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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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haben tapfer gegen die Kresch gekämpft. Aber sie waren Ramen, Fleisch und Blut, und wir sind zu wenige für die Verpflichtungen, die wir eingegangen sind. Besäßest du irgendwelches Wissen oder Macht, mit der du Sahah vor dem Tod bewahren könntest ...« Ihre Augen waren sekundenlang verschleiert, als sei sie dicht davor, in Tränen auszubrechen.
    Linden wandte sich ab, um Hami den Anblick ihrer eigenen Unsicherheit zu ersparen. Die Ramen wussten, dass sie Macht besaß. Sie hatten das Vorhandensein von Covenants Ring unter ihrer Bluse gespürt. Und sie konnte die erschreckenden Details von Sahahs Zustand nur allzu deutlich lesen. Alles zerfetzte Gewebe, jede lecke Kapillare, jedes zerrissene Blutgefäß stand ihr so klar vor Augen wie bei einer Autopsie. Und überall in der Bauchhöhle der jungen Frau hatten sich todbringende Nester aus Galle und Eiter gebildet. Sahahs Unterleib glich einer Miniaturlandschaft des Großen Sumpfes, dessen Wasser und Pflanzen und Lebewesen durch die aus dem Donnerberg sickernde furchtbare Verderbnis vergiftet wurden.
    Linden ächzte innerlich, während sie Sahahs kritischen Zustand begutachtete. Sie war Ärztin, verdammt noch mal! Von ihr erwartete man, dass sie wusste, wie man Menschen heilte. Und sie hatte es in der Vergangenheit auch getan ... Vor langer Zeit hatte sie einem an Bord der Sternfahrers Schatz verunglückten Riesen allein durch ihren Gesundheitssinn das Leben gerettet. Sie hatte sich mit ihrer Wahrnehmung in ihn hineinversetzt, von ihm Besitz ergriffen und seine eigenen Muskeln und Nerven dazu gebracht, einige seiner Wunden zu schließen und seine Blutungen größtenteils zum Stillstand zu bringen. So hatte sie ihn lange genug am Leben erhalten, bis ihm andere Hilfe zuteil werden konnte.
    Aber er war ein Riese gewesen – nach menschlichen Begriffen unvorstellbar kräftig. Und sie war sofort zu ihm geeilt, bevor sein Zustand sich verschlechtern konnte. Und sein Leben war durch die heilende Vitalität von Diamondraught aufrechterhalten worden. Und damals hatte es keine Infektionsgefahr gegeben: keine verunreinigten Reißzähne und Krallen; keine austretende Galle; keinen mörderischen Aufstieg über Geröll und Felsen.
    Ihr Sinn für das Gesunde allein würde nicht ausreichen. Sahah konnte nicht ohne Macht gerettet werden: nicht ohne Heilerde oder den Stab des Gesetzes.
    Oder wilde Magie.
    Linden hatte sich längst selbst bewiesen, dass sie nicht imstande war, die Macht des weißen Goldes anzuwenden. Aber selbst wenn sie ein Meister der Silbrigkeit gewesen wäre, hätte ihr Versuch fehlschlagen können. Covenants Ring war allzu mächtig: Seine Kraft eignete sich eher dazu, Berge einstürzen zu lassen, als Infektionen zu bekämpfen oder innere Verletzungen zu schließen. Und Covenant hatte sie gelehrt, dass angewandte wilde Magie nicht feiner oder subtiler, sondern von Mal zu Mal zügelloser wurde.
    Trotzdem beobachteten die Mähnenhüterin und ihre Seilträger sie ebenso wie Liand, als hätte sie ihnen Anlass gegeben, von ihr Wunder zu erwarten.
    Weil Linden nicht wusste, was sie sonst hätte tun sollen, sah sie sich endlich im Lager nach Stave um. Er hielt sich etwas abseits von den Ramen, als hätte er die ganze Nacht dort allein verbracht, ohne das Bedürfnis nach Ruhe oder Freundschaft zu empfinden. Anscheinend hatte er jedoch auf sie gewartet; sobald sie seinen Blick erwiderte, kam er zu ihr herüber. Die Haruchai waren nie als Heiler bekannt gewesen. Sie lebten von ihren Fähigkeiten oder starben, ohne der Kosten zu achten.
    »Stave«, sagte Linden, als er sie mit einem Nicken begrüßte. »Mähnenhüterin.« Sie hätte nicht erklären können, was sie vorhatte. Sie wusste nicht einmal sicher, ob es Aussicht auf Erfolg hatte. Aber um Sahahs willen zögerte sie nicht, es zu versuchen. »Ich möchte etwas ausprobieren.«
    Hami bot ihr stumm die Schale an, doch Linden schüttelte den Kopf. »Nein, nicht das. Sie ist zu schwach. Daran würde sie sterben. Wir müssen sie erst kräftiger machen. Weiß einer von euch beiden, wohin die Urbösen verschwunden sind?«
    Die Mähnenhüterin schüttelte den Kopf, und Stave sagte: »Sie waren schon immer lichtscheue Kreaturen, denen Höhlen und unterirdischen Baue vertrauter sind als das Leben unter freiem Himmel. Ich kann nicht abschätzen, wo sie sich verkrochen haben, aber mir scheint, dass du ...« Sein Tonfall deutete an, dass er selbst du meinte. »... ihnen nicht dorthin würdest folgen wollen.«
    Linden tat seinen

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