheinlich nicht stehen können. »Schließt die Wunde«, fügte sie hinzu. »Deckt sie warm zu. Und gebt ihr Wasser, wenn sie es schlucken kann.« Abfallender Blutdruck konnte Sahah den Tod bringen, bevor Sepsis und Trauma ihr den Rest gaben.
»Linden Avery«, sagte die Mähnenhüterin nachdrücklich. »Du bist wahrlich eine Heilerin. Trotzdem bist du in großer Sorge. Fürchtest du, bei Sahah etwas versäumt zu haben? Dass sie sterben wird, weil deine Bemühungen nicht ausreichen?«
Linden nickte benommen.
»Das könnte geschehen«, gab Hami zu. »Aber ich glaube es nicht. Ring-Than ...« Sie wusste einen Augenblick lang nicht weiter. »Wie soll ich mich ausdrücken? Du besitzt sonderbares Wissen. Sein Umfang ist mir nicht bekannt.«
Linden murmelte etwas, aber die Mähnenhüterin war noch nicht fertig.
»Über dem Land liegt ein Leichentuch aus Arglist und Bösartigkeit. Vielleicht weißt du davon. Es gehört mit zu den Gründen, aus denen wir nicht in unsere angestammte Heimat zurückkehren. Es behindert die Wahrnehmungsgabe.«
Linden nickte erneut. »Kevins Schmutz.«
»Du hast seine unheilvolle Wirkung verspürt«, sagte Hami erklärend. »Wir spüren sie nicht. Für dich sind Sehvermögen und Tastsinn und Geruch beeinträchtigt. Du kannst nicht sehen, was für uns auf der Hand liegt.«
Linden streckte unsicher die Hände nach ihr aus; umklammerte Halt suchend die Schultern der Mähnenhüterin. Angestrengt blinzelnd versuchte sie Hamis Freundlichkeit zu begreifen. »Sehen ...?«
Die Ramen glichen den Haruchai? Sie konnten noch sehen?
»In der Tat«, bestätigte die Mähnenhüterin. »Du erkennst nicht, dass der über Sahah liegende Schleier des Todes durch deine Pflege lichter geworden ist. Und du bist außerstande, die gewaltige Heilkraft von Amanibhavam wahrzunehmen. Du kannst nicht sehen, dass ihr Ende nicht länger gewiss ist.«
Müdigkeit und Erleichterung schnürten Linden den Hals zu. Sie hatte kaum noch die Kraft, um zu fragen: »Wie ...?«
»Ring-Than?«
Obwohl Linden erst
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