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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zurückgelassen.
    Nach unbestimmbar langer Zeit umrundete sie einen Hügel und gelangte in den Schutz eines Steilabbruchs, an dessen Fuß Lagerfeuer brannten. Gewöhnliche Lagerfeuer aus Buschwerk und Holz, drei an der Zahl, spendeten Licht und Wärme hinter einer Felsrippe, die eine kleine Senke unterhalb des Steilabbruchs vor dem eisigen Wind schützte. Um die Feuer herum waren mehr Ramen versammelt, als Linden in Erinnerung hatte. Einige von ihnen versorgten ihre verletzten Gefährten, kochten Wasser ab und bereiteten Heilsalben zu. Andere kochten, während wieder andere Windschirme improvisierten, um auch den letzten Luftzug abzuhalten, oder Farnkraut für das Nachtlager sammelten. Linden roch Amanibhavam und irgendein Eintopfgericht.
    Solange sie noch konnte, ging sie zu den Ramen hinüber, um ihnen zu helfen, die Wunden der Seilträger, die fast ihr Leben geopfert hatten, um sie und Liand und Anele zu retten, zu säubern und frisch zu verbinden.
    Der Alte hatte das Lager vor ihr erreicht – von Ramen geführt, wenn er es nicht sogar selbst gefunden hatte. Er lag bereits hinter einem der Windschirme und schien von Erschöpfung gefällt zu schlafen. Linden half, die Verletzten zu versorgen, bis sie die junge Frau erreichte, der ein Kresch den Unterleib aufgerissen hatte. Sie lag wachsbleich neben einem der Lagerfeuer auf dem Rücken, und um sie herum kauerten mehrere Seilträger. Irgendwer hatte ihr einen dicken Lederstreifen zwischen die Zähne geschoben. Die Verletzte musste ihn zuvor gebraucht haben, um den holprigen Aufstieg aus der Kluft erdulden zu können. Jetzt waren ihre farblosen Lippen so schlaff, dass sie die Zähne zu blecken schien.
    Ohne ihren Sinn für das Gesunde fühlte Linden sich, als sei ein Teil ihres Selbst amputiert worden. Allerdings brauchte sie keine Wahrnehmungsgabe, um zu erkennen, dass der Zustand der jungen Frau sich verschlechtert hatte. Um versuchen zu können, die Wunde zu säubern, hatten ihre Begleiter Hautlappen und zerfetztes Gewebe beiseite geklappt; in der pulsierenden blutigen Höhlung sah Linden, dass die Wolfskrallen außer Darmschlingen auch die Leber verletzt hatten. Außerdem waren mehrere der dünnen Gallengänge zwischen Leber und Blase zerrissen, sodass Galle ins Blut gelangte. Allein dadurch musste Wundbrand entstehen. Linden fluchte leise. Sie brauchte ein Skalpell und Nähmaterial, Klammern und Tupfer. Und jede Menge hoch wirksamer Antibiotika.
    Aber sie hatte nichts.
    Mit kochendem Wasser hatten die Seilträger aus Amanibhavam eine Salbe zubereitet. Vermutlich kannten sie sich mit seiner Heilwirkung aus. Aber trotzdem ... Im ganzen Land kannte Linden außer Heilerde nichts, was wirksam genug sein konnte, um dieser Frau das Leben zu retten.
    Oder wilde Magie, wenn sie sich darauf verstanden hätte, sie heraufzubeschwören ... und wenn sie ihr Feuer genau richtig dosiert und präzise hätte anwenden können ... und wenn sie hätte sehen können, was sie tat ...
    Mit einem unterdrückten Seufzer fragte sie den nächsten Ramen: »Gibt es hier irgendwo Heilerde? Könnt ihr sie finden? Oder kennt ihr eine andere Behandlungsmethode? Sie stirbt, wenn wir nicht bald etwas unternehmen.«
    Der Seilträger sprang sofort auf und lief davon, als wolle er Mähnenhüterin Hami befragen. Seine Gefährten starrten Linden stumm und um Hilfe flehend an. Sie verdrängte grimmig ihre Erschöpfung. »Also gut«, murmelte sie. »Ich brauche ein weiches Tuch. Irgendetwas, mit dem ich Blut und Galle aufsaugen kann. Und kochendes Wasser. Sobald wir die Wunde so gut wie möglich gesäubert haben, benutzen wir eure Heilsalbe.«
    Sofort hasteten zwei der Seilträger davon. Einer kam mit einer weichen hellbraunen Decke zurück, die er in handbreite Streifen zerriss. Die andere Ramen brachte eine Tonschale mit dampfend heißem Wasser.
    Linden, die sich auf ihren Instinkt verließ, griff nach einem Stoffstreifen und zeigte ihn den Seilträgern. »Passt jetzt gut auf.« Nachdem sie den Lappen angefeuchtet hatte, legte sie ihn vorsichtig in die Ansammlung von Blut und Galle neben dem Rückgrat der jungen Frau. Das Gewebe nahm langsam rote und gelbe Flecken an: Todeszeichen. Sobald der Lappen sich vollgesogen hatte, zog Linden ihn heraus, wrang ihn über dem Gras aus und tauchte ihn erneut ins Wasser.
    »Arbeitet behutsam «, wies sie die Seilträger an. »Wir müssen versuchen, möglichst viel von diesem Zeug aufzusaugen. Vor allem die Galle ...« Sie zeigte darauf. »... diese gelbe

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